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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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als Arbeitstier dienen?«
    »Ja, warum?« sagte Jeffers. »Wenn wir unsere eigene Arbeit tun könnten.«
    »Und die wäre?« fragte Carl.
    Jeffers zog sich mit einem Arm herum, während der andere eine Laserpistole an ihrem Kabel heranzog. Er schaltete sie ein, und ein dünner, bläulichweißer Lichtblitz bohrte sich in die einige Meter entfernte Eiswand.
    »He!« rief Carl.
    Weißer Dampf brodelte an ihnen vorbei und verbreitete sich, dünner werdend, in der weiten Kaverne, aber Ould-Harrad sah ihn. »Was soll das? Ich habe angeordnet, daß hier nicht mit Lasern gearbeitet werden soll!«
    Sergejow zwinkerte Jeffers zu und sagte: »War nur eine kleine Stelle. Mußte eine Steckbuchse nacharbeiten.«
    »Diese Schläfer sind Menschen!«
    »Verzeihung.«
    Sergejow grinste, als er es sagte. Ould-Harrad war hundert Meter entfernt und konnte die Zeichnung nicht sehen, die Jeffers mit geübter Geschicklichkeit in die Eiswand geschnitten hatte. Es war das Marszeichen, in dessen Kreis eine stilisierte Blüte eingeschrieben war – die graphische Darstellung eines Traumes. Eine im Aphelium außerhalb Neptuns kunstvoll bewirkte Bahnveränderung des Kometen konnte diesen auf Kollisionskurs mit dem Mars bringen und ihn auf dessen Oberfläche zerschellen lassen.
    Der Beschuß des roten Planeten mit Kometenkernen könnte eine dichtere Atmosphäre aufbauen und vielleicht sogar zu erneuertem Vulkanismus führen. Dem allmählichen Verflüchtigungsprozeß der Marsatmosphäre wäre entgegengewirkt, die seit Jahrmilliarden fortschreitende Austrocknung beendet – ein prometheischer Traum. In Glut gehüllte Eisberge würden den Permafrost der Oberfläche aufreißen und das alte Eis im Untergrund freisetzen. Wolken, Nebel, dann Regen – unbekannte Wettererscheinungen, seit die schwache Sonnenwärme in ferner Vorzeit zur Austrocknung der letzten Schlammflächen in den tief eingeschnittenen Flußtälern geführt hatte.
    Die Verfechter dieses Traumes glaubten, daß ein entsprechend angepaßter Mensch ein Jahrhundert später in der Lage sein könnte, die Marsatmosphäre an der Oberfläche zu atmen. Die Idee war nicht neu, doch gab es unter den Percellen einige, in denen sie sich zur Vision einer besseren Zukunft verfestigt hatte. Diese Leute sahen Mars als den einzig denkbaren Ort, wo genetisch veränderte Menschen einen Platz finden könnten. Obschon noch trocken und kalt und von gewaltigen Stürmen heimgesucht, sollte der Mars eine Welt werden, wo ihre genetisch noch weiter veränderten Abkömmlinge die Norm sein würden, während Orthos sich innerhalb von Minuten die Lungen aushusten würden.
    »Wofür, glaubst du, arbeite ich?« sagte Jeffers.
    »Das ist verrückt«, erwiderte Carl. »Die Herstellung erdähnlicher Klima- und Lebensbedingungen würde bestenfalls Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Das ist keine Lösung unserer Probleme.«
    »Wir könnten es im Kälteschlaf abwarten«, meinte Jeffers.
    »Man müßte wissen, wie hoch die Lebenserwartung eines Percells im Raum ist.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Jeffers. »Mit ein paar eingeschobenen Schlafpausen könnten wir es alle noch erleben.«
    »Wir sind nicht hier, das zu tun«, sagte Carl.
    »Jeffers blickt voraus«, entgegnete Sergejow.
    »Zu weit voraus.«
    »Sei dessen nicht so sicher«, sagte Jeffers ruhig.
    Sergejow stieß ihn an. »Du bist auch ein Über? Zwei Ideen, die sich nicht widersprechen, glaube ich.«
    Jeffers musterte ihn reserviert. »Vielleicht. Vielleicht nicht.«
    Carl runzelte die Stirn. Das Gespräch ging über die Kurzstreckenfrequenz, das war das einzig Gute daran. ›Über‹ stand für den von Friedrich Nietzsche entworfenen Übermenschen, den vorgezeichneten nächsten Schritt der Menschheitsentwicklung. Dieser Schritt aber sollte geplant erfolgen, ohne die langwierigen, ungewissen Versuchsreihen im Laboratorium der Natur. Viele – vielleicht die meisten - Percelle sahen sich als den ersten Schritt auf einem langen, aber unausweichlichen Weg zu gesteuerter Höherentwicklung.
    Carl kannte Sergejows Ansichten, aber es erschreckte ihn, daß auch Jeffers mit ihnen liebäugelte.
    »Wenn die Orthos zur Umwandlung des Mars nein sagen«, beharrte Sergejow, »sage ich erst recht ja. So einfach ist es.«
    »Man kann die Entwicklung in physikalischen und chemischen Simulationsreihen ebenso voraussagen wie durch Computer-Hochrechnungen«, fügte Jeffers hinzu. »Was dabei herauskommt, sieht günstig aus. Freilich wird das Einfangen und Umlenken von Kometen draußen beim

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