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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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sternförmig um die Versorgungsleitungen angeordnet. Jedes Kühlfach hatte sein eigenes lebenserhaltendes System, das zur Überwachung und Regelung der Körperfunktionen diente, individuell auf Unregelmäßigkeiten reagieren konnte und wie ein rundlicher Rucksack auf jedem der Särge ruhte – Carl konnte nicht umhin, die Kühlfächer so zu sehen, sowohl von ihrer äußeren Erscheinung her als auch nach dem Zustand der Schläfer, die dem Tode so nahe waren, wie man ihm kommen konnte, ohne ihm ganz anheim zu fallen.
    Die Kühlfächer mußten in Kunststoffgehäuse eingepaßt werden, die sie schützten und gleichzeitig einen Wärmeaustausch mit dem benachbarten Eis gestatteten. Ursprünglich hatte man die Schläfer direkt durch das Eis kühlen wollen, aber Carl hatte die Ergebnisse solcher Versuche auf Encke gesehen. Neben gefrorenem Ammoniak und Methan enthielt das Eis eine Menge Kohlendioxid, das bei Erwärmung explosionsartig vom gefrorenen in den gasförmigen Zustand übergehen konnte und die Ventile und Verschlüsse der Särge gefährdete. Es war keine Kleinigkeit, in einem Vakuum mit flüchtigen Elementen umzugehen, und deshalb hatten die Ingenieure Gehäuse entwerfen müssen, um die Schläfer vor Erschütterungen und Stößen und dem jähen Tod durch Gefrieren zu schützen.
    »Pack die Orthos eng zusammen, damit sie sich nicht einsam fühlen!« sendete Jeffers auf der Kurzstreckenfrequenz.
    Jeffers montierte in der Nähe Schlauchleitungen, und seine Sendung war gegen die anderen abgeschirmt. Carl beendete seine Arbeit und stieß sich ab.
    »Nun laß schon gut sein! Es sind auch Percelle darunter.«
    »Nicht allzu viele.« Dies kam von Sergejow, der hinter einem silbrigen Wärmeaustauscher hervorkam. Er war ein schneller und sicherer Arbeiter; als Carl zu ihm hinsah, machte er einen Salto zur anderen Seite der Kaverne, nahm dort aus der Bewegung ein Kabelende auf und stieß sich wieder ab, um es an ein Steuerpult anzuschließen. Seine Beweglichkeit war so erstaunlich, daß man ihn fast beneidete. Fast. Percells gentechnische Behandlung hatte die Blutkrankheit eliminiert, die Sergejow von seinen Eltern geerbt hätte, aber sie hatte ihn auch die Beine gekostet.
    Unvorhergesehene Nebenwirkungen.
    Diese kühle, distanzierte Wendung hatte Carl schon oft in Wut gebracht. Sergejow war einer der frühen Fehlschläge, und er konnte von Glück sagen, daß er noch lebte. Aber Überlebende wie er hatten bestehende Zweifel an der Gentechnologie verstärkt und zu schlimmen Befürchtungen Anlaß gegeben. Jeder konnte sehen, daß Sergejow keine Beine hatte. Und fast zwangsläufig hatte sich vielen die Frage nach Veränderungen gestellt, die eingetreten sein mochten, aber unsichtbar blieben. Wie war es um den Verstand dieser manipulierten Menschen bestellt, deren Erbanlagen verändert waren? Waren sie normal? Waren sie überhaupt menschlich?
    Wenn es normal war, eine halbe Flasche Wodka zu trinken und danach mühelos die leeren Gläser, fünf aufeinander, zu balancieren, dann war Sergejow zweifellos normal.
    Besser als normal. Er hatte die Astronautenlaufbahn eingeschlagen, wo Beine eher ein Nachteil waren. All diese kräftigen Muskeln und Knochen waren in der Schwerelosigkeit nutzlos, verlangten Nahrung und Sauerstoff und Zeit zu ihrer Übung. Überbleibsel vom Kampf gegen die Schwerkraft. Sergejow hatte schon als junger Bursche in Orbitalstationen gelebt und als Monteur Spitzenlöhne verdient. Seine Arme sahen wie Baumstämme aus; Carl hatte einmal gesehen, wie er einen glücklosen Inspektor, der zur Station herausgekommen war und Bemerkungen gemacht hatte, die Sergejow als Beleidigung empfunden hatte, wie eine hilflose Puppe jongliert hatte. Aus psychologisch verständlichen Gründen verausgabte Sergejow seine Energien in einer verdeckten, schwelenden Abneigung gegen alle, die von der Erde kamen.
    »Macht euch nicht naß«, sagte Carl. »Helft mir lieber mit den Schutzgehäusen!«
    »Na gut, vielleicht sind es nicht gar so wenige«, sagte Sergejow. »Und aus gutem Grund, versteht sich. Ein Percell arbeitet gut und hat Verstand, also wird er Astronaut. Und weil er den Orthos sowieso lästig ist, bleibt er draußen im Weltraum.«
    »Und chauffiert Orthos hinaus zum Neptun und zurück«, warf Jeffers ein.
    Sergejow lachte. Seine Hände, deren ungewöhnliche Größe sogar durch die Schutzhandschuhe auffiel, arbeiteten geschickt an den Kabelanschlüssen, frei vom Gegengewicht baumelnder Beine. »Ja. Aber warum sollten wir den Orthos

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