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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Anzugventil an den Sauerstoffbehälter an. Nichts sonst war wichtig. Die Verrücktheit der Leute war jetzt nur noch ein Hintergrund. Die verdammte Politik konnte warten.
    Einen Schritt zur Zeit, sagte er sich. Die Zeit wurde knapp. Obwohl er nicht genau wußte, wieviel Sauerstoff Virginia gehabt hatte, konnte es nicht viel gewesen sein… Es kam darauf an, jeden Schritt zu durchdenken…
    Er programmierte die Transportmaschine mit vorsätzlicher Bedachtsamkeit für maximalen Schub. Lani wollte mit, und er vergeudete keine Zeit mit Argumenten. Sobald er das Programm eingegeben hatte, hoben sie ab, Lani auf dem Nebensitz.
    Virginia hatte ihr gemeinsames Gravitationszentrum mit derselben Geschwindigkeit wie er – etwas weniger als vier Kilometer pro Minute – verlassen, aber in der Gegenrichtung. Ihre Trennung lag mehr als drei Stunden zurück. Das bedeutete, daß er annähernd tausend Kilometer mit hoher Beschleunigung zurücklegen, dann abbremsen und den Raum nach einem schwachen, gleichmäßigen Orientierungssignal absuchen mußte…
    Schnelligkeit. Schnelligkeit war alles, worauf es jetzt ankam.
     
    Stunden später brachte Carl die Maschine in einer harten Landung neben dem Eingang zu Schacht 3 herunter. Er war völlig erschöpft, aber er hatte Virginia. Die Welt kippte verschwommen, als er ausstieg, nach den mehrfachen Beschleunigungen und Verlangsamungen der letzten Stunden unsicher auf den Beinen.
    Beinahe da. Jetzt schnell hinein mit ihr…
    Er glitt auf dem Eis aus und ließ sie fallen. Lani griff zu und half. Alles war neblig, Zeitlupe.
    Erst als Handschuhe ihm den Körper wegzogen, bemerkte er die anderen. Sie trugen schwarze Schutzanzüge und keine Brustbinden, dazu kleine und enge, provisorisch aussehende Helme, die statt der großen Visierscheiben nur Augenschlitze hatten. Er schaltete von einer Frequenz zur anderen, aber sie reagierten nicht.
    Sie waren ihm unheimlich, große, stumme Gestalten. Und identisch. Einer, der Virginia trug, eilte zur Schleusenöffnung, die nun vom Eis befreit war. Carl stolperte hinterdrein.
    Durch den Schacht hinab. Die Wände glitten an seinem stumpfen teilnahmslosen Blick vorüber, und eine allmähliche Erschlaffung verbreitete sich aus durch seine Gliedmaßen. Er war über den Punkt hinaus, wo er noch für irgend etwas oder auch für sich selbst Aufmerksamkeit aufwenden konnte; alles in ihm war auf den reglosen Körper konzentriert, den eine schwarzgekleidete Gestalt vor ihm trug. Alles ging mit geisterhafter Schnelligkeit und Lautlosigkeit vonstatten.
    Sie betraten eine Schleuse. Carl lehnte benommen an der Wand, als die Druckveränderung in seinen Ohren knackte und die Welt der Geräusche zurückflutete, das Rascheln und Murmeln von Gesprächen ihn nach vielen Stunden einbalsamierter Isolation wieder umgab. Er wankte durch die innere Tür, wehrte Hände ab, die ihn führen wollten.
    Dutzende von stöhnenden Verwundeten. Helfer mit blutbesudelten Handschuhen.
    Virginia. Er mußte zusehen… sie brauchte…
    Der Träger vor ihm legte sie behutsam auf einen Behandlungstisch. Andere hatten bereits gewartet. Sie brachten ein Sauerstoffgerät an, Diagnoseanschlüsse, alles unter dem blassen perlmuttfarbenen Licht, das Virginias blutloses Gesicht unbarmherzig in seinen beängstigenden Details zeigte, zerfurcht und faltig wie eine eingesunkene Landschaft.
    Ein Sturzbach von Stimmen, Worte, die in Wirbeln an ihm vorbeiströmten, ohne Spuren zu hinterlassen…
    Er wankte vorwärts, ohne die Hände zu beachten, die ihn zurückhalten wollten. Er mußte bei ihr sein… mußte…
    Der Mann neben ihm legte ihm stützend eine Hand an die Schulter, und Carl wandte sich langsam zu ihm. Dann löste die Gestalt in Schwarz ihren glänzenden Helm, schickte sich an, ihn mit beiden Händen vom Kopf zu heben, hielt hastig einatmend inne und nieste in einer altvertrauten Weise.

 
6

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SAUL
     
     
    Ein zweites explosives Niesen ertönte, ehe der Helm abgenommen war. Saul blinzelte Tränen aus den Augen. Er mußte die Luft anhalten, um einem neuerlichen Kitzel, der das Niesen abermals in Gang setzen wollte, ein Ende zu machen. Dies war nicht die Zeit für die verwünschten Aufwallungen seiner Allergie. Er hatte seit dem Stolleneinsturz genug Schwierigkeiten gehabt, und jetzt kam es auf jede Sekunde an.
    Carl Osborn starrte ihn an wie einen Geist, den verbeulten, schmutzigen Helm in einer Hand. »Aber… aber… Sie waren doch… sie waren…«
    »Tot.« Saul zuckte die Achseln. »Das war

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