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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Sie sausten in der heißen Strömung umher, gepanzert gegen die aufprallenden Moleküle, und machten sich auf, eine vielfarbige Welt zu erobern, indem sie einander verzehrten, wuchsen, und durch Teilung kleine Abbilder ihrer selbst erzeugten.

 
5

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CARL
     
     
    Zuerst dachte Carl, es sei nichts von Bedeutung.
    Er wischte den grünlich-bräunlichen Schmutz von den Destillationsröhren und ging weiter. Die Gassammelzone abseits von Schacht 3 war ein langer dunkler Stollen, dessen phosphoreszierende Beleuchtungsstreifen allem ein fahlgrünes Aussehen verlieh.
    Die Rohrleitungen sahen gut aus. Magnetische Motoren summten, Flüssigkeit gurgelte in Rohren, Schwefelverbindungen verbreiteten den Geruch fauler Eier. Hier wurden Kondensationsniederschläge aus den vielen Kilometer Stollen gesammelt, die den Kern des Halleyschen Kometen durchzogen. Die biologische Abteilung hatte Überschüsse an nützlichen Flüssigkeiten vorzuweisen und erörterte Möglichkeiten der Einlagerung. Die Überschüsse würden sich wahrscheinlich in dem Maße verringern, wie die flüchtigeren Elemente unter den gefrorenen Gasen aufgebraucht wurden, außerdem würde es während der langen Reise ins äußere Sonnensystem weniger wärmeerzeugende Aktivitäten geben. Alles sah recht zufriedenstellend aus.
    Aber da war schmieriges braunes Zeug in den Filtern. Mist, dachte er, es ist überall. Sorgfältig reinigte er die Filter mit einem Wasserstrahl und spülte seinen gedeckten Eimer in das Abluftrohr, wo der Inhalt durch Schnellerhitzung verdampft und unmittelbar in den freien Raum hinausgeleitet wurde.
    Dieses seltsam aussehende Zeug sollte es nicht geben. Grobfilter hatten das größere Material zurückzuhalten, worauf es nach nützlichen Stoffen sortiert wurde. Diese Feinfilter hatten Verunreinigungen zurückzuhalten und zu kristallisieren. Vielleicht hatte es mit diesem klebrig-schleimigen Stoff eine besondere Bewandtnis.
    Er füllte eine Flasche – die Bioleute waren wegen Spuren irgendwelcher neuartiger Stoffe ständig hinter ihm her – und schlug die Richtung zum Zentralkomplex ein. Malenkow sollte sich das einmal ansehen.
    Als er durch die große Schleuse in den Zentralkomplex gelangte, wurde ihm bewußt, daß er Jeffers vermißte. Die Gründermannschaft lag ›eingesargt‹ in den Kühlfächern, und so war es für die Erste Wache ein wenig einsam. Kapitän Cruz hatte ihn zum Obermaat ernannt, was lediglich bedeutete, daß er für Nachprüfungen zuständig war und mehr herumkam als die anderen, aber die kleine Ehrung erfreute ihn.
    Er arbeitete ohnehin gern allein – glitt sicher und geschmeidig durch die Schleusen und Stollen, die herrliche Musik Bachs oder Mozarts in den Ohren. Vielleicht war er von Natur aus ein Eremit. Und vielleicht hatten die Leute vom Personalamt es seinen Psychotests entnommen und eben darum seine Bewerbung befürwortet. Die Mitglieder der Mannschaft waren in erster Linie nach dem Gesichtspunkt der Vielseitigkeit ausgewählt worden, um die Zahl der Teilnehmer möglichst gering zu halten, doch mußte auch die Fähigkeit, allein zu arbeiten und sich selbst zu genügen, eine Rolle gespielt haben. Er hatte seit Tagen kaum jemanden gesehen, aber das machte ihm nichts aus. Es gefiel ihm, einige Zeit an der Oberfläche mit dem Transport von Ausrüstungsgegenständen oder der Wartung von Gerätelagern zu verbringen und dann wieder Kontrollgänge in den Stollen zu machen. Es fehlte nie an Abwechslung.
    Als er den rückwärtigen Eingang der biologisch-medizinischen Abteilung erreichte, hörte er als erstes erhobene Stimmen.
    »Er ist jetzt dran! Ich kann keinen Kompromiß schließen«, schnitt Malenkows rauhes Organ durch das Stimmengewirr.
    Carl umrundete eine Ecke und sah den hünenhaften Arzt mit Saul Lintz im Korridor stehen. Virginia Herbert sah mit verschränkten Armen zu. Sie schenkte Carl einen Blick, schien aber traurig und zerstreut.
    »Ich möchte eine Probe untersuchen«, beharrte Saul.
    »Ich habe Proben genommen.« Malenkow stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich bedrohlich vor. »Nur Epidermis und Flüssigkeiten.«
    »Ich werde mehr als das brauchen, um herauszufinden, was…«
    »Nein! Später werden wir ihn vielleicht wiederbeleben! Wenn wir wissen, was ihn getötet hat. Wenn Sie ihm jetzt Proben von inneren Organen entnehmen, wird es uns später um so schwerer fallen, ihn zurückzuholen.«
    Carl furchte die Stirn. »He, was ist…?«
    Saul wischte sich mit einem Taschentuch die Nase, ohne

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