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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Gewißheit?«
    Saul zog eine Probeflasche hervor. »Allgemeine biologische Prinzipien. Die Funktionen ihrer Langkettenmoleküle können sich nicht verändern, nur weil ihr Lebensrhythmus sich verlangsamt.«
    Saul schnitt ein Stück vom nächstbesten Gewächs und fing es mit der Flasche auf. Er beobachtete die Schnittstelle, wo dunkles Gewebe eine Flüssigkeit absonderte. »Bemerkenswert. Das Gewächs sekretiert einen Schutzfilm gegen den Verlust von Feuchtigkeit an das Vakuum. Die Flüssigkeit selbst muß einen starken Gerinnungsfaktor haben, so daß sie erhärtet, ehe sie sich verflüchtigen kann.«
    »Na, nun kommen Sie schon«, rief Carl ungeduldig.
    »Wahrscheinlich ist es eine Flüssigkeit mit hoher Oberflächenspannung. Sie bleibt gerade lang genug flüssig, um die Verletzung ganz zu bedecken.«
    Saul nahm noch eine Probe von einem anderen Gewächs, dann stieß er sich ab. »Fertig.«
    »Gut«, sagte Jeffers. »Dann können wir den Mikrowellenherd für gebratene Auberginen bereitmachen.«
    Carl instruierte die Maschinen, daß sie ihre Antennen auf die Gewächse richteten. Bei der Mikrowellenbestrahlung gab es zwangsläufig Überlappungen, die auch die Wände im angrenzenden Bereich bestrahlten, aber das ließ sich nicht ändern. Der Trick – Sauls Idee – bestand darin, den Mikrowellenbohrer auf die genau Vibrationsfrequenz eines für die einheimischen Lebensformen charakteristischen Moleküls einzustellen, so daß schon eine kurze Bestrahlung zu ihrer Zerstörung durch Hitze führen würde, ohne zugleich das hinter der Schachtwandung anstehende Eis zu erwärmen.
    »Hoffentlich stimmt die Sache.«
    »Ich bin zuversichtlich. Die Berechnung ist durchaus konservativ. Sehen Sie, wenn die Methode auf diese Gewächse und die Würmer wirkt, kann ich die Frequenz auch auf die grünen Schleimalgen einstellen und sie bekämpfen.«
    »Um das Zeug abzutöten, müßten Sie alles ringsherum verbrennen. Und wenn das anstehende Eis verdampft, gibt es Entladungen, denen ich mich nicht aussetzen möchte.«
    »Meine Berechnungen zeigen…« Saul fing seinen Blick auf. »Ach, lassen wir das! Machen wir einen Versuch!«
    »Stimmt die Einstellung?« fragte Jeffers.
    Saul nickte. Carl legte seine behandschuhte Rechte auf den Schalter. »Es geht los.«
    Er spürte ein schwaches vibrierendes Summen unter seiner Hand, als der Mikrowellenbohrer in Aktion trat. Im nächsten Augenblick wurde Carl herumgerissen, und die Wand flog auf ihn zu. Ein weißgestreifter Schneesturm traf ihn, blies ihn durch den Schacht und schleuderte ihn gegen die Wand. Er prallte ab, drehte sich um seine Achse, bekam eine Halteleine zu fassen. Die offene Frequenz war voll von schmerzlichen Grunzlauten, Flüchen und einem Schmerzensschrei. »Achte auf den Bohrer!« sagte Jeffers. »Wenn er gegen die Wand kracht, gibt es ein hübsches Loch.«
    Das Mikrowellengerät trieb schwerfällig und bedrohlich rückwärts. Jeffers hatte recht; wenn es in die Wandverkleidung stieß…
    »Maschinen! Maschinen her!«
    Jeffers und Carl sprangen gleichzeitig zum Steuergerät. Sie allein konnten die Masse des Bohrers unmöglich aufhalten.
    Jeffers drückte fluchend die Knöpfe seiner Fernbedienung.
    Im trüben Licht bewegten sich da und dort Gestalten, versuchten Halt an der klobigen, schwerfälligen Masse des Bohrers zu finden. Maschinen sausten in verschiedene Richtungen, hängten Kabel ein und verlangsamten die Abdrift. In einem seltsamen Zeitlupentanz setzten sie Hebelkraft und Gegendruck ein, während Sekunden vertickten und die Kräfte gegeneinander wirkten.
    Es gelang mit knapper Not. Der Bohrer stieß gegen die Wandung, aber es gab nur einen grünen Schmierstreifen.
    »Verletzungen?«
    »Nein.«
    »Nur an meinem Stolz«, sagte Saul. Er wischte an einem grünlichen Schmutzfleck, der seinen Hosenboden verunzierte. »Au! Anscheinend habe ich mir das Handgelenk verstaucht.«
    Nach und nach versammelten sie sich. Der Dampfausbruch hatte Lani wie eine Billardkugel zwischen den Schachtwänden hin und her prallen lassen, bis sie hundert Meter entfernt zum Halten gekommen war.
    »He!« rief Sergejow. »Sehen Sie sich das an!« und er zeigte zur Einmündung des Stollens E.
    »Der Bewuchs ist fort«, sagte Carl.
    »Nicht bloß gebraten. Zerfallen«, bemerkte Jeffers.
    »Das hatte ich erwartet«, erklärte Saul. »Aber warum so viel Dampf? Das Wasser in ihrem Gewebe wird explosionsartig verkocht sein. Ich muß die Frequenz noch genauer einstellen.«
    »Tun Sie das!« sagte Carl.

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