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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Sopranbereich, doch waren Klangfarbe und Tonlage noch nicht stabilisiert. »Ist mir für einen Augenblick entwischt, aber es wird schon. Hier. Klingt es jetzt richtig?«
    Die Stimme klang kehlig, mit einem unglaublichen naturnahen Klang. Carl überlief es. Seine Lippen formten stumm ihren Namen.
    »Genau der richtige Hawaii-Akzent«, sagte Lani mit gepreßter Stimme.
    Die Bildwiedergabe wurde schärfer. Die Lippen bewegten sich synchron mit: »Ich kann noch daran arbeiten…« – und dann kam ein hoher, quietschender Ton. Carl streckte den Arm aus und schaltete die Projektion aus.
    »Mein Gott, was geht vor?« fragte Lani. Wieder blickte sie auf Virginias Körper. Das Beatmungsgerät zischte noch immer, aber der diagnostische Monitor zeigte, daß alle Lebensfunktionen erloschen waren.
    Carl deutete mit einem Nicken zum Gehäuse des Rechners, der Johnvon beherbergte. »Sie steckt irgendwo da drin und versucht sich zurechtzufinden.«
    Lani holte tief Atem und drückte ein paar Tasten der manuellen Eingabe. Nach einem zweiten Versuch wandte sie sich kopfschüttelnd um. »Es ist unmöglich, durchzukommen. Die Eingabe ist blockiert.«
    Carl wies zu einer Reihe von Kontrolleuchten. »Alles abgeschaltet. Wenn irgendwo etwas bricht oder undicht wird, werden wir es hier nicht einmal wissen. Ich kann nur hoffen, daß die Zentrale besetzt ist.«
    Plötzlich zuckte Saul auf seinem Lager und bog die Finger zu Krallen. Dann erschlaffte er wieder. Nach kurzer Zeit rief er mit dünner, fast tonloser Stimme: »Wendy! Wendy!«
    »Wir sollten etwas unternehmen«, sagte Lani.
    »Was? Wir können nichts tun. Sie sind auf sich gestellt.«
    »Wir könnten beide verlieren!«
     
    Allmählich gelang es Carl, die durch Droge und Schock erzeugte Benommenheit abzuschütteln. Virginia war für immer verloren, ganz gleich, was Saul tat. Und ganz gleich, was in Johnvons Gehäuse blieb, die lebendige, lebenswarme Frau war nicht mehr.
    »Carl?« Er wandte den Blick von der smaragdgrünen Stadt, wo ganze Blocks jetzt aufflammten, während andere in schwelende Ruinen sanken. Er wußte nicht, wie lange er so gestanden hatte. »Ja?«
    »Jeffers sagte mir vorhin, daß die Rückstoßgeräte unterhöhlt seien. Ould-Harrad hat seine Arbeit getan.«
    »So.« Er hatte nichts anderes erwartet. Es war bloß eine weitere Tatsache, ein willkürliches Bruchstück von Information in einem von Zufälligkeiten beherrschten Universum. Ehe sich die Frage, was zu tun sei, in den Vordergrund schieben konnte, leuchtete die holographische Projektion wieder auf. Die smaragdene Stadt löste sich in rote Lava auf, das durchscheinende Material der Wolkenkratzer zerfiel lautlos, schmolz und floß in die blasenwerfenden, aufbrechenden Straßen.
    Saul entspannte sich auf seinem Lager. Es blieb eine Weile still. Carl wagte nichts zu sagen.
    Die Akustik knisterte und rauschte. Er drehte den Schalter hin und her, ohne Wirkung.
    »So einfach kannst du mich nicht ausschalten, mein Lieber.«
    »Virginia!« In seiner Reaktion machte er eine unvorsichtige Bewegung und schwebte zur Decke, wo er sich den Kopf anstieß. »Du bist da?«
    Das Gesicht war wieder erschienen, jetzt klar und umrissen, selbstsicher und jugendlich. Virginia Herbert, von der Sonne beschienen, lächelte zu ihnen heraus. Ihr Gesicht war faltenlos und olivbraun, und eine große gelbe Blüte steckte hinter ihrem Ohr. Wattige Wolken sprenkelten einen unglaublich blauen Himmel.
    »Ich hatte etwas zu sortieren«, sagte das Gesicht.
    »Ist das… ist das wirklich…?« fragte Lani zögernd.
    »Ob ich es bin?« Die Frau im Projektionsraum zuckte die Achseln und brachte bloße Schultern ins Bild. »Es fühlt sich jedenfalls so an.«
    »Können Sie uns sehen?« fragte Lani.
    »Und hören. Diese Meldung, die Sie eben erwähnten – was für Dummköpfe! Ould-Harrad ist ein Idiot.« Sie hielt inne, als lausche sie. »Oh, Saul. Ich sehe. Ich verstehe jetzt.«
    Saul regte sich nicht. Er schien normal zu schlafen.
    Carl wußte, daß er die Stimme einer Toten hörte, aber sie schien so strahlend jung, so voller Lebensfreude…
    »Mit diesen Schäden fällt die Äquatorlinie als Standort für Rückstoßgeräte aus«, fuhr Virginias Stimme fort. Ihre Klangfarbe wurde weicher und gewann an Harmonie, als sie daran arbeitete. »Damit bleibt der Nordpol. Und es gibt nur ein mögliches Missionsprofil, das eine Schubwirkung von Norden her voraussetzt.«
    Carl konnte kaum sprechen. Sie war tot. Wie konnte ein Verstand…? »Ich habe es noch

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