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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Carl zu beachten, und sagte: »Sie können ihn nicht heilen, solange Sie nicht wissen, was ihn umgebracht hat!«
    »Sie haben Abstriche von Mund und Rachen, Urin, Blutproben…«
    »Das mag nicht ausreichen. Ich…«
    »He!« rief Carl. »Was geht vor?«
    Malenkow, eben im Begriff, eine Entgegnung herauszuschleudern, bemerkte Carl zum erstenmal. Sein Ausdruck veränderte sich plötzlich von schmallippigem Zorn zu trauriger Niedergeschlagenheit. »Kapitän Cruz.«
    »Was? Das ist… Ich habe ihn doch noch vor zwei Tagen gesehen!«
    Keiner der beiden anderen sagte etwas; sie waren noch ganz in ihrem Streit gefangen. Virginia sagte leise: »Gestern bekam er Fieber und legte sich ins Bett. Als Vidor heute früh zu ihm kam, konnte er ihn nicht wachbekommen. Eine Stunde später war er tot. Anscheinend gab es neben dem Fieber keine anderen Symptome.«
    »Fieber? War das alles?« Carl konnte es nicht fassen.
    »Er ist offenbar nicht mehr aufgewacht.«
    Der Schock der Nachricht drang erst allmählich in Carls Bewußtsein und gab ihm das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen. Kapitän Cruz war nicht nur Leiter der Expedition gewesen, sondern auch ihr Herz und ihr Hirn. Ohne ihn…
    »Was… was sollen wir tun?«
    Malenkow mißverstand die Frage. »Wir stecken ihn ins Kühlfach – jetzt gleich. Noch besteht wenig oder keine Schädigung des Gehirns.«
    »Nun ja… gewiß… aber ich meinte…«
    »Ich bin noch immer der Meinung«, sagte Saul, »daß wir mehr Daten brauchen, um diese Fälle zu untersuchen…«
    »Wir wissen nicht, wie lange er mit Fieber herumlief. Wenn wir länger warten, riskiert er eine Gehirnschädigung.« Malenkow wedelte brüsk abwehrend mit der Hand und löschte alle Einwände aus. »Kommen Sie!«
    Zusammen gingen sie zum Kühlfach-Komplex, Carl halb betäubt. Er versuchte zu denken und biß sich auf die Lippen, aber der Schock des Verlustes lähmte seinen Geist. Die Soziologen hatten ausführlich beschrieben, warum kleine, risikoreiche Unternehmungen wie im militärischen Bereich einen eindeutig legitimierten Führer brauchten, um die Gefahren der Fraktionsbildung zu vermeiden und unausweichlich schwierige Zeiten zu überstehen. Einen Magellan, einen Drake, einen Washington. Ohne eine solche Führergestalt…
    Im desinfizierten Vorbereitungsraum nahmen Samuelson und Peltier die vorgeschriebenen Überprüfungen vor und setzten einem Körper, der bereits in ein graues Bahrtuch aus Kabeln und Leitungen gehüllt war, die Kontakte von Diagnosegeräten an. Das Antlitz des Toten verströmte Ruhe, doch war der kraftvolle Ausdruck von Zielbewußtsein nicht daraus gewichen. Die Temperatur im Vorbereitungsraum war so tief, daß nur in Schutzanzügen gearbeitet werden konnte. Nebelschleier hingen in der Luft. Malenkow sprach mit den beiden, während die anderen die letzten Vorbereitungen vor der Einbettung des Toten verfolgten.
    »Also haben Sie die Überführung bereits vor unserer kleinen Meinungsverschiedenheit angeordnet«, bemerkte Saul ohne Erregung.
    »Ich wollte Sie von der Logik meiner Überlegung überzeugen. Solange Matsudo im Kühlfach liegt, bin ich für die Gesundheit der gesamten Expedition verantwortlich«, erwiderte Malenkow.
    »Das sind Sie in der Tat«, bemerkte Saul mit einer Andeutung von Ironie.
    »Ich hoffe, wir werden ihn bald wiederbeleben können«, sagte Malenkow. »Ein schwerer Verlust! Und das am Anfang!«
    »Wir werden alle zusammenhelfen«, sagte Virginia tapfer. »Natürlich werden wir…«
    »… einen neuen Expeditionsleiter finden müssen«, beendete Saul ihren Satz. »Ein Glück im Unglück, daß es da keine Zweifel gibt. Bethany Oakes steht als Stellvertreterin an zweiter Stelle.«
    Carl nickte widerwillig. Wieder eine Ortho. Das gesamte Führungspersonal bestand aus Orthos. Und Oakes kam nicht einmal aus den Reihen der Astronauten.
    Schweigend sahen sie zu, wie Peltier und Samuelson den Körper des Kapitäns in ein Kühlfach rollten und die Ventile der Versorgungsleitungen öffneten. Das Kühlfach glitt in eine breite Wand aus Reihen gleicher Fächer, deren glänzende Stahldeckel ihre Gewißheit hinter wattigem Nebel verbargen. So sehr dem Tod ähnlich, und doch die einzige Hoffnung künftigen Lebens. Wenn es gelang, die Todesursache zu ermitteln. Wenn.
    Malenkow seufzte. »Wir sollten eine Abschiedszeremonie halten. Aber es war keine Zeit zu verlieren.«
    »Und vielleicht ist es nicht ratsam«, sagte Saul, »alle an einem Ort zu versammeln.«
    Carl dachte bei sich, daß Cruz kein

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