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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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befehle?«
    Â»Nein.«
    Â»Doch, Sina. Ab sofort. Gib mir die Hand.« Er
hielt ihre Finger eine Weile zwischen seinen Händen. »Du gehörst zu mir. Und zu Hopeland , Sina. Das darfst du nie in Zweifel
ziehen.«
    ***

 
    Die Regenwolken zogen so rasch auf, dass
Charlotte de Havelbeer nicht mehr dazu kam, das Verdeck der leichten Kutsche
hochzuziehen. Hätte ich doch auf den Kutscher gehört und mich von ihm im großen
Landauer fahren lassen, ging es ihr durch den Sinn. Aber sie hatte allein hinaus
nach Hopeland fahren wollen. Die Stunden, die sie
ungestört mit Ben verbringen konnte, waren knapp genug bemessen.
    Heftiger Wind zerrte an ihren Haaren, und sie zog
den blauen Mantel, der am Kragen und den Ärmelaufschlägen mit weißem Hermelin
besetzt war, enger um sich. Die Kapuze, ebenfalls mit dem weichen Fell verbrämt,
wehte ihr immer wieder vom Kopf.
    Das Massiv des Tafelbergs, das sie eben noch
deutlich hatte erkennen können, war auf einmal hinter einer grauen Regenwand
verschwunden. Leises Donnergrollen erklang, und Hella, das trittsichere braune
Kutschpferd, machte erschrocken einen Satz zur Seite. Charlotte hatte Mühe, die
Zügel in den Händen zu halten und das Tier zu beruhigen.
    Endlich sah sie vor sich die Lichter der Stadt!
Die hohen Straßenlaternen, die an den Häusern angebracht waren und in denen
Öllichter brannten, wiesen ihr den Weg. Auch Hella roch wohl den heimischen
Stall, denn sie fiel in einen leichten Galopp.
    Â»Ruhig, mein altes Mädchen, ganz ruhig. Und –
Trab!« Charlotte wusste, dass es gefährlich war, auf dem Pflaster der
Hauptstraßen zu rasch zu fahren. Und jetzt, bei dem Regen, war die Rutschgefahr
noch viel größer. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich daheim angekommen
war und der Stallbursche ihr die Zügel abnahm.
    Er wollte ihr vom Bock helfen, doch Charlotte war
schon behende heruntergesprungen. Der Mantel war schwer vor Nässe, die Haare
hingen ihr in feuchten Strähnen um den Kopf. Eilig strebte Charlotte dem Haus
zu.
    Doch kaum hatte sie die Halle, in der es wohlig
warm war, betreten, kam ihr Vater ihr entgegen. Mit einer herrischen Bewegung
scheuchte er das dunkelhäutige Hausmädchen fort, das Charlotte aus dem Mantel
helfen wollte.
    Â»Warst du wieder bei diesem Hungerleider draußen
in der Wildnis?«, polterte er gleich los. »Meine Tochter schleicht sich aus dem
Haus, um mit einem zweifelhaften Kerl, der nichts hat und der nichts ist,
zusammen zu sein. Eine Schande ist das!«
    Â»Vater, Ihr tut mir Unrecht.« Charlotte zog den
Mantel aus und ließ ihn achtlos auf einen der chintzbezogenen Sessel fallen, die
in einer kleinen Gruppe an der Längsseite der Halle standen. Flüchtig versuchte
sie dann, ihr Haar zu ordnen. »Ben Ruhland ist ein anständiger Mann, der Tag und
Nacht arbeitet, um vorwärtszukommen.«
    Â»Das interessiert mich nicht. Ich will, dass du
…«
    Â»Mich interessiert aber alles, was er tut«, fiel
Charlotte ihm ins Wort, und für einen Moment war ihr Vater so verblüfft über
dieses ungehörige Benehmen, dass er still blieb. »Vater, er ist der Mann, dem
ich mein Herz geschenkt habe. Mir ist egal, von welchem Stand er ist. Nur das,
was er mir bedeutet, ist wichtig.«
    Â»So ein Unsinn! Ich verbitte mir diese Reden! Das
ist nichts als eine romantische Schwärmerei!« Willems Gesicht lief rot an. »Du
wirst ihn nicht noch einmal sehen! Ich verbiete es dir! Schließlich gehören wir
zu den ersten Familien der Stadt, und ich lasse mich nicht zum Gespött der Leute
machen, nur weil meine Tochter sich benimmt wie eine …«
    Â»Willem!« Die scharfe Stimme von Helene Kreuvert
hinderte ihn am Weitersprechen. »Du vergisst dich!«
    Der weißhaarige Mann zuckte leicht zusammen.
Aufgeregt ging er noch ein paar Schritte auf und ab und blieb schließlich vor
Charlotte stehen. »Du wirst ihn nicht wiedersehen! Ich verbiete es dir ein für
alle Mal! Und wage es nicht, dich meinem Befehl zu widersetzen!«
    Charlotte wollte aufbegehren, wollte erwidern,
dass sie sich nicht von diesen Drohungen einschüchtern lassen würde, doch ein
eindringlicher Blick ihrer Tante und deren sanftes Kopfschütteln hinderten sie
daran.
    Â»Ich gehe mich umziehen«, sagte Charlotte leise
und eilte hinüber zu ihren Räumen. Wild aufschluchzend warf sie sich auf ihr
Bett. Wie ungerecht ihr Vater war! Wie

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