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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Arbeit beendet hatten. Sein Blick folgte jeder Zuleitung, jedem elektrischen Stimulationskreis, all den ungezählten Einzelheiten, die den Unterschied ausmachten.
    Sie ist immer noch wunderbar, dachte er. Er brauchte sie nur anzusehen, und ihm war, als presse eine Hand ihm das Herz zusammen.
    Ihre olivbraune Haut war zu einem aschfarbenen Braungrau verblaßt; es war eine Haut, die an tropische Strände und in schmeichelnde warme Brisen gehörte, nicht auf Eis.
    Er hatte lang auf diesen Augenblick gewartet… und hatte tausendmal daran gedacht, sein Gelöbnis zu brechen und Virginia ohne Saul wiederzubeleben. Was könnte sie tun, außer sich zu beklagen? Einmal, am Ende eines einsamen, alkoholisierten Abends war er sogar hierher gekommen… War in das Reich der Kälte eingedrungen und hatte die Erwärmung eingeleitet, um sich zwei Stunden später endlich der Tatsache zu stellen, daß er es nicht tun konnte. Nicht bloß, weil sie wütend sein und seine erfundenen Erklärungen sicherlich durchschauen würde, sondern weil er wußte, daß er mit einer solchen Handlungsweise nicht leben konnte.
    Aber nun war alles das Vergangenheit. Die langen Jahre versanken, waren abgetan. Er beugte sich vor, um sie noch einmal zu sehen.

 
3

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VIRGINIA
     
     
    Vor langer Zeit hatte Virginia geträumt, wie es wohl sein würde, wenn sie tatsächlich Erfolg hätte und gegen alle Voraussagen eine Maschine baute, die denken könnte.
    Würde die neue Einheit ein Bewußtsein haben, und würde es plötzlich erscheinen, wie die große Athene, vollkommen an Weisheit, der Stirn des Zeus entsprungen war?
    Würde sie wie ein Kind aufwachsen? In einem langwierigen, ermüdenden doch auch erregenden Prozeß des Lernens und der allmählichen Bewußtwerdung?
    Oder würde es der Entwicklung der Menschheit gleichen, die sich im Wechsel von Zufällen und Herausforderungen von der Stufe niederer Tiere bis zur Hybris der Selbstverherrlichung vollzogen hatte?
    Am häufigsten hatte sie sich vorgestellt, daß es so sein würde. Ein langwieriges Aufnehmen und Ordnen verstreuter Fäden. Immer neues Erlernen dessen, was bereits bekannt war.
    Ein Erwachen.
    Alle undeutlichen Bilder verschmolzen miteinander zu einer einzigen Form, die ihr vor Augen kam – ein völliges Geheimnis. Ein Klumpen.
    Dann erkannte sie es ohne Obergangsphase als ein Gesicht… eins, das bekannt sein sollte.
    »Carl?« versuchte sie zu sagen. Aber ihre Gesichtsmuskeln waren steif und zuckten nur ein wenig, in einem Versprechen zurückkehrenden Wollens, aber nicht viel mehr.
    Die Gestalt über ihr blieb verschwommen und unscharf und verschwand wieder. Virginia schlief. Und zum erstenmal seit langem träumte sie.
     
    Als sie wieder die Augen aufschlug, waren die weißen Wände scharf und klar zu erkennen.
    Rekonvaleszenzstation, dachte sie. Ich frage mich, wie lang es gedauert hat.
    In der Nähe arbeitete jemand an der Tastatur eines Datenanschlusses. Virginia wandte mühevoll den Kopf und sah einen Mann in einem fadenscheinigen, verwaschenen Arztkittel mit untergeschlagenen Beinen auf einem Flechtstuhl sitzen und aufmerksam in den Bildschirm des Datenanschlusses blicken. Dabei rieb er sich langsam mit der Hand das Kinn. Seine Augenlider waren blau, und er sah so dünn aus.
    »Saul«, flüsterte sie.
    Er blickte rasch auf. In einer einzigen Bewegung war er aufgestanden und bei ihr, führte eine weiche Plastikflasche an ihre Lippen.
    Sie trank, bis er sie wegnahm. Dann versuchte sie den Mund zu bewegen. »W… w-wie…?«
    »Wie lange?« Saul ergriff ihre Hand. »Ungefähr dreißig Jahre. Wir nähern uns der Sonnenferne. Carl erzählte mir, du hättest in den Datensystemen kleine Erinnerungsprogramme hinterlassen, die für den Fall, daß du vor mir geweckt würdest, das Schlimmste ankündigen.«
    Sie lächelte matt. »Ich sagte dir… ich würde… es schaffen.«
    Er lachte. »Und ich bin sehr stolz auf dich.«
    Der volle Klang seiner Stimme erstaunte sie. Saul hatte sich selbst erst teilweise von seinem Tiefschlaf erholt, und doch war etwas an ihm anders.
    Ihre alten Erinnerungen kehrten in aller Klarheit zurück. Vielleicht war etwas mehr Grau an Sauls Schläfen, aber es mußte eine Illusion sein, daß er tatsächlich jünger aussah als sie sich an ihn erinnerte.
    O weh, ich muß furchtbar aussehen, dachte sie. Ich werde eine Menge essen müssen, um nach drei Jahrzehnten wieder etwas Fleisch auf die Knochen zu bringen.
    »Wie geht… es?«
    Er lächelte. »Die Freude eines Arztes. Die

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