Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
Carl folgte ihm. Es war anstrengend, auf dem Eis zu bleiben und nicht abzuheben, und bei jedem langen Schritt grub er den Stiefel ins Oberflächeneis. Er unterdrückte das Verlangen, sich abzustoßen und in weiten Sprüngen über die gefleckte Schneelandschaft dahinzufliegen.
    Jeffers winkte ihm zu, und sie rannten mit gleitenden Sätzen über eine von verschütteten Abfällen braun verfärbte Fläche. Sie erreichten die Deckung eines Chemikalienbehälters, dessen fleckiger Zylinder vor langem schon leergesaugt worden war.
    »Inzwischen müssen sie uns sehen können. Ich…«
    »Psst! Aus dieser Nähe können sie sogar lokale Kommunikation auffangen.«
    Carl kauerte in der Deckung nieder und kam sich ein wenig lächerlich vor. Er spähte um die Zylinderrundung und versuchte einen Überblick zu gewinnen. Tatsächlich, bei den ringförmigen Wällen von Aushubmaterial um die Schächte der Rückstoßgeräte waren neue Strukturen zu erkennen. Sie sahen behelfsmäßig aus, zusammengebaut aus alten Frachtbehältern und Streben. Er konnte fast bis zum Südpol sehen. Neptun hing tief über dem Horizont, ein mattgrüner Stecknadelkopf.
    Unter Sergejows ›Übermenschen‹ gab es welche, die Halley durch eine Bahnveränderung zu einem Neptunsatelliten machen wollten. Sie träumten davon, sich auf Triton niederzulassen, dem inneren der beiden Neptunmonde, um dort unter etwas günstigeren Schwereverhältnissen ein Maulwurfsleben zu führen. Carl überlegte müßig, wie es sein würde, den Rest des Lebens auf einem gefrorenen Gesteinsball zu verbringen, in dessen Himmel ein schlummernder grüner Riese schwamm. Heimatgefühle konnten dort sicher nicht aufkommen. Und er hoffte noch immer, eines Tages den blauen Himmel und die Herbstfarben der Erde wiederzusehen…
    »Wir sehen Euch.« Eine wachsame junge Stimme. Carl spähte wieder um den Zylinder, konnte aber niemanden ausmachen.
    »Carl Osborn hier. Ich bin gekommen, um zu verhandeln.«
    »Es gibt nichts zu verhandeln. Jeffers hat Ihnen unsere Politik erklärt.« Die Stimme stand unter Anspannung, verriet aber Entschlossenheit.
    Carl schob seinen Helm zu Jeffers und flüsterte: »Wer ist das?«
    »Heißt Rostok. Wurde vor zehn Komma elf Monaten wiederbelebt. Jetzt ist er Quiverians zweiter Mann hier unten.«
    »Was macht er?«
    Jeffers zog eine säuerliche Grimasse. »Fachmann für elektromagnetische Anlagen.«
    »Na, großartig!« Ein Spezialist für die Rückstoßgeräte. Einer von denen mußte wohl verrückt werden.
    »Wenn Sie näher herankommen, lehnen wir jede Verantwortung für die Folgen ab.«
    »Keine Verantwortung? – Was soll der Unsinn?«
    »Wir erklären uns für unabhängig.« Die Stimme klang knapp und gepreßt.
    »Den Teufel werdet Ihr tun!« schrie Jeffers, ehe Carl ihm bedeuten konnte, daß er still sein sollte.
    »Es ist bereits geschehen. Und kein Percell wird uns vorschreiben, was wir zu tun haben!«
    Carl atmete tief durch. Es führte zu nichts, wenn man sich über eselhafte Reden aufregte; das hatte er im Laufe der letzten Jahre auf die harte Weise gelernt. Jeffers knirschte hörbar mit den Zähnen; Carl signalisierte ihm, still zu bleiben. »Was… was wollen Sie?«
    »Keine Lebensmittel«, antwortete Rostok selbstgefällig. »Wir haben unsere Pflanzungen bereits so weit ausgebaut, daß wir uns selbst ernähren können. Haben auch eine hübsch dicke Ader eßbarer einheimischer Gewächse entdeckt. Köstlich. Man braucht ihnen bloß Wärme zuzuführen und sie wachsen wie verrückt.«
    Also können wir sie nicht aushungern, dachte Carl mechanisch.
    »Wir wollen – was heißt wollen, wir haben schon! – Kontrolle über die Zielausrichtung der Rückstoßgeräte.«
    Jeffers sprang auf. »Schweinekerle! Wir haben sie gebaut, mit unserem Material, unserer Arbeitskraft. Sie haben bloß ein paar Monate daran gearbeitet, Rostok; wir sind seit Jahren daran! Der Teufel soll mich holen, wenn ich zulasse, daß irgendein… uh!«
    Jeffers grunzte, als Carl ihn zurückriß. »Hier rede ich!«
    »Lassen Sie den Unsinn, Jeffers! Wir haben die Geräte, also bestimmen wir, was gespielt wird.«
    »Sie haben kein Recht, die Zielausrichtung zu bestimmen«, sagte Carl so ruhig er konnte.
    »Wir haben die Rückstoßgeräte, und wir vertreten die Interessen der Erde.«
    »Dummes Zeug. Sie vertreten niemandes Interessen.«
    »Wir sprechen für die Erde. Wir werden nicht zulassen, daß Sie diesen Seuchenträger in Erdnähe zurückbringen.«
    Carl hatte gehofft, daß die Leute mit

Weitere Kostenlose Bücher