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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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hat es, wenn man einen Kampf mit dem Messer gewinnt, denn falls dabei die eigene Waffe unbrauchbar wird, kann man sich der des Gegners bedienen. Des Cirdoniers Linke riß den Dolchgriff aus den schlaffen Fingern des Mannes, den er gerade getötet hatte, während sein rechter Arm nach hinten schwang, um seine Nichte an sich zu ziehen. Ein Wurfmesser strich an seinem Ärmel vorbei. Seine Spitze war zu stumpf, um sich in den Schanktisch zu bohren, gegen den es wie ein Armbrustbolzen prallte.
    Stern war nicht da. Samlor erhielt auch keinerlei Antwort, als er verzweifelt ihren Namen rief.
    An der anderen Seite der Wirtsstube krachte Stahl gegen Stahl, und orangefarbene Funken sprühten. Jemand außerhalb der Schenke schrie eine Warnung, doch ein mörderisches Handgemenge blockierte bereits die einzige Tür zur Straße.
    Es blieben die Tür zur Gasse auf der entgegengesetzten Seite der Schenke; die zum oberen Stockwerk führende Treppe - die Samlor in der Dunkelheit nicht sehen konnte, außerdem wäre der Versuch, dort hinaufzusteigen, wahrscheinlich ohnehin lebensgefährlich; und eine dritte Möglichkeit, die schneller und sicherer war als Gassentür und Treppe, obwohl auch sie im Grunde alles andere denn schnell oder sicher war.
    Samlor faßte die Leiche seines Opfers unter beiden Achselhöhlen und stürmte vorwärts, wobei er den Toten als Schild benutzte.
    Seine Nichte mochte noch in der Schankstube sein, aber er konnte sie in der Dunkelheit unmöglich finden, wenn sie nicht antwortete - oder vielleicht nicht imstande war, zu antworten. Stern war ein vernünftiges Mädchen, das vielleicht geschrien, aber bestimmt nicht aus Panik geschwiegen hätte, wenn Samlor nach ihr rief.
    Er befürchtete viel mehr, daß sie in dem Augenblick, als die Lichter ausgingen, zur Tür gerannt war und sich jetzt in den Händen von jemandem befand, der wußte, wieviel eine Jungfrau ihres Alters in diesem Höllenloch einbringen würde.
    Jemand streifte Samlor an der Seite und wich heulend zurück. Samlor setzte bei der Berührung seinen neuen Dolch nicht ein, denn Stern mochte immer noch in Reichweite seiner Klinge sein. Lieber ließ er sich selbst erstechen, als versehentlich diesen furchtbaren Fehler zu machen.
    Samlor trat auf ein ausgestrecktes Bein, das unter seinem Stiefel nachgab, aber nicht zuckte. Dann schlug die Leiche gegen das Weidengeflecht rechts von der Tür, und der Cirdonier setzte die ganze Kraft seines Rückens und seiner Schultern ein, um es hinaus auf die Straße zu drücken.
    Das Geflecht war morsch, und viele der Ruten splitterten bereits von den Holznägeln ab, mit denen sie am Rahmen befestigt waren. Trotzdem war das Geflecht noch widerstandsfähiger als dünne Holzläden, und Samlor spürte verärgert, wie es zurückschnellte.
    Schließlich gab jedoch der Rahmen nach, und die Leiche fiel mitsamt dem Weidengeflecht auf die Straße hinaus.
    Nebelschleier verbargen zwar Sterne und Mond, trotzdem genügte das Himmelslicht, daß Samlor die Fensteröffnung erkennen konnte. Er tauchte über die Fensterbank, hielt sich jedoch so tief wie möglich. Er hätte sich auch mit der freien Rechten aufstützen und darüber schwingen können, um mit den Füßen zu landen, statt mit der Schulter auf die Straße zu prallen.
    Doch hätte er das getan, würde sich das Messer, das dicht über ihm durch die Luft zischte, statt dessen zwischen seine Schulterblätter gebohrt haben. Genau wie Haie, die Blut gerochen haben, brauchen Raufbolde keinen Grund, um zu töten, lediglich eine Zielscheibe.
    »Stern!« brüllte der Karawanenmeister, als er aufschlug. Sein Umhang und die Schultermuskeln hatten den Fall bremsen müssen, denn seine Linke hielt den langen Dolch, von dem in den nächsten Augenblicken sein Überleben abhängen mochte.
    Die Tür zur Schenke neben Samlor war von zwei Männern blockiert: der größere hielt den kleineren und stach immer wieder auf ihn ein.
    Ein Wachmann war aus einer Tür ein Stück unterhalb an der Straße getreten. Die Laterne, die er hochhielt, beleuchtete keine Gestalten, dafür spiegelte sich ihr Licht schwankend im Metall in den Händen eines halben Dutzends Männer, die auf die Schenke zurannten.
    Samlor hatte gehört, daß aus allen paar Blocks der Altstadt Miliz zusammengestellt worden war. Sie unterschieden sich von den Straßenbanden durch ihre Entschlossenheit, für Ordnung zu sorgen und ihr Revier zu schützen - doch das bedeutete nicht, daß es für einen Außenstehenden ratsam war, ihnen in die

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