Im Herzen der Feuersonne
um
und ging hinaus.
Am Morgen erklärte er: »Ich muss zur Bank, und
dann fahre ich bei Dr. Summerfield vorbei. Hör auf zu lamentieren, Helene. Ich
bringe das in Ordnung.«
Kaum hatte er das Haus verlassen, ordnete Helene
Kreuvert an: »Einer der Stallknechte soll sich ein schnelles Pferd satteln und
hinüber nach Hopeland reiten. Ich schreibe Ben
Ruhland einen Brief â er wird gewiss herkommen.«
Die Sonne stand schon im Zenit. Ben trat aus
der kleinen, nördlich des Wohnhauses gelegenen Hütte, in der er eine alte
Traubenpresse aufgebaut hatte. Die Gerätschaften hatte er vor wenigen Wochen in
Kapstadt gekauft. Sie waren schon alt, und zum Teil mussten sie instand gesetzt
werden, doch sie waren erschwinglich gewesen! Und er war zum Glück geschickt
genug, den vierten, halb abgebrochenen Balken der Presse zu richten und auch
einige Schrauben zu erneuern, die verrostet oder abgebrochen waren.
Er war verschwitzt und verdreckt, als er dem
jungen Reiter entgegentrat. »Was führt dich her?«, erkundigte er sich nach
kurzem GruÃ.
»Ich bin Azibo. Ich arbeite für Mijnheer de Havelbeer«, sagte der Schwarze atemlos und
sprang vom Pferd. »Man hat mir aufgetragen, Euch das hier zu geben. Und ich soll
Eure Antwort mitbringen.« Er bemühte sich, alles so auszurichten, wie es Helene
Kreuvert ihm aufgetragen hatte.
Ben nahm das Schreiben, das der junge Bursche
aus seiner Joppe gezogen hatte. Es war zerknittert und nicht mehr ganz sauber.
Er sah auf die gestochen scharf geschriebenen Buchstaben: Benjamin Ruhland , las er. Seine Finger zitterten vor Ungeduld, als
er das Schreiben erbrach und es las:
Ben Ruhland â ich schreibe Euch so formlos, weil Eile
dringend nottut. Charlotte ist erkrankt und fiebert beängstigend stark. Der
Arzt konnte ihr nicht helfen. Ich vermute, sie leidet daran, dass sie mit
Euch nicht zusammen sein darf. Wenn Ihr Mitleid habt mit ihr, wenn Ihr sie
aufrichtig liebt, dann missachtet die Wünsche meines Bruders und kommt her.
In der Hoffnung, Euch recht bald hier zu sehen, bin ich â Helene
Kreuvert.
»Hast du das gnädige Fräulein gesehen?«, fragte
Ben den jungen Schwarzen, der wartend neben dem Pferd stehen geblieben war.
»Nein, Herr. Seit Tagen hat Miss Charlotte das
Haus nicht mehr verlassen.«
Ben besann sich nicht lange. »Warte hier. Ich
ziehe mich um, dann reiten wir zusammen in die Stadt.«
Sina trat aus dem Haus und sah dem fremden Reiter
neugierig entgegen.
»Geh hinein mit ihm und gib ihm etwas zu essen.
Ich bin gleich wieder da«, wies Ben Sina an.
Als Benjamin zurückkam, trug er seinen guten
grauen Rock und hatte sich gründlich gewaschen, man roch noch die Seife, mit der
er seine Haut abgeschrubbt hatte. »Komm, wir müssen los.« Und zu Sina gewandt
sagte er: »Ich weià nicht, wann ich zurück bin. Schau nach allem.«
»Ben!« Sie hielt ihn am Arm zurück. »Ich weiÃ,
was geschehen ist. Nimm Medizin von mir mit. Du weiÃt, sie ist gut und hilft
mehr als die Medizin von euch WeiÃen.«
DrauÃen schnaubten die Pferde und scharrten
unruhig mit den Vorderhufen im Staub.
Als er nicht gleich antwortete, eilte sie ins
Haus und kehrte gleich darauf mit einer Paste und einem kleinen Beutel voller
Kräuter zurück. »Die Paste gehört auf die Brust, den Tee muss man trinken. Alle
drei Stunden einen groÃen Becher voll, so hat es Bahati, meine GroÃmutter,
gesagt.«
»Danke.« Ben nahm den Tiegel und den Beutel und
verstaute alles in der groÃen rechten Satteltasche.
Sina nickte. »Ich sorge für alles.«
Ben betrat das elegante Heim von Willem de
Havelbeer durch den Dienstboteneingang auf der Rückseite. Er hatte Amy dem
Stalljungen überlassen, dann hatte er noch rasch die Kräuter aus der
Satteltasche genommen, dann drängte es ihn, zu Charlotte zu kommen.
Zita, die er schon flüchtig kennengelernt hatte,
kam ihm auf der Treppe entgegen. »Guten Tag, Mister Ben«, grüÃte sie. »Ich hab
Euch kommen sehen. Hoffentlich hat der Herr nichts gemerkt.«
Verwirrt sah Ben sie an. »Weià er nicht, dass ihr
mich gerufen habt?«
Zita schüttelte den Kopf. » Hayi, no , das war allein mijn vrouw Kreuvert. Sie ist oben bei der jungen Lady«, stammelte die Zofe. Ben beeilte
sich, ihr unbemerkt in den zweiten Stock zu folgen, wo er kurz vor Charlottes
Gemächern stehen blieb. Er zögerte
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