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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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beeindruckt?«, warf Isabel ein.
    »Nun, es war, das muss ich zugeben, ohne mich selbst zu loben, eine großartige Sammlung. Der Herr, der sie mir abnahm, um sie nach Berlin zu senden, riss die Augen nicht wenig auf. Aber leider, leider ist noch keinerlei Beschreibung meiner wunderbaren Käfersammlung erschienen. Sicher nur, weil die entomologische Abteilung des Museums noch immer daran arbeitet. – Aber ich sehe, wir sind am Ziel angelangt. Sie nehmen es mir nicht übel, meine Damen, wenn ich Sie hier verlasse? Friedhöfe stimmen mich immer so sentimental.«
    »Ein wirklich netter junger Mann.« Henriette sah ihm hinterher, wie er strammen Schritts die durchweichte Straße entlangging. »So wortgewandt. Und genau in Ihrem Alter, Isabel. Wussten Sie, dass er ein Enkel unseres verehrten Reichskanzlers Bismarck ist?«
    Das wusste Isabel nicht. Allerdings änderte es nichts an ihrer grundsätzlichen Abneigung gegen den Vielschwätzer.
    »Bismarck ist nicht mehr Reichskanzler«, erwiderte sie, ohne auf das andere einzugehen. »Er ist vor kurzem zurückgetreten.« Sie zögerte, dann machte sie einige Schritte in Richtung des Gräberfeldes.
    »Gehen Sie nur, Fräulein Maritz«, sagte Herr von Faber. »Wir warten hier.«
    »Das war taktlos, Henriette!«, hörte Isabel ihn gerade noch flüstern, als sie bereits durch das hölzerne Tor ging. »Die Ärmste hat gerade ihren Verlobten verloren, und du versuchst, sie zu verkuppeln!«
    Henriettes Antwort verstand sie nicht mehr.
     

3.
    Kristallklares Meerwasser schwappte mit leisem Klatschen an den Rumpf des langen, schmalen Kanus. Isabel versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, um keine Unruhe in das Boot zu bringen, in dem sie nah an der Küste entlangfuhren. Bruder Lorenz, der ihr gegenübersaß, lächelte ihr beruhigend zu – zumindest vermutete sie das, denn unter dem Gestrüpp von Haaren, das seine untere Gesichtshälfte umgab, konnte sie seinen Mund kaum erkennen.
    »Keine Sorge, Schwester Maritz«, sagte er. »Sie sind hier so sicher wie in Abrahams Schoß. Jeffari ist ein guter Kanufahrer.«
    Isabel lächelte etwas gequält zurück. Als sie sich entschieden hatte, die Missionsstation zu besuchen, war sie davon ausgegangen, dies auf dem Landweg zu tun. Simbang lag schließlich nur wenige Kilometer von Finschhafen entfernt. Bruder Lorenz hatte sie allerdings darüber aufgeklärt, dass der Wasserweg schneller und bequemer sei. Sie konnte sich gerade selbst davon überzeugen: Dichtes Gebüsch wuchs fast überall bis nah ans Wasser, und der Weg, den sie manchmal im grünen Dickicht erblickte, war zum Teil überwuchert von Ranken und Schlingpflanzen.
    Zumindest machte das Kanu trotz seiner geringen Größe einen recht stabilen Eindruck, und der Ausleger an einer Seite mochte hoffentlich verhindern, dass es kippen würde. Isabel konnte den dunkelbraunen, schweißglänzenden Rücken des vielleicht fünfzehnjährigen Jeffari sehen, der unbeirrt paddelte. Über ihm schwang ein kleines, aus Blättern geflochtenes Segel im leichten Wind.
    Neben Bruder Lorenz saß noch ein zweiter Junge, ungefähr drei Jahre jünger als Jeffari. Er hatte offensichtlich Mühe, Isabel nicht gar zu unverhohlen anzustarren.
    »Sabiam, unser Hausjunge«, hatte Bruder Lorenz ihn vorgestellt, als er mit ihr zum Landungssteg von Finschhafen gegangen war, wo die beiden Jungen mit dem Kanu gewartet hatten. »Er spricht ein paar Worte Deutsch – wenn auch bei weitem nicht so viel, wie er sollte. Sabiam, sag guten Tag zu Schwester Maritz.«
    »Guten Tag, sista «, murmelte der Junge fast unhörbar.
    »Guten Tag, ihr beiden. Nem bilong mi … emi Isabel Maritz«, stellte sie sich den zwei Knaben daraufhin in stockendem Pidgin vor.
    Bruder Lorenz hob erstaunt die Brauen. »Schwester Maritz, was höre ich! Wie herrlich, dass Sie bereits ein wenig Tok Pisin sprechen! Das wird Ihnen so manches erleichtern.«
    Sabiam hatte verschämt gegrinst und seine Füße angesehen, bis Bruder Lorenz zum Aufbruch gerufen hatte.
    »Sehen Sie nur, wie wundervoll hier alles ist?«, fuhr dieser nun in seiner Lobeshymne auf die einheimische Flora fort. »Die herrliche Natur, die Wärme, das klare Wasser? Es kommt einem doch geradewegs so vor, als habe Gott hier den Garten Eden geschaffen und schon ein paar braune Menschenkinder hineingesetzt.«
    Isabel nickte zaghaft. In ihrem Magen saß ein Kloß, und sie blickte angestrengt in Richtung Land, um nicht ständig daran denken zu müssen, dass nur ein dünner Holzboden sie

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