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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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den Schacht alle hundert Meter mit matten, gelblichgrünen Lichtinseln; er gebrauchte sie gewohnheitsmäßig zur Beurteilung seiner Geschwindigkeit, damit er nicht ein Tempo erreichte, das er nicht würde abbremsen können. Manche der Phosphorstreifen waren teilweise überzogen von den schleimigen grünen Algen, deren Gedeihen offenbar von der schwachen Wärmeentwicklung gefördert wurde.
    Er passierte horizontal abzweigende Stollen, 3B, 3C und 3D, aber aus ihnen drang das Geräusch nicht. Als er zu 3E kam, verlangsamte er, weil das Pfeifen lauter wurde und ein gleichmäßiger Luftzug ihn abwärts zu ziehen suchte. Er hatte immer eine Abneigung gegen gellende hohe Geräusche gehabt, und dieses war jetzt schrill und durchdringend. Er suchte die Wände nach einem Riß in der Isolierung ab, war aber in keiner Weise darauf vorbereitet, was er fand.
    Würmer! – Er war vollkommen perplex.
    Dunkelpurpurne Würmer, die sich schlangengleich wanden und im Luftstrom wiegten. Feucht, schlüpfrig, umringten sie den Stolleneingang, der nun einem lebenden Mund glich, der mit einem durchdringenden Winseln rief. Der Luftzug war hier so stark, daß er seufzte und rauschte und ihn zu den winkenden purpurnen Tentakeln hinzog, die sich wie die Fangarme einer riesigen Seeanemone begierig nach ihm auszustrecken schienen.
    Er stieß sich mit aller Kraft rückwärts ab und erreichte einen Handgriff an der Wand des Schachtes. Der Wind pfiff an ihm vorbei, riß ihm die Wollmütze vom Kopf und fuhr ihm durchs Haar, seine Werkzeugleinen wehten im Luftstrom. Das Geräusch war jetzt ohrenbetäubend, und er merkte, daß er sich davon nervös machen ließ. Er hatte so lange im Raum gearbeitet, daß er Stille erwartete und keine gewohnheitsmäßige Abwehr gegen mörderischen, erbarmungslosen Lärm hatte.
    Er öffnete seine Nottasche und zog einen aufblasbaren Helm heraus. Es dauerte ziemlich lange, bis er ihn auf den Halsring seines Anzugs geschraubt hatte. Die vorgeschriebenen Übungen waren seit langem vernachlässigt worden, und nicht nur von ihm.
    Er zog die Versiegelung der Druckluftflasche ab, und die Helmblase expandierte mit einem ermutigenden Zischen. Das gab eine gewisse Schallisolierung, aber nicht viel. Nicht genug.
    »Ein Leck in Schacht 3, Stollen E«, sendete er über den Notfällen vorbehaltenen Kanal. »3E, 3E. Sieht schlecht aus. Der ganze Bereich um die Stollenmündung ist aufgebrochen.«
    Eine Stimme fragte: »Kann man das Leck mit Sprühschaum abdichten? Wir haben welchen da.«
    »Ich bezweifle es. Etwas… etwas ist durchgebrochen. Es handelt sich nicht bloß um einen Riß.«
    Er biß sich auf die Lippe. Wie sollte er es beschreiben? Die anderen würden in ein paar Minuten da sein, aber der Schacht verlor Ströme von Luft.
    Die roten Würmer mußten durch eine Spalte gebrochen sein, die mit der Oberfläche in Verbindung stand.
    Er stieß sich ab und segelte quer durch den Schacht. Der Wind blies ihn mehrere Meter in der Längsrichtung, bevor er die andere Seite erreichte und an der Isolierung Halt fand. Dort blieb er hängen und beobachtete die Windungen und das Pulsieren des nächsten der purpurnen Würmer, die wie von Nässe glänzten.
    Der Wurm schwoll an, zog sich zusammen, schwoll wieder an, und jedesmal erweiterte er die Öffnung in der Isolierschicht und drang weiter in den Schacht ein. Der nächste war mindestens einen Meter lang und schob ständig mehr von seinem Körper nach, indem er den langsamen Wechsel von Anschwellen und Zusammenziehen beibehielt. Seine Mundöffnung glitzerte wie von feinen Kristallen.
    Carl sah, wie die Würmer sich gegen die algenartigen Schichten des Bewuchses innerhalb ihrer Reichweite drückten, und ihm wurde klar, daß sie es auf den grünen Schleim abgesehen hatten. Sie schienen ihn unmittelbar aufzunehmen. Sie weiden das Zeug ab! dachte er. Und saugen die Fäden aus der Luft.
    Um die Stollenmündung aus Aluminium und Stahl zählte Carl dreizehn von den Tieren. Er gab etwas Leine aus, und der kreischende Sturmwind blies ihn näher zu einem der augenlosen, schlüpfrigen Würmer.
    Carl biß die Zähne zusammen. Er atmete jetzt Luft aus der Sauerstoffflasche, hätte aber schwören mögen, daß er das Ding riechen könne – stickig und feucht, wie moderndes Laub.
    Er hakte den Laser-Schneidbrenner los, stellte ihn auf maximale Leistung und feuerte auf einen der Würmer. Der Strahl schnitt eine dünne rote Linie mittendurch – ohne nennenswerte Wirkung.
    Beim nächsten Versuch ließ er sich

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