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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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nickte hinüber zu den Lichtern.
    »Ja, warum nicht?«
    »Magst du rohen Fisch?«
    »In Alaska esse ich meinen Lachs immer roh, frisch aus dem Yukon.« Jay grinste jungenhaft. »So wie die Grizzlys.«
    »Wie wär’s mit Sushi? Und einem heißen Sake, damit uns wieder warm wird?«
    »Ist dir kalt?«
    »Ein bisschen.«
    Jay blieb stehen und hüllte sie in eine wärmende Umarmung. »Besser so?«
    Sie musste lachen, lehnte sich an ihn und atmete tief seinen Duft ein. Er roch so gut. »Viel besser.«
    Es fühlte sich sogar richtig gut an, dachte sie, denn in seinen Armen fühlte sie sich geborgen und geliebt. Es war ein berauschendes Gefühl, von dem sie nicht genug bekommen konnte. Und da war auch wieder dieses wohlige Behagen in ihrem Leib, das immer intensiver wurde. Sie konnte sich nur eine Sache vorstellen, die noch schöner war …
    Ohne Hemmungen gaben sie sich den Gefühlen hin. Eng umschlungen küssten sie sich mit aller Leidenschaft und scherten sich nicht darum, ob jemand sie beobachtete.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er leise.
    »Wie in einer Schneekugel mit glitzerndem Sternenstaub.«
    »Na prima, dann komm.« Lachend nahm er ihre Hand und führte sie über den Strand zu den Cars.
    Carville sah aus, als habe ein kleiner Junge mit seiner Spielzeugeisenbahn am Strand gespielt. Es bestand aus mehr als hundert alten, einst von Pferden gezogenen Wagen. Schon vor Jahrzehnten hatten die Cable Cars diese alten Wagen ersetzt. Sie waren zu niedlichen Bars umgebaut worden. Das japanische Restaurant bestand aus sechs übereinandergestapelten Cars, die durch hölzerne Außentreppen und Laufstege miteinander verbunden waren. Davor standen zwei weitere Cars als Strandpavillons. An winzigen Tischchen konnte man sich dort gegenübersitzen.
    Jay hatte wohl dieselbe Idee, denn er zog sie zu einem der Wagen hinüber, den sie ganz für sich allein hatten. Sie kletterten hinein, rutschten auf die Sitze und hielten sich an den Händen, bis jemand kam, der die Bestellung entgegennahm. »Und frag bloß nicht nach Stäbchen!«, lachte sie. »Sushi wird in Japan mit den Fingern gegessen!«
    Nach dem Essen schlenderten sie Arm in Arm zurück. Die Nachtluft war erfrischend kühl, der Wind strich durch ihr Haar, und sie beide waren allein. Immer wieder begegneten sich ihre Blicke, immer wieder blieben sie stehen und küssten sich, und Shannon hatte das Gefühl, als hätte Jay einen Funken in ihr entzündet, ein loderndes Feuer, das lange Zeit verloschen war. In Rom hatte dieses Feuer das letzte Mal gebrannt, als sie mit Marcantonio zusammen gewesen war. Und jetzt flackerte und knisterte es plötzlich wieder lichterloh. Sie hatte Lust, sich ihm zu schenken, noch heute Nacht. Und sie glaubte, er empfand ähnlich, denn er wurde immer unruhiger, je näher sie ihren Autos kamen.
    Schließlich blieb sie stehen – die Zeit des Abschieds war gekommen. »Ich finde den Abend wunderschön.«
    »Ich auch«, gestand Jay leise.
    »Ich will nicht, dass er jetzt schon endet. Ich möchte das ganze Wochenende mit dir zusammen sein.«
    »Ja, das wäre schön«, sagte er sanft und küsste sie.
    »Und ich möchte sehr gern mit dir schlafen, Jay, aber nicht im Taumel der Leidenschaft hier unten am Strand. Das wäre … meinen Gefühlen für dich nicht angemessen.«
    »Nein.« Seine Stimme klang rau, und er musste tief durchatmen. War er enttäuscht? »Kennst du den Russian Hill?« Er nannte eine Adresse. »Kannst du in zwei Stunden dort sein?«
    Die Fahrt nach Hause dauerte eine halbe Stunde, wenn sie die Abkürzung über den Strand bis zum Cliff House und dann um Land’s End herum zum Presidio nahm. Ihre Tasche hätte sie in fünf Minuten gepackt. Und bis zum Russian Hill war es eine weitere halbe Stunde. »Das schaffe ich schneller.«
    »Ich aber nicht. Ich muss erst aufräumen.«
    Sie schmunzelte. »Na gut, dann sehen wir uns um Mitternacht. Ich freue mich auf dich.«
    Mit hoher Geschwindigkeit raste Shannon durch den Presidio Forest. Sie war spät dran, Skip hatte sie zu lange aufgehalten. Immer wieder drehte sie sich um, doch sie konnte keine Lichter hinter sich erkennen. Niemand folgte ihr.
    An der Marina entlang fuhr sie nach Osten. Über dem schwarzen Wasser schwebten die Lichter von Alcatraz. Shannon musste an Aidan denken. Und an Claire, die sie gestern besucht hatte, um ihr einen Strauß Rosen und eine Karte zu bringen, die sie im Namen ihres Bruders unterschrieben hatte. Claire, die seit Monaten kein Lebenszeichen von ihrem Verlobten erhalten

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