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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Scheide des Messers war, das sie ersetzen sollte.
    So schob er sie statt dessen unter den Gürtel, wischte das Klappmesser ab und erhob sich mit dieser kleinen Waffe in der Rechten, während sein linker Arm Stern wieder hinter sich schob.
    »Wer seid Ihr, mein Freund?« wandte Samlor sich an den Fremden.
    »Ich heiße Khamwas«, antwortete der Magier mit kultivierter Stimme, die sich um Festigkeit bemühte. Der Zipfel seiner Kapuze mußte seiner Größe wohl mehrere Zoll hinzugefügt haben, denn jetzt war er zweifellos kleiner als der Karawanenmeister und obendrein viel schmächtiger. »Ich bin ein Fremder in Eurer Stadt.«
    Das Männchen ließ sich stumm wieder auf Khamwas’ Schulter blicken. Die winzigen Züge waren in dem schwachen Licht schwer zu erkennen, aber seine Haltung verriet Angst.
    »Hattet Ihr einen Freund in der Schenke?« Als Samlors rechter Daumen sich drehte, um auf die Wand des Wilden Einhorns zu deuten, wies die Spitze des Klappmessers auf Khamwas’ Augen. Zwischen diesem Mann und jenem, der im Wilden Einhorn gestorben war, gab es eine ethnische, wenn nicht gar eine größere Ähnlichkeit.
    »Ich kenne niemanden in dieser Stadt«, entgegnete Khamwas mit würdevoller Vorsicht. »Ich bin ein Gelehrter aus einem fernen Land und hierhergekommen, um einen Gefallen zu erbitten - von einem Mann namens Setios.«
    »Oheim, das ist.«, platzte Stern heraus, fing sich jedoch, noch ehe Samlors freie Hand abwinken konnte.
    »Ein Vogel, der zum Nest eines anderen fliegt«, zirpte das Männchen salbungsvoll, »wird eine Feder verlieren.«
    »Was, zur Hölle, ist das?« fragte der Karawanenmeister scharf und deutete mit dem rechten Zeigefinger auf das Männlein. Das Klappmesser folgte dem Finger scheinbar zufällig.
    Das Männchen keuchte und duckte sich erschrocken.
    Khamwas langte nach seiner rechten Schulter, als wolle er das winzige Geschöpf schützen, und streichelte es behutsam.
    »Er ist völlig harmlos, mein Herr«, versicherte ihm der Mann, der behauptete, Gelehrter zu sein. »Ich - als ich jünger war, müßt Ihr wissen - betete zu gewissen Mächten um Weisheit. Statt dessen sandten sie mir diesen kleinen Burschen. Er heißt Tjainufi.«
    Das Männchen warf einen finsteren Blick auf Khamwas, streckte jedoch den Arm aus, um die schützende Hand zu tätscheln. »Ein Narr, der mit einem Weisen gehen will«, sagte es, »ist eine Gans, die mit einem Schlachtermesser gehen will.«
    Samlor blinzelte. Er war verwirrt, doch das spielte wahrscheinlich keine Rolle, was von einem Dutzend anderen Dingen nicht gesagt werden konnte. »Dann kennt Ihr also meinen Namen?« fragte er wieder barsch, denn er war überzeugt, daß es zwischen Khamwas und dem toten Fremden in der Schenke eine Verbindung gab. Ein Zauberer, der jemandes Namen kannte, hatte damit den ersten Knoten in einem Seil der Macht, mit dem er ihn binden konnte.
    »Mein Herr, ich kenne niemanden in dieser Stadt«, wiederholte Khamwas. Er richtete sich auf, stützte den Stab vor sich auf das Pflaster und verschränkte die Hände um ihn. »Ich habe eine Tochter im Alter Eurer Nichte, deshalb versuchte ich ihr zu helfen, als sie in Schwierigkeiten zu sein schien.«
    Er hielt inne. Einen Augenblick lang glühte sein Stab wieder. Die Maserung des Holzes schien sich zu kräuseln, und ein leuchtender Dunst hüllte Khamwas’ Hände wie richtiger Nebel ein.
    Stern streckte die Hand an ihrem Onkel vorbei aus und berührte den Stab.
    Das Glühen schwand, als Khamwas zusammenzuckte, aber ein bläuliches Schimmern blieb beim Zurückziehen an den Fingern des Kindes haften. Samlor fluchte nicht, denn Worte hatten Macht, vor allem in solchen Augenblicken. Seine Linke strich über das Haar seiner Nichte, um ihr menschliche Wärme zu geben, wenn er schon nicht wußte, welche Hilfe das Kind brauchte.
    Falls Khamwas’ Spielerei ihr irgendwie geschadet hatte, würde er ihm seine eigene Leber, auf dem Dolch aufgespießt, zum Kosten geben.
    Stern kicherte, während beide Männer sie mit einer Angst beobachteten, die der Ungewißheit entsprang. Langsam öffnete sie die Finger, und das Glühen zwischen ihren Spitzen wuchs und erblaßte wie das Schimmern einer anschwellenden Seifenblase. Dann barst es, als wäre es nie gewesen.
    Khamwas stieß den Atem abrupt aus. »Mein Herr«, sagte er zu dem Karawanenmeister. »Es war mir nicht bewußt. Verzeiht, daß ich mich in Eure Angelegenheiten gemischt habe.«
    Tjainufi, der verschwunden war, als Stern Licht vom Stab pflückte, wedelte

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