Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
Saul ziemlich ermüdend sein.
    Sie ließ die Wärme in ihre Muskeln eindringen und entspannte sich. Das Wandbild war hier, wo viel Raum zur Verfügung stand, sehr eindrucksvoll. Es zeigte einen windigen Strand am Morgen. Jenseits der Datenanschlüsse blies der Wind, daß die Wimpel waagerecht von den Masten einer entfernten Badeanstalt flatterten. Der Himmel verkündete aufkommenden Sturm. Dicke, aufgetürmte Haufenwolken waren die Vorreiter aufziehender Schichtbewölkung, die sich dunkel über die bleigraue See legte.
    Zufällig lieferte das Bild eine Parallele zu der wirklichen Krise. Wäre dies ein Unterhaltungsprogramm, wie sie täglich welche gehabt hatten, bis die Verdrießlichkeiten anfingen, würde es sogar Geräusche und sogar Geruchswahrnehmungen und Luftdruckveränderungen geben. Der aufgewühlte Ozean zeigte Gischtkronen auf den Wellenkämmen, und Wolkenschatten zogen über die blitzende, noch von der Sonne erhellte Weite. Dann prasselten große eisige Tropfen auf den Strand, groß wie Hagelkörner. Eine düstere Wolkenbank wälzte sich von Norden heran, durchzuckt von gelben Blitzentladungen. Als hätten sie auf dieses Signal gewartet, kamen kleine gefleckte Sandkrabben aus ihren Löchern und eilten zur schäumenden See. Die Blitze folgten einander – als ob Gott Aufnahmen machte, dachte sie sinnend, fasziniert vom stummen Toben der Elemente, die Gischt und Regenböen über die Wand jagten. Sie wünschte, sie könnte das dumpfe Murmeln des abziehenden Gewitters hören, das Zischen des Regens auf dem Sand.
    Aus der Ferne kam ein großer Hund gerannt, sprang durch die gischtenden Brandungsausläufer und schnappte spielerisch nach den Krabben. Nebelschleier sammelten sich fahl im Windschatten der Dünen. Virginia sehnte sich nach dem Gefühl des reinigenden Regens, der einem die Kleider an die Haut klebte, durchnäßte und das Haar zu einer glatten, glänzenden Kappe formte. Selbst ihre besten Sinnes-Simulationen mit Johnvon blieben vor dieser Wirklichkeit schaler Ersatz. Mit Freuden hätte sie dies alles und mehr für eine Rückflugkarte hingegeben.
    Sie erkannte die Sehnsucht: diesem Ort den Rücken zu kehren, salzige Luft zu atmen, kiesigen Sand unter den Füßen zu fühlen, den Seewind zu riechen. Und sobald sie die Sehnsucht in den lebenden Bildern unauslöschlicher Erinnerungen ausgekostet hatte, verstand sie sie zu unterdrücken und sich wieder der Gegenwart zuzuwenden. Wäre sie nicht fähig gewesen, das zu tun, so hätte sie niemals Besatzungsmitglied werden können. Aber diese Dummköpfe setzten die Mission aufs Spiel, um ihren aus Furcht und Heimweh geborenen Phantasien nachzugeben.
    Kurz darauf traf Carl ein, rotbraune Bartstoppeln im Gesicht, aber ohne erkennbare Zeichen von Ermüdung. Er ließ sich in einen Sessel schweben und sagte: »Ich habe Kearns von einer Maschine bergen lassen. Er ist eine gefrorene Statue.«
    Virginia sagte wider besseres Wissen: »Gibt es eine…?«
    »Kein Gedanke. Seine Zellen sind zerstört.« Er seufzte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als könne er dies alles wie einen schlechten Traum wegwischen. Dann faßte er sich und sagte mit betonter Ruhe und Überlegung: »Ich habe alle Schleusen zur Oberfläche sperren und mit Wachen besetzen lassen, falls jemand versuchen sollte, sich denen draußen anzuschließen.«
    »Ah, gut«, sagte Ould-Harrad.
    »Und ich habe Jeffers mit ein paar Maschinen außer Sichtweite der Edmund Halley postiert. Die Maschinen sind mit Lasergeräten ausgerüstet.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Versicherung. Für den Fall, daß die Brüder irgend etwas versuchen.« Carl musterte den Expeditionsleiter erwartungsvoll. »Was werden Sie tun?«
    »Ich wünsche eine rasche Überprüfung von Virginias Simulation.«
    Carl nickte, erhob sich und glitt an einen Datenanschluß. Er gab die Sequenz ein und ließ die einzelnen Schritte durchlaufen, ohne die nervöse Aufmerksamkeit der anderen zu beachten. Sie blieben still, bis er ausschaltete und sich umwandte.
    »Wird nicht klappen«, sagte er.
    »Warum nicht?« begehrte Virginia auf. »Ich habe Stunden…«
    »Maschinen sind in kombinierter Arbeit nicht schnell genug.«
    »Johnvon hat sie dazu gebracht!«
    »Johnvon ist gut, wenn es darum geht, Bewegungen zu minimieren, gewiß. Aber es ist kein Spielraum für Sicherheitsfaktoren oder Ausrutscher dabei. Und die gibt es bei kombinierten Arbeiten immer.«
    »Ich könnte korrigieren, stochastische Anweisungen…«
    »Nicht, wenn die Uhr tickt«,

Weitere Kostenlose Bücher