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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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vorbereitete Kaverne geleitet.
    Carl schaltete das Kassettengerät in seiner Brusttasche ein und aus den Kopfhörern seines Helms drang Beethovens fünfte Violinsonate. Eine Belohnung. Das Bewegen großer Massen war alltäglich, aber es war doch ein anderes Gefühl, wenn neunzig Menschenleben auf dem Spiel standen. Er brauchte Entspannung. Das Hauptspektakel war vorüber, aber er hatte noch Stunden intensiver Arbeit vor sich.
    Die anmutigen, flüssigen Melodieführungen der Kammermusik schienen Carl eine natürliche Entsprechung bei der Arbeit im schwerelosen Zustand. Er konnte Jeffers und Sergejow nicht verstehen, die während der Arbeit ständig dieses heisere, monoton rhythmische Zeug hörten. Er steuerte seine Arbeitskapsel abwärts und winkte der entfernten kleinen Gestalt, die Ould-Harrad war.
    Über Schacht 6 verlangsamte er, um den Afrikaner zu begleiten, der raumtüchtig aber weniger gewohnt war, sich mit Geschwindigkeit durch Schächte und Stollen zu bewegen. Eine Fehleinschätzung konnte dazu führen, daß man mit betäubender Wucht gegen die Wand prallte. Und manche brauchten eine Weile, bis sie wirklich glaubten, daß Schwerelosigkeit nicht auch das Fehlen des Trägheitsmoments bedeutete.
    Sie sausten abwärts. Die glatten Fiberwände rasten vorüber, in regelmäßigen Abständen erhellt von gelben Flecken elektrifizierter Phosphorfarbe. Aus den Augenwinkeln beobachtete Carl das dunkelhäutige Gesicht seines Begleiters, um Zeichen einer Reaktion darin zu sehen, aber der Mann blickte aufmerksam geradeaus und ließ sich nichts anmerken. Carl war ein wenig enttäuscht. Er hatte diesen Schacht selbst ausgekleidet, ohne Maschinen, hatte Vierzehn-Stunden-Tage eingelegt, um den Termin zu halten. Und es war saubere Arbeit. Aber wenn er glaubte, daß jemand ein Wort darüber verlieren würde, sah er sich getäuscht.
    Natürlich war Ould-Harrad ein Ortho von kompromißloser Strenge, wenn man Sergejow Glauben schenken wollte. Während der ganzen Reise hatte der Mann auf Distanz gehalten, war förmlich geblieben und hatte sich niemals eine Gefühlsregung anmerken lassen. Offensichtlich erwartete er, daß junge Emporkömmlinge wußten, wo ihr Platz war. Es war unwahrscheinlich, daß er einem gewöhnlichen Percell Komplimente machen würde.
    Carl drehte die Violinsonate auf. Erst nach einer Weile wurde ihm wieder bewußt, daß sie schließlich kopfüber in einen Schacht fielen, der sich in der Ferne verlor, wo die Phosphorflecken zu einer dünnen Linie verschmolzen… Selbst unter den Verhältnissen minimaler Schwerkraft mußten inzwischen Ould-Harrads innere Alarmsignale schrillen.
    »Abbremsen, die Höhle ist nur noch ein paar hundert Meter voraus«, sendete Carl.
    »Verstanden. Gut.«
    Sie verlangsamten und gelangten aus dem Schacht in eine geräumige Höhlenkammer, die zum Teil bereits mit grünem Isoliermaterial ausgekleidet war. Der Kopfteil der Transportsonde war durch Schacht 4 herabgekommen und füllte die nicht isolierte Hälfte der Höhle nahezu aus. Überall glänzten die Lichtreflexe der Lampen von Menschen und Maschinen auf dem Eis der Wände. Carl hatte geholfen, die Kaverne mittels großer Industrielaser auszuhöhlen. Die geschmolzenen und wieder gefrorenen Schichten rostiger Konglomerate und kohlenstoffhaltiger Gesteinstrümmer bildeten gekräuselte, geheimnisvolle Muster auf die Flächen schwarzen Eises, wie die Schrift einer unsichtbaren Hand.
    Ould-Harrad seufzte, als er zum Stillstand kam. Carl bemerkte, daß der Mann erleichtert aussah. Vielleicht hätten sie langsamer fahren sollen.
    »Komm schon!« rief Jeffers auf der offenen Frequenz. »Wir müssen diese Särge begraben.«
    Sofort fuhr Ould-Harrads gebieterische Stimme dazwischen: »Ich würde es begrüßen, wenn Sie die Kühlfächer nicht in dieser Art und Weise bezeichnen würden.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Jeffers. »Ganz gewiß.«
    Carl sagte: »Ich werde die blau kodierten Maschinen nehmen«, und tippte den Kode in den Signalgeber. Ein Dutzend der Maschinen hörte nun auf seinen Befehl. Die Kühlfächer und ihre Versorgungseinrichtungen waren von den arbeitenden Maschinen fast verdeckt.
    Die Schläfer wurden in drei weit voneinander entfernten Kammern untergebracht, um die Gefahr, daß ein einziger Unfall die Expedition ruinieren würde, so gering wie möglich zu halten. Auch technische Arbeitstrupps, Computer, biologisch-medizinische Einrichtungen und der Maschinenpark waren gleichmäßig verteilt. Die kastenförmigen Kühlfächer waren

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