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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Religion befolgen. Und es besteht Religionsfreiheit und alles…«
    »Mit denen hat es immer schon Probleme gegeben…«
    »Ihre Art…«
     
    Quiverian bemerkte Sauls verdüsterte Miene und regte sich nervös auf seinem Platz. »Diese Percelle sind verschlossen, nicht zur Zusammenarbeit geneigte Leute, Saul. Ich glaube kaum, daß sie bereit sein würde, einem Kollegen aus einer anderen Fachrichtung zu helfen, wenn sie daraus nicht selbst Gewinn ziehen kann.«
    »Ich werde mit ihr sprechen und Ihnen wieder Bescheid geben, Joao. Wir könnten morgen wieder zum Mittagessen hier zusammentreffen. Und wir sollten Nikolai Malenkow an der Diskussion beteiligen. Vielleicht werde ich bis dahin selbst ein paar neue Gedanken beizutragen haben.«
    Er war froh, als Quiverian sich mit einem verdrießlichen Kopfnicken begnügte und seufzte: »Ich werde hier sein.«
    Als Saul ging, betrachtete der Kometologe die langsam rotierende holographische Darstellung, deren Farben einen matten Widerschein auf seine scharfgeschnittenen Züge warfen. Und Saul fiel auf, daß Quiverian nicht besonders gut aussah.
    Der Bursche sollte sich mehr Schlaf gönnen, dachte er. Es könnte ihn zu einer positiveren Lebenseinstellung führen.
    Eine Stunde später saß Saul vor seiner eigenen holographischen Projektion an der Arbeit, murmelte Anweisungen in ein Mikrophon und versuchte in dem Bemühen, mit den eigenen Denkprozessen Schritt zu halten, seinen Computer zu füttern. Ideen kamen rascher, als er sie notieren, geschweige denn in das neue Modell integrieren konnte. Jedesmal, wenn er einen Aspekt untersuchte, öffnete sich vor seinem inneren Auge ein neuer Ausblick auf unerwartete Verästelungen.
    Es war der echte schöpferische Prozeß, weniger eine Trance als eine Art göttlicher, nervöser Inspiration, ebenso anstrengend wie erregend.
    Aber er konnte es beinahe sehen. Da war es, aufflackernd und wieder erlöschend wie ein Irrlicht jenseits eines von Nebeln umzogenen Sumpfes. Eine Theorie. Eine Hypothese.
    Eine Erklärung, wie es im Halleyschen Kometen zu einer geheimnisvollen Entwicklung von Leben gekommen sein konnte.
    Saul hatte Wochen mit dem Studium des Datenmaterials verbracht, das die Expedition über diesen kleinen Himmelskörper gesammelt hatte, und er hatte sämtliche Zutaten untersucht, die aus der Speisekammer der urzeitlichen Sonne stammen mochten. Sie waren alle da, aber die richtige Küche hatte gefehlt.
    Jetzt aber schien Joao Quiverians Theorie den Kochtopf zu liefern, nach dem er gesucht hatte. Doch statt das Geheimnis zu lüften, türmten sich neue Fragen noch rascher auf als zuvor.
    Die T Tauri-Phase… In ihrer Jugendzeit war die Sonne ein ungebärdiges Kind.
    Also hatte es Elektrizität gegeben. Großartig. Aber wieviel, und für wie lange?
    Es gab Zyan und Kohlendioxid und Wasser, wie sie die Uratmosphäre der Erde gesättigt haben mußten, also konnte es relativ frühzeitig zur Bildung der grundlegenden Aminosäuren gekommen sein. Aber die nächsten Schritte waren schwieriger zu erklären. Gab es beispielsweise Tone oder Eisenoxide, die sich als Anreicherungsorte eigneten? Die Liste der Faktoren wurde länger und länger, das dreidimensionale Netz wechselseitiger Beziehungen in seiner holographischen Darstellung wurde immer komplizierter, ein ragendes, schwankendes Bauwerk aus zusammengeklebten Annahmen.
    Er verwünschte sich selbst und die Maschine. Seine Finger fühlten sich wie unbeholfene Würste an, und die geheimnisvolle Mathematik, die er aus den astronomischen Berechnungen eingebracht hatte, blieb außerhalb seiner Reichweite. Er war außerstande, die Gleichungen in das Gesamtschema, wie es ihm vorschwebte, zu integrieren.
    Aus einer Stunde wurden zwei, dann drei, aber es wollte einfach nicht gelingen. Er zog die eingespeicherten Informationsblocks einen nach dem anderen zurück und setzte noch mehr parallele Prozessoren ein, um die Aufgabenstellung zu wiederholen. Es war alles andere als ein eleganter Annäherungsversuch und glich dem Vorgehen eines Mannes, der im Dunkeln ein Haus suchte und zu diesem Zweck eine Elefantenherde in die Nacht hinausjagte, weil er hoffte, aus dem Geräusch splitternden Holzes die Richtung zu erfahren.
    Ich fasse dies alles falsch an, dachte er. Ich sollte ein Bier trinken gehen. Etwas von Bach hören. Oder die Wandprojektion auf einen Sonnenuntergang in der Südsee umstellen. Abwarten, bis es sich setzt.
    Er trommelte mit den Fingern auf der Armlehne. Vielleicht sollte er Hilfe anfordern.

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