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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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anfingen, mit Simon Percell zu arbeiten?« fragte sie. Geschichte war nie ihre Stärke gewesen, und sie wußte gerade noch, daß es mehr als eine Vertreibung aus dem Land namens Israel gegeben hatte.
    »Lieber Himmel, nein!« Diesmal mußte er lachen. Der Ton erzeugte Schwingungen wie Cellosaiten. »Als ich anfing, in Birmingham mit Percell zu arbeiten, waren die Leviten noch eine fanatische jüdische Randgruppe im Hügelland von Judäa, und ihre Verbündeten, die Salawiten, waren nichts als ein Haufen wutschäumender Exilanten aus Syrien.«
    Während Johnvon die Weiterentwicklung des Simulationsmodells besorgte, versuchte Virginia den schmerzlichen Empfindungen nachzugehen, die sie schärfer als in jeder früheren Mensch-zu-Mensch-Verbindung in ihm spürte. Aber dann wechselte Saul wieder das Thema.
    »Wir hätten Werkzeuge wie dieses gut gebrauchen können, als Simon Percell und ich am Problem der Gametenseparation arbeiteten«, meinte er. »Damals hatten wir nur Kilobit-Parallelprozessoren, riesige Datenspeicher und folgerungsfähige Sequenzanalysatoren, die Wochen brauchten, das Potential eines einzigen Chromosoms zu analysieren. Aber es waren gute Zeiten.«
    Virginia war von seinem angespannten Ernst gerührt und bemühte sich, die Gedankenverbindung zu ihm zu festigen, indem sie Kapazität und Einfühlung verstärkte. Saul war leichter zu sondieren als alle Versuchspersonen, die sie bisher gehabt hatte, ausgenommen vielleicht die kleineren Kinder.
    Und aus irgendeinem Grund war es diesmal nicht unangenehm desorientierend; im Gegenteil, sie empfand es als angenehm und erregend, wenn auch ein wenig beängstigend. Bei aller Widersprüchlichkeit war der Mann… eigenwillig.
    »Ich würde gern mehr über jene Zeiten hören. Sie hatten einmal angefangen, Carl und mir von Ihren frühen Arbeiten an Heilbehandlungen für Anämie und Lupus zu erzählen.«
    »Heilbehandlungen!« sagte Saul mit bitterem Lachen. »Ja, damit beschäftigte ich mich. Glücklicherweise gingen die meisten unserer späteren Bemühungen besser aus. Einige der frühen ›Erfolge‹ verdienten diese Bezeichnung nur zum Teil.«
    Virginia wußte das. Sie war bereits in die Datenspeicher der Expedition eingedrungen und hatte alle Spuren eigener Schwächen aus den Unterlagen getilgt. Dies war ihr nur durch ihre Vertrautheit mit dem System und den Sicherungen der zentralen Datenverarbeitung gelungen, und natürlich hätte auch die allgemeine Kenntnis von diesen Dingen kaum einen Einfluß auf ihre Stellung und ihre Pflichten gehabt, aber sie hatte die Daten trotzdem gelöscht. Sie hatte die Möglichkeit dazu, und es ging niemand etwas an.
    Sie glättete ihre eigene Gemütsbewegung und konzentrierte sich auf die Lösung des Geheimnisses dieses sonderbar offenen Kanals zu Sauls verdeckten Empfindungen. An diesem einen Tag konnte sie mehr über ihn erfahren als vorher in einem Jahr.
    Sie spürte Johnvons zentrale Gegenwart, die ihre Aktionen imitierte und durch ›Zusehen‹ lernte, wie sie die Kanäle schaltete und Resonanzen regulierte. Auf ihr Kommando hin schlüpfte ihr Maschinensurrogat an ihre Stelle und übernahm die Aufsicht. Bald war sie in der Lage, sich eine Minute zurückzuziehen und die biologische Simulation zu betrachten, die schließlich der vorgeschobene Grund ihrer und seiner Anwesenheit war.
    Der Aufbau des Modells machte weitere Fortschritte, und der Maßstab war wieder zurückgenommen worden, um ein ganzes Feld von Gitterschichtöffnungen darzustellen, jede mit einem Saum von großen, blauweißen Molekülen besetzt, die in der elektrischen Induktionsströmung wogten wie die Fangarme um die gähnenden Mundöffnungen von Seeanemonen.
    Während dies alles vor sich ging, versuchte sie das Gespräch weiterzuführen. »Aber Sie waren nicht mehr mit Percell zusammen, als er…«
    »Als er seinem fatalen Irrtum erlag? Nein. Vielleicht hätte ich bei ihm sein sollen. Ach, diese armen Monstrositäten! Durch meine Anwesenheit hätte ich vielleicht mehr erreichen können als durch die Rückkehr nach Haifa, um an dem Ringen teilzunehmen. Inzwischen war es schon zu spät. Die alten Sabras und Kibbuzim, die Linken und Liberalen hatten sich erhoben und waren von den Leviten und ihren ›friedenstiftenden‹ Söldnern zerschlagen worden. Miriam und die Kinder…«
    Die jähe Gefühlsaufwallung, die seine Worte begleitete, war unmittelbar und überwältigend. Virginia kamen die Tränen, als sie die Schreckensszenen ›erinnerte‹, die brennenden Häuser

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