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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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stimmte Saul widerwillig zu. »Wenn eine Maschine irgendwo eine liegengebliebene Kiste findet, die ihr im Weg liegt, würde sie Johnvon konsultieren, und es würde eine Pause geben. Dafür reicht die Zeit nicht.«
    Virginia war verletzt, daß Saul sich so rasch auf Carls Seite geschlagen hatte. »Ich bin trotzdem…«
    »Damit ist die Sache entschieden«, sagte Ould-Harrad. »In dieser Form ist das Vorhaben nicht durchführbar. Wenn keine anderen Vorschläge kommen, müssen wir sie ziehen lassen.«
    »Unmöglich!« sagte Saul. »Die Pflanzungen, die Hydrokulturen, die Newburn, die…«
    »Ich weiß. Vieles würde uns fehlen«, sagte Ould-Harrad. »Der Mangel an diesen Dingen wird unseren Untergang vielleicht beschleunigen. Aber wenn uns nichts Besseres einfällt, haben wir keine Wahl. Einen Angriff auf die Edmund Halley werde ich nicht billigen.«
    »Das ist… verrückt!« platzte Virginia heraus.
    Ould-Harrads Miene blieb unbewegt. »Wenn man sich dem Untergang gegenübersieht, kommt es auf die Ehre an. Ich werde nicht andere verletzen und meine eigenen Lebensgrundlagen zerstören, nur um sie am Abflug zu hindern.«
    Saul und Carl tauschten frustrierte Blicke.
    Nach einer Weile sagte Carl, indem er sich zurücklehnte und die Hände über den Kopf verschränkte: »Wie wäre es, wenn wir die Edmund Halley fluguntauglich machten?«
    Er hat die Newburn aufgegeben, dachte Virginia. Und läßt sich seine Gefühle absichtlich nicht anmerken.
    »Sie haben gehört, was Linbarger sagte«, erwiderte Ould-Harrad. »Sollten wir irgendwelche Anstalten machen, Geräte aufzubauen, irgend etwas, was als Waffe verwendet werden kann…«
    »Ja, dann wollen sie die Laserkanonen darauf richten. Gewiß. Aber sie können nicht schießen, wenn man bereits an Bord ist.«
    »Wie ich sagte, würde jede Annäherung…«
    »Ich glaube, ich verstehe…«, sagte Saul. »Sie wollen ihnen ein Trojanisches Pferd schicken, richtig?«
    Carl grinste. »Richtig. In den Kühlfächern, die sie verlangt haben.«
    Ould-Harrads Augen wurden groß. »Eine Bombe? Sie könnte alles beschädigen, Menschen töten, die Folgen wären nicht abzusehen…«
    Carl schnitt ein Gesicht. »Wer redet von einer Bombe? Ein richtiges Trojanisches Pferd: mit Männern in den Kühlfächern.«
    Ein langes Stillschweigen folgte, und sie sahen einander an. Virginia sah, wie Ould-Harrad zwischen zögernder Zustimmung und Bedenken schwankte; offenbar hatte er bereits beschlossen, Linbargers Forderungen zu akzeptieren und die Expedition während der nächsten siebzig Jahre mit behelfsmäßigen Improvisationen durchzubringen. Sein maghrebinischer Stoizismus hatte die Oberhand gewonnen.
    Carl hingegen war beinahe munter, überzeugt, daß sein Plan gelingen werde. Saul überdachte die vielen Möglichkeiten, die für Irrtümer und verhängnisvolle Entwicklungen offen standen, aber er verdrängte sie und befeuchtete die Lippen in unbewußter Erwartung, verlockt von diesem plötzlichen Hoffnungsschimmer.
    Virginia wußte nicht, was sie denken sollte, aber sie erkannte, daß Ould-Harrads Vorstellung, man müsse auf die Forderungen der Meuterer eingehen, ihr ganz und gar gegen den Strich ging. Sie hatte die von den Meuterern verbreitete Kursberechnung studiert. Die Edmund Halley hatte gerade genug Treibstoff, um Jupiter anzusteuern, unter Nutzung der Anziehungskraft des Riesenplaneten ein Schwingby-Manöver auszuführen und die Erde in hoher Geschwindigkeit zu erreichen, so daß ein Abbremsmanöver in der Lufthülle erforderlich würde. Aber das Fenster für dieses Kunststück schloß sich rasch, weil sich das planetarische Koordinatensystem ständig veränderte; die Frist lief innerhalb weniger Tage ab.
    Sie fragte sich, ob Ould-Harrad schauspielerte. Konnte es sein, daß er selbst vorhatte, sich in letzter Minute zur Edmund Halley abzusetzen und mit den Meuterern umzukehren?
    »Ich weiß nicht…«, sagte Ould-Harrad sinnend.
    »Denken Sie es durch«, warf Saul ein. »Ich sehe ein größeres Problem.«
    Carl runzelte die Stirn. »Die Ausrüstungen an Bord sind lebenswichtig, von den Pflanzungen und Kulturen nicht zu reden. Es werden sich genug Freiwillige melden.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber ein Kühlfach ist eng und flach. In einem Schutzanzug mit Helm kämen Sie nicht hinein.«
    »Na und? Ich…« Carl verstummte.
    »Ja. Die offensichtliche Maßnahme der Meuterer wird sein, daß sie die Kühlfächer noch außerhalb der Schleuse öffnen, um sich zu vergewissern, daß niemand drin

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