Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
betete sie, führe meine Hand und gib mir Kraft. Lass mich alles richtig machen. Und bitte, Herr, lass ihn nicht schreien!
    So nah war sie ihm noch nie gewesen. Doch, einmal: Als er sie aus dem Wasser getragen hatte. Aber daran durfte sie jetzt nicht denken! Sie sah, wie rasch sein Puls in seiner Halsbeuge klopfte. Genauso schnell wie ihrer. Es tröstete sie nicht im Geringsten, dass ihm ebenfalls unbehaglich zumute war.
    Bisher hatte sie es vermieden, ihn zu berühren, aber jetzt würde es unumgänglich werden. Sie holte Luft. »Dann … dann wollen wir mal.«
    Der Blick seiner blauen Augen ging von ihr zu Berthold und richtete sich dann auf die Zange in ihrer Hand. Für einen Moment hoffte Isabel, er werde einen Rückzieher machen, aber schließlich lehnte er sich zurück und hob die gefesselten, noch immer zu Fäusten geballten Hände, als wollte er beten.
    Dann geschah alles so schnell, dass sie kaum mitbekam, wie ihr geschah. Eben noch wollte sie zur Tat schreiten, und im nächsten Moment steckte sie in einer stahlharten Umklammerung: Noah war aufgesprungen, hatte ihr seine Arme über Kopf und Schultern gestreift und hielt sie jetzt von hinten so fest an sich gepresst, dass sie kaum noch Luft bekam.
    »Machen Sie sie auf!«, stieß er hervor, die gefesselten Fäuste dicht vor ihrem Gesicht. »Los!«
    »Was?« Vor Schreck konnte sie nur noch krächzen. In ihrem Rücken konnte sie seinen Herzschlag spüren, schnell und hart wie ihr eigener.
    »Die Handschellen! Mit der Zange, los, machen Sie sie auf!«
    Er wollte die Zange – um damit die Handschellen zu öffnen? Deswegen diese ganze Posse? Der Schreck verwandelte sich in Fassungslosigkeit. Er hatte sie hereingelegt! Oh, wie hatte sie nur so dumm sein können?
    Aber sie dachte ja gar nicht daran, sich von ihm zum Narren halten zu lassen.
    »Was fällt Ihnen ein? Lassen Sie mich los!« Sie öffnete die Hand und ließ die Zange, die sie bis jetzt festgehalten hatte, auf den Boden fallen. Außerdem versuchte sie, ihm gegen das Schienbein zu treten, was der lange, enge Rock allerdings verhinderte. Dabei traf ihr Blick den von Sabiam, der sie mit offenem Mund anstarrte. Auch die anderen Kostschüler wirkten fassungslos.
    »Lass sie sofort los, du Hurensohn!« Bertholds Stimme zitterte. Der Revolver, den er auf Noah gerichtet hatte, nicht.
    Hinter ihr stieß Noah den Atem aus. Ohne den Druck seiner Arme zu lösen, schob er sich ein Stück von ihr fort. Dann erstarrte sie: Sie spürte etwas Scharfes, Spitzes, das sich nahe der Kehle in ihre Haut bohrte.
    »Keine Angst, ich tu dir nichts!«
    Hatte er das gerade geflüstert? Nein, sie musste sich getäuscht haben.
    »Legen Sie den Revolver weg, Herr von Faber, wenn Sie nicht wollen, dass ihr etwas passiert!«
    Ein Messer! Da war ein Messer an ihrem Hals – nein, ein Knochendolch! Wieso hatte denn niemand an Noahs kleinen Knochendolch gedacht? Er musste ihn schon die ganze Zeit in der Faust versteckt gehalten haben! In Panik schreckte Isabel vor der Klinge zurück, versteifte sich vor Furcht, ihr ganzer Körper vibrierte vor rasendem Herzschlag.
    »O mein Gott!« Berthold stöhnte entsetzt auf. »Bitte! Bitte, tun Sie ihr nicht weh!« Er beugte sich langsam vor und legte den Revolver auf den Boden. »Sehen Sie, ich habe keine Waffe mehr! Nur bitte, bitte lassen Sie sie gehen! Isabel, Liebste, haben Sie keine Angst, es wird alles gut!«
    Sie hörte Noah hinter sich hastig atmen und spürte die Kraft, mit der er sie umfangen hielt. »Wo ist der Schlüssel?«, rief er Berthold zu. »Der Schlüssel für die Handschellen?«
    »Den hat Pater Lorenz mitgenommen«, gab Berthold mit schwankender Stimme zurück. »Nach Finschhafen.«
    Noah fluchte. Isabel versteifte sich erneut. Bitte, lieber Gott, lass das alles nur ein Alptraum sein und mich wieder aufwachen!
    Unter den Kostschülern entstand Unruhe, aufgeregt begannen sie durcheinanderzureden.
    »Heb die Zange auf«, sagte Noah leise.
    Langsam, die scharfe Klinge immer noch an ihrem Hals, bückte sie sich. Er folgte ihrer Bewegung. Mit einer Hand tastete sie nach der fallengelassenen Zange und hob sie schließlich auf. Ob sie ihre Arme so weit zu heben vermochte, dass sie ihm die Zange auf den Kopf schlagen konnte? Nein, bloß nicht – wer wusste schon, was ihr dann passierte.
    Der Druck der Klinge verschwand, kurz lockerte er seine Umklammerung, dann erschienen seine Hände vor ihrem Gesicht.
    »Mach den Ring in der Mitte auf.«
    Die beiden hufeisenförmigen, durch je einen

Weitere Kostenlose Bücher