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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Berthold, können Sie mich nach Simbang bringen?«
    Berthold schüttelte langsam den Kopf. »Liebste Isabel, ich glaube nicht, dass das jetzt der richtige Ort für Sie wäre. Nicht nach all diesen schlimmen Ereignissen, die sich dort abgespielt haben. Nein, nein, Sie kommen erst einmal mit in mein Haus. Henriette wird außer sich vor Freude sein, Sie wiederzusehen.«
    Ausgerechnet Henriette. Sie wollte widersprechen, aber plötzlich fühlte sie sich zu schwach dazu. Zu schwach, um nur irgendetwas zu entscheiden. Stumm ergriff sie den Arm, den er ihr reichte, und ließ sich von ihm an Land führen.
    *
    Es war tatsächlich fast alles wie bei ihrer ersten Ankunft. Henriette, schön und makellos wie immer, die sie mit unterkühlter Freundlichkeit begrüßte. Dasselbe Zimmer in Bertholds Haus, das man ihr zur Verfügung stellte. Dasselbe unwirkliche Gefühl. Und dennoch war alles anders.
    Mit einem vielsagenden Blick auf Isabels Hosen entschied Bertholds Schwester, ihr eines der eigenen Kleider zu überlassen. Da Kiso, die schwarze Hausangestellte, heute ihren freien Nachmittag hatte, sorgte Henriette selbst für die Auswahl.
    Als Isabel nach einer lang ersehnten Wäsche in ihr Zimmer trat, hatte Henriette bereits eine komplette Garderobe herausgesucht: Unterkleidung sowie ein Kleid in hellem Grau, elegant geschnitten, ein Korsett und sogar ein Paar leichter Schnürschuhe.
    »Kommen Sie alleine zurecht?«
    Trotz ihrer vollendeten Erscheinung wirkte Henriette irgendwie verändert. Außerdem roch sie nach Gin. Hatte sie etwa getrunken?
    »Ja. Vielen Dank, Henriette.«
    »Beeilen Sie sich. Berthold will noch einmal mit Ihnen reden.« Es hörte sich an, als würde sie einem Dienstmädchen Befehle erteilen. Dann rauschte sie hinaus.
    Für ein paar Sekunden stand Isabel reglos da und versuchte sich zu sammeln, bevor sie begann, sich anzukleiden.
    Sie fühlte sich unpassend. Fremd. Obwohl sie abgenommen hatte, drückte das Korsett unangenehm, der Stoff auf ihrer Haut fühlte sich falsch an, und auch die Schuhe waren zu klein.
    Kurze Zeit später klopfte es an der Zimmertür. Sie öffnete; Berthold stand vor ihr.
    »Sie haben sicher Furchtbares hinter sich«, sagte er, sobald sie ihn hereingebeten hatte. Er zögerte, dann fasste er nach ihrer Hand. Seine Finger waren immer noch schweißnass. »Es … es gehört sich nicht, so etwas zu fragen, aber ich muss es wissen. Hat er … hat dieser Verbrecher Ihnen … weh getan?«
    Isabel senkte den Kopf. Sie wusste, worauf Bertholds Frage abzielte: Ob Noah sich an ihr vergangen hatte, oder ob sie noch unberührt war. Was sollte sie darauf nur erwidern?
    Berthold verstand ihr Zögern falsch. »O mein Gott«, murmelte er, Verzweiflung in der Stimme. »Ich werde sofort Doktor Weinland rufen lassen!«
    »Nein, bitte«, wehrte Isabel ab. »Das ist nicht nötig.«
    »Doch, das ist es. Sie müssen jetzt nicht mehr tapfer sein, liebste Isabel. Ich will einfach sichergehen, dass er Ihnen nicht … geschadet hat.« Sein Kopf war so rot, dass Isabel befürchtete, er werde gleich platzen.
    »Nein, Berthold, bitte! Ich … Das möchte ich nicht.«
    »Vielleicht möchten Sie ja lieber mit meiner Schwester darüber sprechen …?«
    Bloß das nicht. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Danke, Berthold.«
    »Gut«, sagte er schließlich zögernd. »Ich lasse Sie nur höchst ungern allein, aber die Pflicht ruft. In Finschhafen ist es zurzeit ein wenig chaotisch. Wir hatten hier ein paar ungewöhnlich heftige Fälle von Schwarzwasserfieber. Erst letzte Woche sind zwei Beamte der Neuguinea-Kompagnie verstorben, was zusätzliche Verwaltungsarbeit bedeutet. Und auch um den Verbrecher muss ich mich kümmern.« Er zuckte über seinen eigenen Worten zusammen. »Oh, bitte entschuldigen Sie, Isabel. Am besten … denken Sie nicht mehr daran. Sie sind jetzt in Sicherheit. Er kann Ihnen nichts mehr tun.«
    Sie nickte. »Gehen Sie nur, Berthold. Ich komme schon zurecht.«
    Er verabschiedete sich hastig, dann eilte er davon, sichtlich froh, diesem unangenehmen Thema fürs Erste entkommen zu sein.
    Ein Räuspern schreckte sie auf, dann schob sich Henriette durch die nur angelehnte Tür. Sie hielt zwei gefüllte Gläser in der Hand.
    »Berthold meinte, ich solle noch einmal nach Ihnen sehen.« Sie reichte Isabel ein Glas. »Gin mit Limettensaft und einer ordentlichen Dosis Chinin. Nur so kann man diesem grassierenden Fieber Einhalt gebieten. Trinken Sie.«
    Isabel nahm das Getränk dankbar an und nippte daran. Säuerlich,

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