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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Hände zu geraten, nachdem er in ihrem Hoheitsgebiet eine Rauferei ausgelöst hatte. Angehörige der Miliz hielten eine Gerichtsverhandlung gewöhnlich nicht für nötig, wenn Schlinge oder Schwert zur Hand waren.
    Der Trupp, der aus der entgegengesetzten Richtung auf den Lärm zumarschierte, wurde bezahlt, für Recht und Ordnung zu sorgen, doch die Neigungen der Männer dieses Trupps waren persönlicherer Art. Sie waren Standortsoldaten, und je schneller sie die Unruhe behoben, desto rascher konnten sie in ihre Kaserne zurückkehren, wo sie sich keine Sorgen wegen herabregnender Dachziegel und durch die Luft fliegender Ziegelsteine zu machen brauchten.
    Einer der Soldaten trug eine Laterne auf einem Stock. Ihr Glas war mit feinem Maschendraht geschützt. Bewaffnet waren die Soldaten mit Streitäxten, Hellebarden und kurzen Piken, und sie setzten die Stiefel so laut auf, daß sich nur der Schluß ziehen ließ, sie hofften, genügend einzuschüchtern, damit das Problem sich von selbst löste, ohne daß sie eingreifen mußten.
    Samlor war durchaus bereit, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Die Frage war nur, wie.
    Stern befand sich nicht auf der Straße und antwortete auch nicht. Er würde sie finden, und wenn er ganz Freistatt im Blut seiner Bewohner davonspülen müßte. Doch zunächst mußte er zusehen, daß er sich aus diesem Schlamassel absetzte, in das das Schicksal ihn ohne seine Schuld hineingezogen hatte.
    Warum hatte ihn dieser plumpe Fremde angegriffen. Warum hatte er ihn überhaupt angesprochen?
    Doch zuerst mußte Samlor ans Überleben denken.
    Er nahm den Dolch in die Rechte und tauchte in die nächste Gasse.
    Der Durchgang war etwa so breit wie seine Schultern, aber eine eisenbeschlagene Tür führte in das gegenüberliegende Haus. Samlor drückte beim Vorbeilaufen dagegen. Hätte sie sich geöffnet, wäre er in das Haus gesprungen und hätte sich mit den Bewohnern, oder wer sich sonst darin befand, befaßt, wie die Situation sich ergab.
    Aber wie erwartet, gab die Tür nicht nach.
    Die Gasse folgte einem Mauerknick, wo Samlor im Schankraum des Wilden Einhorns nur eine gerade Wand in Erinnerung hatte. Er drückte sich daran vorbei in tiefe Dunkelheit, bis jemand in der Schenke wieder eine Lampe anzündete.
    An dieser Seite der Wirtsstube befanden sich zwei Fensterschlitze. Einer war noch mit Weidengeflecht geschlossen, aber Licht im Innern hob das Rechteck des anderen ab, von dem das Geflecht weggerissen war.
    Aber das nutzte dem Karawanenmeister nichts, denn nicht einmal ein schmächtiger Erwachsener hätte sich hin durchzwängen können.
    Samlor öffnete den Mund, um zu rufen, doch das Kind inmitten von vier Männern schrie bereits: »Onkel Samlor!«
    Zwischen ihm und Stern waren drei Männer dicht beisammen in dem schmalen Durchgang, so daß die staubhelle Kleidung des Kindes nur ein Schimmer hinter ihren Beinen war. Die drei waren die jugendlichen Bandenmitglieder vom Tisch neben der Eingangstür. Auf der anderen Seite stand der vierte Mann, der hochgewachsen und vermummt war und Sterns Fluchtweg blockierte.
    Beleuchtet wurde der Durchgang nur durch den Hauch von Licht, der aus der Schenke fiel und von der schmutzigen Hauswand gegenüber zurückgeworfen wurde. Aber es genügte Samlor. Er zog das Schnappmesser aus seiner Scheide am Rücken unter seinem Kragen und hielt es so, daß die schmale Spitze zwischen dem Ring- und Mittelfinger seiner Linken hervorsah.
    Ehe der Karawanenmeister eingreifen konnte, trat der Vermummte an der zurückweichenden Stern vorbei und hielt dem Halunkentrio seinen Stab senkrecht entgegen. Entweder flatterte seine Kapuze leicht, oder eine winzige Gestalt hüpfte auf der Schulter des Vermummten herum.
    »Was wollt ihr mit diesem Kind?« fragte er scharf. »Hebt euch hinweg!«
    »He!« sagte das nächste Bürschchen. Er wich unsicher einen Schritt zurück und rempelte dabei einen Kameraden an.
    Der Stab glühte in einem blassen Blau, einer verschwommenen Farbe, die in der Luft zu hängen schien, als er zitterte. Das Gesicht unter der Kapuze verriet grimmige Entschlossenheit und nur mühsam beherrschte Furcht. Der Stab zitterte, weil der Fremde Angst hatte.
    Samlor hielt inne. Falls die Burschen aus Angst vor dem Mann mit dem Stab davonrannten, brauchte er selbst gar nicht einzugreifen.
    Er wußte nicht, was zu erwarten war. Er zog es vor, lieber selbst zu handeln - aber nicht im Augenblick. Für Stern bestand keine unmittelbare Gefahr mehr, also gab es keinen Grund, sich zu

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