Im Herzen der Wildnis - Roman
Laphroaig in die Hand. Er duftete nach einem Torffeuer und der rauen schottischen See, und so schmeckte er auch. »Ich hab dir etwas mitgebracht.« Sie zog eine Platte aus ihrer Tasche und gab sie Jay. »Ein kleines Geschenk.«
Er betrachtete die Hülle. »Franz Liszt. Sogno d’amore.«
»Du hörst doch Liszt?«
Jay nickte. » Les Préludes ist mein Lieblingsstück.« Er drehte die Hülle um und las fasziniert die Rückseite. »Sogno d’amore. Franz Liszts Liebestraum . Woher hast du die Platte?«
»Aus einem kleinen Laden nahe der Piazza Navona in Rom.«
Jays Augen leuchteten. »Weißt du, wie lange ich diese Aufnahme schon suche?«, fragte er gerührt. »Ich liebe dieses Stück!« Er zog das Grammofon auf, legte die Platte auf und setzte den Tonarm auf die leicht schwingende Rille. Ein Knacken und Rauschen ertönte, dann begann die sanfte und leidenschaftliche Klaviermusik. Jay nahm ihr das Glas aus der Hand und legte seinen Arm um sie, um sich eng an sie zu schmiegen, sie festzuhalten und ganz langsam mit ihr zu tanzen.
Ihre Hand in seiner, ihr Körper an seinem, ihr Herz an seinem … Sie küssten sich wie berauscht, während sie sich in ihrem eigenen Liebestraum um sich selbst drehten. Die Klaviermelodie wurde immer leidenschaftlicher, immer begehrlicher und fordernder. Am Ende, nach viel zu kurzen fünf Minuten, verklang sie in einer zärtlichen Tonfolge im Kratzen und Rauschen des Schellacks.
»Was für eine Nacht«, seufzte sie. »Ein Sogno d’amore, der niemals enden soll.« Jay küsste sie innig, und sie legte ihre Arme um ihn. »Lass uns nach oben gehen.«
Er lachte leise, und seine Stimme klang rau und heiser. Er war zutiefst erregt, das hatte sie während des Tanzens bemerkt.
»Du nimmst das Grammofon, ich die Gläser.«
Jay schwenkte den Tonarm zur Seite, hielt den Plattenteller an und wuchtete das Grammofon hoch. Mit den Scotchgläsern in der Hand und Franz Liszt unter dem Arm folgte sie ihm die Treppe hinauf in Ians Schlafzimmer, wo bereits ein Meer von Kerzen brannte. Wie zauberhaft und wie romantisch! Und ein großes Himmelbett voller Kissen – wie schön!
Während Jay das Grammofon aufzog, legte sie Les Préludes auf und setzte den Tonarm auf die leicht gewellte Platte. Als mit einem leisen Rauschen und Knacken die zarte Melodie anhob, legte Shannon ihre Arme um Jay und zog ihn zum Bett. Seit drei Jahren hatte sie mit keinem Mann mehr geschlafen, und sie vermisste es, und wie! »Siebzehn Minuten und acht Sekunden. Komm schon, Jay, das schaffen wir ganz entspannt!«
Er lachte über ihre Ungeduld, und sie wusste genau, es gefiel ihm, dass er sie nicht bedrängen musste. Er genoss es, dass sie ihn verführte, dass sie ihn in die Kissen drückte und entkleidete, während er sich lustvoll schnaufend unter ihr wand. Und sie mochte es, wie er nicht genug von ihr bekommen konnte, wie er immer wieder versuchte, sie zu berühren, während sie sich lachend über ihn beugte, sie mit den Fingerspitzen zu streicheln, als könnte er diese kleine und flüchtige Berührung auf keinen Fall entbehren.
Jay war so anders als ihre Brüder und Cousins, die Sex wie einen Leistungssport betrieben, sich wie beim Pferderennen miteinander maßen und mit ihren Siegen prahlten. Über das romantische Ideal, nur eine Frau zu lieben, hätten sie sich nicht mehr zu halten gewusst vor Lachen und sich gegenseitig auf die Schultern gehauen. Jay war viel weicher und zärtlicher.
Sie zog sich rasch aus und legte sich auf ihn, um die Wärme seines Körpers zu spüren. Sie mochte es, wie er seine Arme um sie legte. Wie er den Kopf vom Kissen hob, um sie zu küssen. Und wie seine Hände über ihren Po und ihren Rücken wanderten. Eng umschlungen küssten sie sich im Kerzenschein, als hätten sie ein Leben lang auf diesen Moment der Glückseligkeit gewartet. Sie streichelte seine Brust, deren Muskeln hart und fest waren, wie die an seinen Schenkeln. Er seufzte leise und gab sich der Zärtlichkeit ihrer Liebkosungen hin, als sie sich über ihn beugte, um seine Brust zu küssen, seinen Nacken, sein Gesicht. Sein Haar schimmerte im Kerzenlicht, und seine Haut fühlte sich weich und zart an. Als sie sich aufrichtete und die Beine anzog, setzte er sich auf, legte die Arme um sie und hielt sich an ihr fest, um sich hinabzubeugen und ihre Brüste zu küssen.
Mit der leidenschaftlichen Melodie wirbelten ihre Gefühle und Empfindungen auf, und ihr Atem ging schwer und keuchend. Unwillkürlich passte sich Jay der mitreißenden
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