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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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und Siedlungen zu sehen schien und das panische Aufbranden von Angst fühlte.
    Wütend befahl sie Johnvon, die Manipulation mit diesen Vorstellungsbildern einzustellen. Solche Einmischungen waren nicht Sache der Maschine!
    - Ich verstärke nur, Virginia, erwiderte Johnvon über ihren privaten Kanal. Diese Neuigkeit verblüffte sie noch mehr als die überraschende Erscheinung eines Tempels, der sich auf einem Hügel erhob. Virginias Mund war plötzlich trocken.
    - Aber…
    - Ich simuliere oder unterschiebe nichts davon. Diese verstärkten Bilder stammen direkt von der angeschlossenen Person.
    Ihre Finger krümmten und streckten sich wie in einem Krampf und zwangen die Maschine, ihre Handsteuerung automatisch auszuschalten. Ihr Atem ging kurz und keuchend; die Erkenntnis der Wahrheit war begleitet von einem plötzlichen Schwächeanfall.
    Als geschehe es einer anderen Person, fühlte sie, wie ihr die Kontakthandschuhe von den Fingern gezogen wurden; ein kräftiger Arm legte sich um ihre Schultern.
    »Fehlt Ihnen was, Virginia?« sagte Saul mit lauter Stimme.
    »Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken. Ich dachte, Sie täten dies die ganze Zeit.«
    Verwirrt blickte sie in sein besorgtes Gesicht auf. »Sie… Sie wußten, was ich vorhatte?«
    Er lächelte. »Wer hätte es nicht gewußt, wenn Sie und Ihr kybernetischer Vertrauter die Ränder seines Bewußtseins umschleichen und darin herumschnüffeln?« Er schüttelte den Kopf. »Offen gesagt, Virginia, was Sie hier getan haben, ist erstaunlich. Ich fühlte es unmittelbar! Gedankenkontakt. In so vielen Geschichten und Filmen ist davon die Rede gewesen, selbst nachdem Margan angeblich bewiesen hatte, daß es unmöglich sei, aber…«
    Virginia war noch wie betäubt. »Das ist es. Unmöglich, meine ich. Ich gebrauche Johnvon als Mittler, um Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und Simulationen aufzubauen. Aber ich hatte nie erwartet…«
    Sauls Miene wurde ernst. »Wollen Sie damit sagen, daß es Ihre erste Erfahrung dieser Art war?«
    »Ja, meine erste«, antwortete sie lächelnd. »Aber seien Sie unbesorgt, Saul, Sie waren ein vollkommener Ehrenmann.«
    Sie lachten beide, teils vor Freude über ihren Erfolg und teils aus Erleichterung. Die Spannung verlor sich, und einen langen Augenblick schien keiner von ihnen zu bemerken, daß er noch immer den Arm um sie gelegt hatte.
    Wie gut sich das anfühlt, dachte sie schließlich. Sie blickte zu ihm auf. »Ich wußte, daß Sie ein trauriges Leben hatten, Saul, aber es ist etwas anderes, wenn man es selbst fühlt, beinahe erinnert.«
    Am Rand des Gesichtskreises erhob sich ein weiteres Vorstellungsbild. Eine Frau stand dort, keine Schönheit – kurzes dunkles Haar, das ein etwas pausbäckiges Gesicht umrahmte –, aber ihr Lächeln war voll Wärme, und in ihrem Auge war ein schöner Glanz. Hinter ihr waren zwei kleinere Gesichter, ein Junge und ein Mädchen.
    - Miriam? Ihre Kinder?
    - Ja.
    Ein von der Zeit gelinderter Schmerz. Unverminderte Liebe.
    Und in ihrem eigenen Herzen ein weiterer, noch heftiger Schmerz. Unerwiderte Liebe.
    »Sie verabscheuen mich nicht?« fragte Saul.
    Virginia blickte schnell auf und schüttelte den Kopf. »Früher einmal verabscheute ich Sie und Simon Percell. Später lernte ich dann durch das Schicksal meiner Mutter Patienten kennen, die durch Ihre Behandlung vom Lupus geheilt worden waren, und das gab mir zu denken. Ich beschäftigte mich eingehender mit den Problemen und erfuhr, daß ich ohne die gezielte Veränderung meines Erbgutes totgeboren oder verkrüppelt zur Welt gekommen wäre. Ich verdankte es nur dem Glück der Ziehung, daß gerade ich…«
    »Ist schon gut.« Saul zog sie näher zu sich heran, und sie’ schloß die Augen.
    »Wir beide haben noch immer unsere Arbeit. Gute Arbeit. Und das gibt uns auch ein Stück von der Zukunft, Virginia.«
    »Ja, unsere Arbeit… und vielleicht ein bißchen mehr.« Aus der Wärme und Geborgenheit hob sie das Gesicht zu ihm auf. Saul mußte die Kabel seines Helms beiseite schieben, um sie zu küssen.
    So etwas hat es noch nie gegeben, während ich angeschlossen war, dachte sie inmitten der Flutwelle ihrer Gefühle. Ich bin neugierig, was Johnvon davon halten wird.
    Unbeachtet war die Simulation vor ihnen wieder in die Halbtotale zurückgefahren und zeigte die Schichtgitter einer tonigen Wand und eine salzige, von elektrischen Entladungen durchpulste Strömung.
    Lebhafte kleine Einzeller hatten begonnen, aus den rostfarbenen Öffnungen zu schwärmen.

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