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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Schwerkraft war und blieb ein wesentlicher Bestandteil der notwendigen Umweltbedingungen, auf die der Mensch genetisch fixiert war.
    Aber es hatte noch mehr damit auf sich. Gestern hatte er fünf dieser Ortho-Kinder untersucht. Alle schienen am gleichen Enzymmangel zu leiden. Er hatte ihn bereits dem siebten Chromosom zugeordnet. In einigen Wochen sollte es möglich sein, den Mangel genauer zu identifizieren und…
    Und was, Lintz? fragte er sich. Erwägst du wieder genetische Manipulationen? Kaum in eine neue Welt gestoßen, die du kaum verstehst, kommst du schon mit Ideen zu ihrer Veränderung.
    Der Lichtschein der Phosphorstreifen war schwach, die Abstände zwischen ihnen wurden größer. Saul versuchte sich zu orientieren und merkte, daß er nicht genug achtgegeben hatte. Er hatte sich verlaufen.
    In den alten Tagen wäre das unmöglich gewesen, aber inzwischen waren alle alten ›Straßenschilder‹ an den Kreuzungen verschwunden, vollständig zugedeckt von den weichen, einheimischen Algenteppichen. Wo Stollen und Schächte zusammentrafen, fand man statt dessen tief eingeschnittene ›Stammeszeichen‹, von ihren Urhebern mit einer pechartigen Substanz ausgefüllt, die von den einheimischen Lebensformen nicht überwachsen wurde. Die Zeichen markierten die Grenzen der verschiedenen Gruppierungen. Da er sich davon eine Orientierungsmöglichkeit versprach, hielt er nach solchen Zeichen Ausschau.
    Offenbar waren nur noch der Zentralkomplex, die Kühlfachkomplexe und die Gewächshäuser mit den Pflanzungen neutrales Territorium. Und selbstverständlich die tiefen inneren Regionen des Kometenkerns. Aber dort hinab, hatte man ihm gesagt, gingen nur Verrückte.
    In einem der Fraktionsgebiete, die der Zentrale am nächsten waren, hatte er gesehen, was aus dem Fibergewebe geworden war, das einst die Stollen und Schächte ausgekleidet hatte. Das Material war von den Wänden gerissen, durch Klopfen weich und schmiegsam gemacht und zu Kleidungen und zeltartigen Wohnunterkünften verarbeitet worden, die verschiedentlich von den Decken der größeren Höhlen hingen und dadurch als ›wurmsicher‹ galten.
    Jeder Schlafsaal wurde rund um die Uhr bewacht, um ein unbemerktes Eindringen der tödlichsten der einheimischen Lebensformen zu verhindern. Nichtsdestoweniger kam es immer wieder vor, daß Einzelpersonen den gefürchteten Räubern zum Opfer fielen.
    Tiere wären eine ideale Lösung, dachte er, während er in der Hoffnung auf einen Hinweis, wo er sich befand, den Algenteppich abkratzte. Auf Erden zähmten wir andere Lebewesen und benutzten sie, für uns Ungeziefer zu bekämpfen. Ähnliches sollte auch hier möglich sein.
    Natürlich waren auch andere vor ihm auf diese Idee gekommen und hatten sie erprobt. Im Laufe der Jahrzehnte waren aus der kleinen Sammlung kühlfachgespeicherter Tiere Hunde, Katzen und Affen aufgetaut worden. Aber keines der armen Geschöpfe war fähig gewesen, sich auch nur so gut wie die Menschen anzupassen.
    Die Frage war jedoch, ob man die Tiere so verändern konnte, daß sie in diese fremdartige Umgebung paßten?
    Das war noch nicht versucht worden. Niemand sonst hatte die Fähigkeit – oder die Arroganz –, es zu versuchen. Schon beschäftigte sein Geist sich mit Ideen, wie das Erbgut zu verändern wäre, um Lebewesen soweit anzupassen, daß sie mit einer fremdartigen Umgebung arbeiteten, statt gegen sie.
    Diese armen, mitleiderregenden Kinder…
    Er zog sein chemisch sterilisiertes Taschentuch hervor und schneuzte sich. Als er sich einer neuen Kreuzung näherte, sah er endlich eine der mit Pech ausgefüllten Stammesmarkierungen. Gleitend kam er zum Stillstand und betrachtete das Zeichen: ein großes »U«, gekrönt mit einem Heiligenschein.
    Wie er so dastand, sprach plötzlich eine Stimme, als gehöre sie einem Geist.
    »Clape. Schau her, was wir da haben! Verlaufen, Chef?«
    Saul hielt sich am Wandbewuchs fest und wandte den Kopf, um zu sehen, daß ein Mann mit blaugefärbtem Gesicht aus der überhängenden Schachtöffnung zu ihm herabblickte. Saul mußte zwinkern, denn dieser Mann war ohne Zweifel die am seltsamsten aussehende Person, die er seit seinem Erwachen erblickt hatte.
    Der Kerl trug Arm- und Fußringe aus gehämmertem einheimischem Metall und einen kurzärmeligen Überwurf aus weichgeklopftem Fibergewebe. Und als er zum Boden herabschwebte, sah Saul gefährlich aussehende Metallkrallen oder Haken an seinen Zehen. Mit der freien Hand hielt der Mann Seilschlingen, die aus irgendeinem

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