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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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sie uns … töten?«
    Er schüttelte langsam den Kopf, seine Stimme zitterte. »Dich nicht. Dich will Korua-Kolta zur Frau.«
     

12.
    Sie starrte Noah an, alles Blut schien in ihr zu gefrieren. Nur verzögert erfasste sie die Bedeutung seiner Worte.
    »Seine … Frau? Ich soll seine Frau werden?« Sie keuchte auf, als die Panik nach ihr griff. »Das … das hat er nicht gesagt. Das hast du gerade nur erfunden!« Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht, dass Noah log. Eigentlich hätte sie auf der Stelle ohnmächtig werden müssen. Die Vorstellung, von diesem furchteinflößenden Wildenhäuptling angefasst und geschändet zu werden, war fast mehr, als sie ertragen konnte. »Noah?«
    »Sei still! Ich überlege mir was.«
    Er sagte ein paar Worte in der fremden Sprache. Offenbar bot er dem Häuptling ihre ausgebreiteten Sachen als Geschenk an. Korua-Kolta lachte und wischte seine Worte wie Fliegendreck beiseite. Natürlich konnte er lachen – da Noah und Isabel seine Gefangenen waren, zählten die Gegenstände ohnehin bereits zu seinem Eigentum. Dennoch ließ er sich von einem seiner Leute nacheinander die Sachen an seinen thronähnlichen Sitz bringen. Er nahm die Zahnzange, die sich noch immer im Tragenetz befunden hatte, und wedelte damit herum, dann warf er sie zurück auf den Boden.
    Für ein paar Augenblicke achtete niemand auf Isabel. Zitternd griff sie nach ihrer zerrissenen Bluse und streifte sie über. Jetzt war sie wenigstens wieder ein bisschen bedeckt.
    Der Häuptling langte nach der verbliebenen Handschelle, aber als er versuchte, seine dunkle Pranke hindurchzustecken, war die Hand zu groß. Dann schien er genug zu haben, und mit einer unwirschen Handbewegung ließ er alles wieder forttragen. Nur das lange Buschmesser hatte sein Gefallen gefunden.
    Erneut gab es einen kurzen Wortwechsel zwischen dem Häuptling und Noah, dessen Hände noch immer im Nacken gefesselt waren. Immer wieder schien der Häuptling ihn nicht zu verstehen, musste Noah nach Worten suchen. Dann hob Korua-Kolta eine Braue, sah zu Isabel und grinste zähnefletschend.
    »Noah?« Ihre Stimme klang ganz zittrig. »Was hast du ihm erzählt?«
    »Dass er dich nicht zur Frau nehmen könne, weil du …«, er stockte kurz, »weil du schon mir versprochen seist.«
    »Wie bitte?«
    »Das war das Einzige, was mir eingefallen ist! Aber es hat ohnehin nichts genützt. Er will …« Er brach ab, als einer der Wilden ihn aus seiner knienden Haltung in den Stand zerrte. »Nein!«, stieß er auf Deutsch aus, und auch Isabel durchfuhr kalte Angst. Was hatten sie vor? Wollten sie ihn jetzt etwa … hinrichten?
    Mühsam brachte er ein paar Worte in der fremden, kehligen Sprache hervor, und das endlich schien den Häuptling zu beeindrucken. Er stellte eine Frage, und Noah nickte. Sein Atem flog, Isabel sah ihm an, dass er um Fassung rang. Korua-Kolta winkte dem Mann, der daraufhin Noahs Arm losließ.
    Was ging hier vor? Ging es um Noah? Oder um sie?
    »Isabel«, sagte Noah leise, »hast du die Streichhölzer noch?«
    Sie konnte ihn nur begriffsstutzig ansehen. »Was?«
    »Die Streichhölzer! In Conrads Dose. Sag nicht, dass du sie nicht mehr hast!«
    »Doch, doch. Das heißt, ich hoffe es …« Mit zitternden Fingern kramte sie in ihrer Rocktasche und förderte das silbrige Kästchen zutage. »Wieso? Wofür brauchst du sie?«
    »Ich habe behauptet, ich würde einen mächtigen Zauber beherrschen und könne Feuer aus dem Nichts erzeugen. Jetzt will der Häuptling Beweise sehen. Na los, gib es ihm!«
    Korua-Kolta streckte die Hand aus, und Isabel reichte ihm die Dose. Doch statt nach der Dose griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie näher zu sich. Ihr Sträuben hatte keine Wirkung.
    Der Häuptling nahm ihr das silberne Kästchen ab, besah es von allen Seiten, schüttelte es und lauschte dem Rasseln darin, konnte aber offensichtlich nichts damit anfangen. Ein kurzer Befehl, und einer der Donowai durchtrennte Noahs Fesseln. Noah ließ die Arme sinken und rieb sich die Handgelenke.
    Isabel betete lautlos. O Herrgott hilf. Lass diese Mensche n noch nie ein Zündholz gesehen haben! Und bitte, bitte, lass es funktionieren!
    Eilig wurden Gräser und Zweige zusammengetragen und auf einen kleinen Haufen vor den Häuptling geschichtet. Man händigte Noah die Dose aus, woraufhin er sich vor das aufgeschichtete Holz kniete und einige fremdartige Gesten vollführte. Dann begann er, etwas zu murmeln, was für Isabel zuerst wie eine magische Beschwörungsformel klang

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