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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Englischen oder Deutschen und waren leicht zu lernen, wenn man sich erst einmal an die eigenwillige Schreibweise gewöhnt hatte.
    Moning , las Isabel halblaut. Guten Morgen. Apinun – guten Nachmittag. Gutbai – auf Wiedersehen. Hauskuk – Küche. Kaikai – Essen.
    In ihrem Mund war noch immer ein bitterer, ekliger Nachgeschmack. Im Nebenzimmer sang Kiso leise vor sich hin. Ob sie die Gelegenheit nutzen sollte, ihr neu erworbenes Wissen anzuwenden?
    Sie räusperte sich, um ihre Stimme klar zu bekommen, dann rief sie: »Kiso?«
    Sie hörte Schritte, und dann stand die schwarze Frau auch schon vor ihr. »Misis?«
    Isabel nahm all ihren Mut zusammen. »Kiso, mi laikim … sampela wara?« , sagte sie stockend. Könnte ich etwas Wasser haben?
    Kisos dunkles Gesicht verzog sich vor Freude. »Yu save long tok pisin, a?«
    »Nein, nein«, wehrte Isabel ab. »Ich … ich lerne noch. Ich spreche nicht. Mi … mi no save long … tok pisin .«
    Kiso schüttelte den Kopf. »Wara? Mi bringim mobeta.« Damit verschwand sie.
    Isabel sah ihr nach. Mobeta? Hatte sie richtig verstanden? Wollte Kiso etwas Besseres bringen? Offenbar war es so, denn als die Frau nach wenigen Minuten zurückkam, trug sie ein Glas mit einer trüben Flüssigkeit.
    »Wara bilong kokonas« , erklärte sie und reichte Isabel das Glas. Wasser von der Kokosnuss.
    Das süße Getränk schmeckte herrlich und vertrieb tatsächlich den bitteren Geschmack, den die Medizin auf ihrer Zunge hinterlassen hatte.
    Als sie die tiefrote Hibiskusblüte in Kisos Hand sah, wollte sie erst abwehren, ließ es dann aber doch zu, dass die schwarze Frau sie ihr hinter das Ohr steckte. Im Spiegel konnte sie sehen, dass die leuchtend rote Blüte wie ein riesiger Blutstropfen in ihrem braunen Haar erschien.
    Kiso trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk.
    » Naispela misis« , sagte sie zufrieden. Hübsche Herrin.
    *
    Finschhafen war mehr eine Ansammlung einfacher Hütten und Häuser als ein wirklicher Ort. Vor fünf Jahren gegründet, machte es auf Isabel den Eindruck, als stünden noch immer die unausgepackten Überseekisten herum. Hier wohnte der Großteil der deutschen Bevölkerung, zumeist Beamte und Kaufleute. Die meisten der ausnahmslos einstöckigen Häuser standen zum Schutz vor Überschwemmungen auf hohen, schlanken Pfählen und waren aus vorgefertigten, aus Deutschland importierten Holzelementen erbaut. Fast alle trugen sie ein Dach aus Wellblech – der geringeren Einsturzgefahr wegen, wie sie von Herrn von Faber an diesem Morgen erfahren hatte. Zuweilen wackele die Erde hier ein wenig, aber bis auf etwas zersprungenes Geschirr habe es noch keine größeren Schäden gegeben.
    Nach dem Frühstück an diesem Sonntag hatte ihr Gastgeber sein Versprechen eingelöst. Zu dieser frühen Stunde, bevor der heiße Mittagsdunst aufsteige und solange die Tropengewitter noch fern seien, sei die beste Zeit für einen Spaziergang für ihn und die beiden Damen, hatte Herr von Faber befunden. Kaum waren sie jedoch auf die Straße getreten, war ihnen Hans von Kosse begegnet, der nach einer kurzen Begrüßung sofort das Gespräch an sich gerissen und seitdem nicht mehr zu reden aufgehört hatte.
    »Und Sie sind also Leiter der Versuchsplantage? Das ist sicher eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe«, sagte Isabel höflich, als er eine kurze Pause machte. Sie raffte ihren langen Rock, um einer der vielen Pfützen auf dem schlammigen Weg auszuweichen. Herr von Kosse reichte ihr hilfreich den Arm.
    »Ach was«, erklärte er grinsend. »Man hat mich lediglich dazu gemacht, weil ich bei meiner Ankunft hier ein Buch im Gepäck hatte, das sich hochtrabend Tropische Agrikultur nannte. Und da sie keinen Besseren fanden, stellten sie eben mich ein.«
    Isabel sah ihn fragend an, unsicher, ob er sie auf den Arm nehmen wollte.
    Der junge Mann strahlte sie unter seinem Schnurrbart an. »Ich schwöre, das ist die Wahrheit. Dabei will in diesem Malarialoch außer Radieschen so gut wie nichts wachsen. Oder ich mache etwas falsch, was aufs Selbe hinausläuft. Nun ja, immerhin nimmt die Speiseanstalt mir die Dinger ab. Mögen Sie Radieschen?«
    Sie bejahte und wollte noch mehr erwidern, als sie sah, dass ihnen drei Frauen entgegenkamen – keine Papua, wie Isabel an der milchkaffeebraunen Hautfarbe und den ebenmäßigen Gesichtern erkannte. Sie trugen nichts weiter als ein paar fransige Blätterröcke, die knapp unter ihren Knien endeten, die lockigen schwarzen Haare hatten sie mit bunten Blüten

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