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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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CARL
     
     
    Er unterdrückte ein Lachen. Die entscheidende Phase, das Einschieben der Sonden mit den Kühlfächern in den Kometenkopf, hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Höhepunkt einer gefährlichen, fünfjährigen Reise mit dem Segelschiff, einer Glanzleistung moderner Technik. Statt dessen glich es der Vereinigung monströser Genitalien.
    Die schlanke Transportsonde glitt vorwärts, die Nase nach unten. Von Antennen und Sonnensegeln befreit, zeigte sie die einförmige rotbraune Farbe, die gewählt worden war, um während des jahrelangen Fluges ein möglichst gutes Wärmegleichgewicht zu erzielen. Die Kühlfächer waren im Vorderteil der Sonde untergebracht, die eine zusätzliche Abschirmung gegen kosmische Strahlung besaß und dadurch etwas dicker war als der übrige Rumpf.
    Unter der Sonde lag Schacht 4. Das umgebende Eis war durch die Abtragung und die Kratzspuren der Maschinen von seiner staubig-schmutzigen Oberflächenschicht befreit und leuchtete gelblichweiß im harten Sonnenschein, dem es seit der Zeit, als die Planeten entstanden waren, nicht mehr ausgesetzt gewesen war.
    Carl verbarg sein belustigtes Glucksen hinter einem Hüsteln. Durch die Nebengeräusche der offenen Frequenz würde es wahrscheinlich niemandem auffallen. Er zwinkerte, aber die pornographische Illusion wollte nicht weichen. Er mußte viel stärker übermüdet sein als er glaubte.
    »Noch drei Grad auf den Azimutalwinkel von sechzig«, sendete Jeffers.
    »Verstanden«, erwiderte Carl. Jeffers Daten wurden integriert, während er noch sprach, und Carls in den Helm integrierter Kontrollschirm zeigte ein Diagramm grüner Linien auf schwarzem Grund, das die Position der Sonde und ihre Axialneigung zeigte. Dann kam die gewünschte Berechnung in Gestalt überlagernder orangefarbener Linien, die in zwei Achsen von der anderen Darstellung abwichen. Carl gab die Korrekturen ein.
    Er wußte, daß die Abteilungsleiter das Manöver auf dem Fernsehschirm verfolgten, und unten auf der Oberfläche stand Ould-Harrad, die Augen kritisch zusammengekniffen. Wahrscheinlich würden sie eine redigierte Fassung des Vorgangs zur Erde senden. Viele Augen, denen kein Fehler entging. Die vielleicht zu sehen bekämen, wie Carl Osborn siebzig bis achtzig Seelen auf halbem Weg hinein festklemmte.
    Er schüttelte die Vorstellung ab. Es kam bloß darauf an, die Ausrichtung zu korrigieren und die Arbeit zu tun. Fing man einmal an, sich von den Nerven ablenken zu lassen, hatte man schon verloren.
    Er zündete vier Steuerdüsen hinter dem zentralen Triebwerksgehäuse der Sonde. Sie pulsierten vor dem Schwarz des Raums. Die Flammen erloschen nacheinander, als die orangefarbenen Linien auf dem Kontrollschirm mit den grünen in Deckung kamen. »Alles klar!«
    »Achtung – los!« sendete Andy Carroll. Er war kurz zuvor an Bord der Sonde gegangen, saß nun in ihrer kleinen Kabine und hatte nominell die Leitung des Manövers.
    Achtern glühte für Sekunden ein blaßblauer Verbrennungsstrahl, und die Sonde glitt langsam in den Schacht, fast ohne mit der gelben Schutzverkleidung in Berührung zu kommen.
    »In den Führungsschienen!« sagte Andy.
    Die Sonde glitt planmäßig in den Schacht, nun gehalten von den Führungsschienen, die Seitenbewegungen im Innern des Schachts verhinderten. Über die offene Frequenz hörte Carl Hochrufe und sogar etwas Applaus, die aus dem Aufenthaltsraum der Edmund Halley kommen mußten.
    Der Kopfteil der Sonde löste sich vom Rest. Die Transportsonden waren so schlank und funktional wie die klassischen Windjammer des neunzehnten Jahrhunderts. Sie beförderten ihre schlafende Ladung, Proviant und Versorgungsgüter sowie eine Besatzung kybernetischer, elektronisch gesteuerter Maschinen. Der röhrenförmige Sondenkörper gab das Rückgrat für die weit ausgreifenden Segel ab, die den Sonnenwind einfingen. Diese Segel waren jetzt eingerollt und erwarteten neue Verwendung als Spiegel für die Oberflächengewächshäuser. Zurück blieb das nackte Rahmenwerk der Segel, das zu einem Skelett zusammengelegt werden konnte.
    Und irgendwo dort draußen segelt die Newburn weiter, dachte Carl. Ein verirrtes Opfer unerkannter Fehlfunktionen.
    Ein weiteres Signal, und Andy Carroll manövrierte den Rumpf der Sonde vorsichtig rückwärts aus dem Schacht. Für den Antriebsteil gab es einen eigenen Schacht, der zur Wartungskammer führte. Das Kühlfach-Modul wurde nun von Jeffers’ Maschinen weiter durch den zwei Kilometer tiefen Schacht in eine

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