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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Zimmer zurückgezogen.
    Vermutlich war sie nach all ihren Erlebnissen überempfindlich, aber es kam ihr vor, als würde Henriette und den Baron mehr verbinden als bloße Freundlichkeit zwischen Gast und Gastgeber. Und wenn schon. Wenn Bertholds Schwester meinte, sich den Nächsten angeln zu müssen, dann ging sie das nichts an.
    Wieso hatte Noah ihr nichts davon erzählt, dass es vorbei war zwischen ihm und Henriette? Weil er sich nicht daran erinnerte? Oder weil er es nicht wahrhaben wollte?
    Isabel schloss die Augen und versuchte, die Geräusche aus dem Salon auszublenden. Sie sehnte sich zurück in die friedliche Stille von Simbang, zu Bruder Lorenz und den anderen Missionsbrüdern, zu Gesang aus der einfachen Kirche und den lachenden Jabim-Frauen. An den feinsandigen Strand, an den sanfte Wellen rollten. An den schattigen Platz unter Conrads Pfahlhütte, mit Noah an ihrer Seite.
    Aber das würde nie wieder so sein.
    Henriette würde nicht für ihn aussagen. Sie hatte auch keinen Grund dazu, da er ihrer Behauptung nach in der fraglichen Nacht ja nur eine Stunde bei ihr gewesen war. Folglich würde man ihn wegen des Mordes an Herrn Konings anklagen und verurteilen. Und ihn vermutlich hinrichten. Isabels Herz krampfte sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
    Doch. Eine Möglichkeit gab es noch. Henriette hatte ihr den Schlüssel dazu gegeben: Isabel selbst konnte für Noah aussagen und ihm ein falsches Alibi geben.
    Nein. Nein, das konnte sie unmöglich tun. Das widersprach all ihren ethischen und moralischen Überzeugungen. Außerdem machte sie sich damit selbst strafbar.
    Aber wenn sie es nicht tat, dann würde man Noah hinrichten.
    Sie würde auf die Heilige Bibel schwören müssen. Und dann einen Meineid leisten. Früher einmal, im Mittelalter, wurde dem falsch Schwörenden die Zunge herausgeschnitten oder die Schwurhand abgeschlagen. Das musste sie natürlich nicht mehr befürchten. Wie war heute die Strafe für Meineid?
    Aber das war nun wirklich ihre geringste Sorge. Schlimmer wog, dass sie vollkommen ihren Ruf verlieren würde. War sie bereit, das auf sich zu nehmen? Für einen Mann, der sie wiederholt angelogen hatte, der sie entführt und gefesselt hatte? Der ihr seine Affäre mit Henriette verschwiegen hatte?
    Der sich den Donowai entgegengestellt hatte, damit sie fliehen konnte. Der für sie fast gestorben wäre.
    In den sie sich hoffnungslos verliebt hatte.
    Sie drehte sich auf die Seite und umfing ihr Kissen mit beiden Armen.
    Und wenn er Herrn Konings doch ermordet hatte? Im Rausch, ohne zu wissen, was er tat? Dann war er schuldig.
    Konnte sie das wirklich verantworten?
    *
    Isabel nippte an ihrer Zitronenlimonade. Heute Mittag hatte sie erneut Chinin genommen, und jetzt war ihr noch immer leicht übel. Aber dieser Abendveranstaltung durfte sie nicht fernbleiben, denn um ihre glückliche Rückkehr zu feiern, hatte Berthold offenbar alle Personen eingeladen, die in Finschhafen Rang und Namen hatten. Und so lächelte sie pflichtschuldig und ließ die besorgten oder neugierigen Nachfragen der versammelten Gäste über sich ergehen. Ja, sie sei sehr glücklich, wieder hier in Finschhafen, in der Zivilisation zu sein. Nein, ihr sei nichts geschehen. Ja, es gehe ihr gut. Und so weiter und so fort.
    Zu Isabels Bedauern zeigte sich keiner der Missionsbrüder aus Simbang. Dafür war Herr Wissmann gekommen, der Generaldirektor der Neuguinea-Kompagnie, ein kurzgewachsener, freundlicher Mann mit Glatze, sowie der redefreudige Hans von Kosse, der sogleich begann, einigen Damen und Herren von seiner Käfersammlung zu erzählen.
    Auch die Herren Lauterbach, Pahnke und Sterz waren anwesend. Sie hatten ihr Quartier auf der Herzogin Elisabeth aufgeschlagen und wollten morgen wieder in Richtung Norden abreisen. Als Isabel sah, dass Berthold mit einem Glas in der Hand bei ihnen stand, breitete sich ein ungutes Gefühl in ihr aus. Würden sie ihm jetzt von Isabels Lügengeschichten erzählen – dass sie behauptet hatte, Noah sei ihr Bruder, woraufhin die Herren ihr Leben riskiert hatten, um ihn aus den Händen eines eingeborenen Kannibalenstamms zu retten? Offenbar nicht, denn Bertholds Miene blieb unverändert freundlich, und ab und zu nickte er zustimmend.
    Er hatte sich nicht lumpen lassen. Auf einer Anrichte im Salon waren verschiedene Speisen aufgetragen worden – Schildkrötensuppe, Langusten mit Petersilienbutter, Buschtaubenbrust auf Reis mit gedünsteten Eierfrüchten, Stangenspargel mit Butter, Salat aus

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