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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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ist.«
    Carl nagte auf seiner Unterlippe. Die Sekunden vertickten. Virginia hatte an Carls Plan Gefallen gefunden, nicht zuletzt, weil er ihnen neue Hoffnung und die Möglichkeit gab, weitere Verhandlungen zu führen. Wenn Linbarger startete, würde die Expedition ihre eigene Biosphäre ohne wesentliche Teile herstellen müssen. Es war eine Sache, ein paar Samenkörner unter UV-Lampen heranzuziehen, und eine völlig andere, ein ganzes Ökosystem mit seinen Wechselbeziehungen und Vernetzungen aus dem Nichts aufzubauen. Es gliche dem Versuch eines Anfängers, das Jonglieren mit acht Kugeln zu lernen. Von allen Möglichkeiten, hier draußen den Tod zu finden, hatte keiner von ihnen ans Verhungern gedacht.
    Ärgerlich spuckte Carl ein knappes: »Daran hatte ich nicht gedacht« aus.
    Wieder trat eine lange Pause ein. Die Augenblicke versanken im Abgrund der Zeit.
    Virginia hatte eine Technik für den Umgang mit Problemen unter Zeitdruck, die sie entwickelt hatte, als sie die ersten detaillierten Simulationsprogramme aufgebaut hatte, so umfangreiche Programme, daß sie die Arbeitszeit an den großen Rechenanlagen Tage oder Wochen im voraus hatten buchen müssen. Wenn ein Programm sich als fehlerhaft erwies, konnte man es mitten im Ablauf anhalten. Das System stand dann anderen Benutzern zur Verfügung, während die Programmkorrekturen ausgeführt wurden. So ließ sich der Verlust in Grenzen halten, und wenn es einem gelungen war, den Fehler in ein paar Minuten zu beseitigen, ließ sich die Simulation immer noch innerhalb der reservierten Zeit zu Ende führen.
    Aber nicht jeder konnte unter solchem Druck arbeiten; es bestand die Gefahr, neue und andere Fehler hineinzubringen. Deshalb hatte sie eine Methode entwickelt, vom Problem Abstand zu gewinnen, die Gedanken in den Dienst der Intuition zu stellen. Das Oberflächenbewußtsein abschalten, sich außerhalb des Augenblicks stellen…
    Als ihr Blick zur Wand ging, bemerkte sie, daß der Sturm mit voller Gewalt losgebrochen war. Windböen fegten Gischtspritzer von den steilen Wellenkämmen, und ein Wolkenbruch rauschte auf die Dünen herab und bog die schlanken Halme des Strandhafers nieder. Der Hund war verschwunden, die Krabben eilten ziellos zwischen den prasselnden Regentropfen und den schäumenden Brandungsausläufern hin und her. Die Luft war undurchsichtig, ließ kaum noch das Atmen zu…
    »Warten Sie!« sagte sie. »Mir ist eben etwas eingefallen.«

 
11

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CARL
     
     
    Kühlfächer hatten mit Särgen vieles gemeinsam. Das hatte ihn immer an ihnen gestört.
    Glücklicherweise hatte er eine kleine Taschenlampe bei sich. Er konnte den körnigen Glanz fünf Zentimeter vor der Nase sehen und die weiche Polsterung um sich fühlen. Die Enge, das Gefühl von Beengtheit, die Kälte… in der Dunkelheit wäre es noch schlimmer gewesen, viel schlimmer. Die leere gähnende Schwärze des offenen Raumes machte ihm nichts aus. Dieser enge Sarg war etwas anderes.
    Vor einer Minute hatte er den sanften Druck der Beschleunigung gefühlt und zählte nun die Sekunden der geschätzten Zeit, die von den fünf Maschinen benötigt würde, die Strecke vom Schacht zur Edmund Halley zurückzulegen.
    Da. Ein sanftes Anstoßen, das ihn gegen die graue Deckplatte drückte. Seine Nase blieb lange genug in Kontakt, um eine seitliche Drehbewegung zu spüren.
    Das mußte die Verlangsamung sein, gefolgt von einer Drehung für das Verlademanöver. Es war fast sicher, daß das Kühlfach in den hinteren Laderaum kommen würde.
    Ein metallisches Klirren, wahrscheinlich das Einhaken in den Fördermechanismus. Dann mußten die Maschinen gleich abkoppeln…
    Ein fünffaches Schnappen. Gut.
    Jetzt, wenn Virginias Idee richtig war…
    Ein Kratzen, nahebei. Der Greifarm einer Maschine hakte sich in den manuellen Öffnungshebel des Deckels ein. Carl sah den inneren Knopf rotieren. Er spannte die Muskeln, holte tief Atem…
    Der Deckel kam frei, und mit leisem Zischen entwich die Luft aus dem Inneren des Kühlfachs, daß die Gurte über seinen Schultern und der blaue Schutzanzug flatterten.
    Er saugte Luft durch die Atemmaske. Virginias riskante Lösung: eine kleine Sauerstoffflasche, nur ein dünner, schwach beheizter Isolieranzug, wie sie ihn in den Stollen bei der Arbeit trugen.
    Seine Ohren knackten trotz der fest anliegenden Schützer, die er trug. Eine Brille über der Atemmaske schützte seine Augen vor dem Verlust der Tränenflüssigkeit und dem Erfrieren seiner Lider. Die Gurte waren so stramm

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