Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
nicht…«
    »Jupiter. Die Bahndynamik läßt die Möglichkeit dieses Vorbeiflugs offen.«
    Lani runzelte die Stirn. »Ich dachte, das sei unmöglich.«
    »Nein, bloß schwierig«, erwiderte die Stimme ruhig, fast im Konversationston. »Das Manöver erfordert eine völlig verschiedene Annäherung als die, welche ursprünglich geplant war. Wenn die Rückstoßgeräte vom Nordpol während der ganzen Einfallszeit arbeiten, also dreißig Jahre lang, können wir…«
    »Dreißig Jahre?« rief Lani.
    »Richtig. Um das Manöver auszuführen, werden wir durch das Perihel gehen müssen.« Das Gesicht hob erheitert die Augenbrauen. »Dieser Jupiter-Vorbeiflug findet auf dem Weg hinaus statt.«
    Carl hörte die Worte, aber sie waren wie eine Geräuschkaskade ohne viel Bedeutung. Sie hatte gekämpft und war untergegangen und war nun zurückgekehrt, eine Stimme, die in der Enge dieses Raumes erklang, die Virginia, die er gekannt hatte, und doch nicht sie. Die Stimme ließ weder Furcht noch Schock erkennen, nicht einmal eine Spur von Traurigkeit. Was war es? Er hörte sie weitersprechen, fühlte, wie Lani ihn beim Arm faßte, und langsam wurde ihm klar, daß die Stimme recht hatte. Es gab noch einen Ausweg, und ganz gleich, welche Tragödien sie durchgemacht hatten und welche Schuldgefühle sie plagten, Zeit und die große leere Dunkelheit ringsum konnten sie heilen, und sie würden weitermachen.

 
SIEBTES BUCH

----
Das Herz des Kometen:
2133
     
     
Nur ein Erdentraum,
Der uns entschwindet.
Aufleuchtender Komet
Im Himmelsraum.  
Traum von den Fernen,
Spektrale Verirrung,
Hehre Illusion von den Sternen.
    EDGAR LEE MASTERS

 
1

----
SAUL
     
     
    Die Zunge hing der fuchsartigen Vulpine aus dem Maul, während sie mit leichten Flügelschlägen durch den Wald glitt, die Beine ausgebreitet, um die Flügelmembranen gespannt zu halten, auf der Suche nach Beute gegenläufige Luftströmungen in schwebenden Kreisen ausnutzend.
    Die große Kaverne war ein Farbenfest, eine Wildnis breiter, zarter Blätter und üppig grüner Schlingpflanzen. In Abständen an den grünbewachsenen Wänden angebrachte Belüftungsrohre vertropften Kondenswasser, das in diesigem Nebel verdunstete und das sanft bewegte Laub mit glänzenden Tautropfen überzog. Rote, orangefarbene und gelbe Früchte hingen dick und saftig von schlanken Zweigen. Faserige Lianengewächse durchzogen das Herz des Höhlenraums, bildeten Girlanden, die zwischen den säulengleichen Stämmen bis zum Boden hingen und mit der Vielzahl anderer Pflanzen zu einem dichten Dschungel machten, was einst eine leere Eiskathedrale gewesen war.
    Saul sah die Vulpine Witterung aufnehmen, zu einem Dickicht aus Demicasavablättern fliegen und ihre länge Schnauze hineinstecken, um aufzustöbern, was sich dort verbarg.
    In einer raschelnden, flatternden Explosion brach ein federloses Wildhuhn aus dem Dickicht und sauste mit heftigen Schlägen der nackten Flügel vor den schnappenden Kiefern der Vulpine davon. Der Vogel schlüpfte in eine Öffnung zwischen die langen Stützwurzeln und war in Sicherheit. Die enttäuschte Vulpine knurrte frustriert und versuchte eine größere Öffnung zu finden, die nicht da war.
    Das Leben geht weiter, dachte Saul lächelnd. Ein Spiel, bitterernst gespielt von Akteuren, die ihren jeweiligen Platz im Ganzen nur unklar wahrnehmen konnten.
    Er füllte seine Lunge mit den frischen, feuchtwürzigen Düften der Natur. Viel war seit dem Krieg im Aphelion erreicht worden. Wie nicht anders zu erwarten, nach mehr als dreißig Jahren. Mensch und Umwelt hatten sich einander angepaßt.
    Die große Kaverne war eine von drei ›natürlichen‹ Höhlenräumen, wo neue Mutationen und Entwicklungen des immer vielfältigeren einheimischen Ökosystems erprobt wurden. In anderen Höhlen pflegten Menschen und Maschinen weniger urwaldartige und -mehr geordnete Lebensmischungen… Obstplantagen, Nutzgärten und Hummerbecken. Aber diese Höhlenhalle war einer von Sauls Lieblingsorten, denn hier trafen die Ergebnisse verschiedener Experimente zusammen und führten im natürlichen Ausleseprozeß zu überraschend neuen Lösungen.
    Die Vulpine – eine genetische Konstruktion auf der Grundlage von Fuchsgenen, aber so stark verändert, daß die Verwandtschaft inzwischen kaum noch kenntlich war, witterte eine andere Fährte und ließ einen scharfen, quietschenden Ton hören. Dann flatterte sie spiralenförmig um den Stamm eines der mächtigen Säulenbäume aufwärts, die den Raum mit ihren Ästen in

Weitere Kostenlose Bücher