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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Arcisten zu sehen. Ihre Zangenbewegung schloß sich um die Reihe der äquatorialen Rückstoßgeräte, wo Sergejows Anhänger nun zur Verteidigung übergingen. Die langen Ausstoßrohre waren in ihren Verankerungen schwerfällig und nicht leicht zu bewegen, insbesondere nicht bei starken Neigungswinkeln. Sie begannen sich nach Süden zu drehen, aber die Rohre kamen mit quälender Langsamkeit in Position.
    Carl streckte den Arm aus. »Seht ihr? Die Arcisten versuchen zu uns durchzukommen. Gelingt es ihnen, sind wir frei.«
    Dann aber eröffnete ein zweiter Laser das Feuer von einer entfernten Anhöhe und bestrich die Ebene. Selbst Nächsttreffer bliesen die kleinen Gestalten mit ihren jäh aufschießenden Dampfwolken in die Höhe und hinaus in den Raum.
    »Warum greifen sie nicht von oben an?« fragte Virginia.
    »Wenn sie am Himmel zappelten, hätte Sergejow erst recht leichtes Spiel mit ihnen. Auf dem Eis ist es nicht so einfach.«
    »Ja«, sagte Jeffers. »Wer möchte schon da oben hängen, hilflos wie ein Säugling? Da ist es viel angenehmer, etwas Eis zwischen sich selbst und diesem großen Brenner zu haben.«
    Die Angreifer suchten Deckung. Sie feuerten aus kleinen Waffen von begrenzter Reichweite – Handlaser, kleine Mikrowellenbohrer –, vermochten aber nichts auszurichten. Einige schienen mit einem größeren Mikrowellenbohrer am Werk zu sein, den sie wahrscheinlich auf eine für menschliches Körpergewebe zerstörerische Frequenz eingestellt hatten, doch fächerte der Strahl über die weite Distanz aus und verlor seine Wirkung.
    Unterdessen feuerte der große Laser der Arcisten weiter auf die Anhöhen, auf denen sich Sergejows Leute verschanzt hatten, und hüllten sie in Dampfwolken, die eine gezielte Abwehr verhinderten. So ging es eine halbe Stunde lang. Jede Seite manövrierte, feuerte, versuchte Deckung zu finden, ohne daß eine entscheidende Veränderung der Lage erkennbar geworden wäre. Der ganze Konflikt vollzog sich lautlos, mit der Unwirklichkeit einer Zeitlupenaufnahme.
    »Das kann noch lange so weitergehen«, sagte Carl schließlich.
    »Niemand hat genug Leute, um wirksamen Feuerschutz zu geben«, meinte Jeffers. »Sieht so aus, als hätten die Arcisten noch hübsch viel Leute, aber man kann einen ganzen Äquator schlecht umzingeln.«
    »Können wir uns das nicht zunutze machen?« sagte Virginia.
    »Wie?«
    »Zur Flucht! Wenn wir einen Kilometer weit laufen, zu den Schlackenhaufen dort im Süden, finden wir intakte Schächte.«
    »Die würden uns vom Schnee wegpicken«, sagte Carl.
    Virginia nickte. »Aber wenn ich zur Zentrale hinunter könnte, hätte ich die Kontrolle über meine Maschinen! Gegen einen konzentrischen Angriff von Maschinen könnten Sergejows Leute nichts ausrichten.«
    Lani sagte: »Ich könnte versuchen, zu der Sippe vom Blauen Felsen durchzukommen. Keoki würde uns helfen, wenn er wüßte, wo wir sind.«
    Jeffers schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihr Frauen seid verrückt. Ihr würdet es nie bis zum Schacht schaffen.«
    »Dann müssen wir eben eine Ablenkung schaffen«, sagte Lani.
    »Wie?«
    Virginia dachte angestrengt nach. »Angenommen, wir blasen durch einen Schlauch Luft aus der Ventilation ins Freie?«
    »Hm. Das würde einen Strahl aus Dampf und Schneekristallen geben, der als Deckung geeignet wäre.«
    Jeffers schüttelte den Kopf. »Aber wir wissen nicht, wie lange er sich halten würde.«
    Virginia wandte sich zu ihm. »Die Ventilation müßte auf die höchste Stufe gestellt werden, damit es richtig herausbläst.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Jeffers. »Könnte klappen.«
    »Dann sollten wir es tun! Andernfalls, wenn Sergejow gewinnt…«
    »Richtig«, sagte Carl und preßte die Lippen zusammen. »Fangen wir an!«
    Es dauerte zwanzig Minuten, bis eine Schlauchleitung gelegt und an das Ventilationssystem angeschlossen war. Virginia arbeitete mit den anderen, zog Schläuche herbei, stellte Anschlüsse her, bedeckte die Pflanzen im Umkreis der Öffnung, die Jeffers mit dem Schneidbrenner in die Außenwand schnitt, mit schützenden Plastikfolien und half, nachdem der Schlauch durchgeschoben war, beim Abdichten. Die Arbeit gefiel ihr, doch benahm sie sich ungeschickt, weil sie Handarbeit ohne Maschinen nicht mehr gewohnt war.
    Dann, ohne vorauszudenken, ohne überhaupt etwas zu denken, kauerte sie neben Carl und Lani in der Luftschleuse und begriff plötzlich, daß sie im Begriff war, ihr Leben auf ihre Lauftüchtigkeit zu setzen. Es war absurd! Sie hatte weniger Zeit

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