Im Herzen der Wildnis - Roman
herum, genossen die Geborgenheit und Wärme in den Armen des anderen, neckten sich, lachten ausgelassen und waren wieder ernst, liebten sich und redeten stundenlang über sich, ihre Hoffnungen und Träume. Mittags schlenderten sie Arm in Arm hinunter zur Fisherman’s Wharf, wo sie Krabben in zerlassener Butter aßen. Das Abendessen holten sie aus Chinatown. Auf dem Rückweg zu Ians Haus entdeckte Josh einen Plattenladen, wo er einen Stapel Schellacks kaufte: Er hatte plötzlich eine unbändige Lust, mit ihr zu tanzen, bevor sie wieder atemlos die Treppe hinauftaumelten.
Am Sonntag blieben sie bis mittags im Bett und lagen in den Armen des anderen. Sie waren wie besessen voneinander, liebten sich, schliefen zusammen, badeten gemeinsam, kuschelten vor dem Kamin und konnten einfach nicht voneinander lassen. Der Gedanke, dass Shania ihn im Morgengrauen verließ und er sie erst in einer Woche wiedersehen sollte, machte Josh traurig. Sie wollten das nächste Wochenende auf ihrem Boot verbringen, um ein bisschen zu segeln oder sich einfach nur von der Strömung nach Süden treiben zu lassen bis zu den Klippen der einsamen Zypresse nahe Monterey. Nach diesem windzerzausten Baum hatte sie ihr Boot benannt. Mitten in der Nacht stand Josh auf, irrte ziellos durch das Haus und fragte sich, wie er die fünf Tage ohne sie überstehen sollte – und ohne Ian. Doch schließlich kehrte er ins Bett zurück, kuschelte sich an sie und nahm sie fest in die Arme. Mit einem glücklichen Lächeln drückte sie sich an ihn, und er schlief endlich wieder ein.
10
Hinter dem Schattenriss des Baumes mit der flachen Krone glühte der Abendhimmel in den Farben von Rosenblüten und Lavendel. Die Erde war schwarz bis zum Horizont. Ebenso die hohen Gräser und der skurrile Baumstumpf, der aussah wie vom Steppenbrand verkohlt. Nur der Bach, der sich einige Schritte entfernt durch die Steppe wand, schimmerte in leuchtenden Farben. Die irdenen Farben Afrikas hatten in der Sonnenglut Feuer gefangen und brannten lichterloh. Jetzt im Februar war die Luft warm und mild, und Rob atmete tief den Duft der heißen Erde und des trockenen Grases ein. Er legte sein verletztes Bein auf den Faltstuhl vor ihm, lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er war erschöpft von der stundenlangen Jagd, und das Schmerzmittel, das er zum Abendessen genommen hatte, machte ihn benommen.
Schritte raschelten im hohen Gras, und das Zirpen der Zikaden verstummte, um nach einigen Augenblicken erneut einzusetzen. Vermutlich näherte sich einer der schwarzen Diener, um das Geschirr abzuräumen. Ohne die Augen zu öffnen, murmelte Rob: »Ich hätte gern noch ein kaltes Bier.«
Die Schritte entfernten sich in Richtung des Safarizeltes. Rob döste vor sich hin und dachte über das unerfreuliche Gespräch vor zwei Tagen in Johannesburg nach. Die Aktienbeteiligungen an De Beers, die Conroy Enterprises in den letzten Monaten …
Ein plötzlicher Knall ließ ihn zusammenzucken. Auf dem Klapptisch vor ihm stand eine geöffnete Flasche Guinness, an der das Wasser heruntertropfte. Daneben stand Evander Burton in Safariausrüstung, eine zweite Flasche in der Hand.
Rob blinzelte ihn überrascht an. »Evander?«
»Ich hab gehört, du hast dich mit einem Löwen angelegt.« Mit der Flasche deutete er auf das verbundene Bein. Evander blickte sich nach einem weiteren Faltstuhl um, konnte im Schein des Lagerfeuers aber keinen entdecken. Behutsam packte er Robs verletztes Bein am Reitstiefel, hob es an, setzte sich auf den Stuhl und legte es sich über das Knie. »Geht’s so?«
Rob rutschte auf dem Stuhl herum, um eine bequeme Position zu finden, und musterte Evander, der den zerbissenen Stiefel inspizierte. Der Verband schimmerte durch die Risse im Leder. »Yeah, ist ja nur ein Kratzer.«
»Red doch keinen Stuss! Ich hab gehört, der Löwe hätte sich in dein Bein verbissen, um dich hinter sich herzuziehen. Du hättest dich jedoch retten und ihn mit einem Schuss in die Flucht schlagen können.« Evander nahm einen Schluck, dann setzte er die Flasche auf seinem Knie ab. »Rob, wenn du während der Safari derart tollkühn dein Leben riskierst«, stutzte Evander ihn forsch zurecht, »kann Tom doch eigentlich gleich alles Shannon vermachen.«
Rob griff nach der Flasche und trank einen Schluck. »Wieso bist du hier, Evander? Warum bist du mir nach Johannesburg und weiter in die Wildnis gefolgt?«
»Weil Tom will, dass ich auf dich aufpasse.«
Rob verdrehte genervt die Augen
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