Im Herzen Des Lichts
sechzig goldene Reichstaler auf sein Konto eingezahlt hatte - jede Münze mit dem Kopf des ehemaligen Kaisers. Strick lächelte und nickte. Er wußte, von wem das Gold war, und er fragte sich, welchen Peis Kadakithis sonst noch bezahlen mußte.
Kurz danach folgte Hanse Stricks Bitte und besuchte ihn. Auf der Treppe begegnete er der jungen Lady Esaria, die auf dem Heimweg war. Sie erkannten einander nicht, weil sie überhaupt nichts voneinander wußten.
Irgendwo lächelte die Göttin Eshi.
»Hanse«, kam Strick sofort zur Sache, »ein Mann braucht deine Hilfe. Einer meiner Klienten hat einen Auftrag, den nur du ausführen kannst.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was du meinst«, sagte Hanse mit Unschuldsmiene.
Strick lächelte, wie von ihm erwartet wurde, aber flüchtig. »Eine Mauer, vielleicht auch noch eine, muß erklommen werden. In ein Haus und ein Gemach muß eingedrungen werden. Ein Gegenstand muß geholt werden.«
»Ah! Ich habe von dem Teufelskerl gehört, den dein Klient braucht. Soviel ich weiß, heißt er Nachtschatten.«
»Meinst du, daß er den Auftrag annehmen wird?«
»Wahrscheinlich. Allerdings arbeitet er normalerweise nur für sich selbst. Doch wenn die Bezahlung richtig ist.« Hanse machte eine beredte Pause. »Erzähl mir von dieser - Mission.«
»Die Bezahlung ist gut«, versicherte ihm Strick und erzählte ihm von der Mission.
»O nein! Kein Zauberer!«
»Hanse, nach deiner Erfahrung mit den ganz großen Häuptern da oben in Firaqa, wird dieser Nachwuchs überhaupt kein Problem für dich sein! Gewiß, er war Lehrling bei Markmor dem Erzmagier, aber Markmor hatte man schon tot aufgefunden, ehe ich hierherkam. Viele Zauberer sind gekommen und gegangen, Hanse.«
Hanse nickte. »Ich erinnere mich an den großen schlanken mit dem blauen Stern auf der Stirn. « (11)
»Lythande«, sagte Strick.
»Lythande! Was für ein seltsamer Name für einen Mann!« »Dieser Zauberer wird nicht zurückkommen, Hanse. Lythande kann diese Stadt nicht ausstehen und wird deshalb nie wieder hierherkommen!«
»Für einen Fremden, der erst ein paar Monate hier ist, weißt du eine Menge, Strick!«
Strick nickte. »Ja, ich mache es zu meiner Angelegenheit, so viel wie möglich zu erfahren. Jetzt ist auch Freistatt meine Angelegenheit. Und ich werde hierbleiben. Wir unterhielten uns gerade über einen Auftrag, bei dem es um einen Spitzbuben und einen gewissen Marype geht.«
»Vater Ils! Ich hasse Zauberei!«
Stricks Blick durchbohrte ihn. »Wenn du dann die Güte hättest, mich an einen mutigen Profi zu verweisen?«
»Bastard!« Der Fassadenkletterer seufzte abgrundtief. »Was hat dieser Zauberer, das du - besorgt haben möchtest?«
Strick streckte die Hand aus. Ein Ohrring schimmerte auf dem Handteller, der Anhänger war ein glänzender schwarzer Stein, in gutes Gold gefaßt. »Den zweiten des Paars. Er wurde dem Besitzer aus dem Ohrläppchen gerissen, und jetzt benutzt ihn dieser hinterhältige Magier, um ihm zu schaden.«
»Nadeesh«, murmelte Hanse und seufzte. Er nickte auffordernd.
Strick erzählte ihm ein wenig mehr. Unwillig nannte Hanse einen Preis, und zu seiner Verblüffung versuchte Strick nicht einmal zu handeln, sondern stand nur auf, drückte ihm den Ohrring in die Hand, forderte ihn auf, die Finger darum zu schließen und sich den anderen vorzustellen. Dann legte er leicht die Hände auf die Schultern des besten Fassadenkletterers von Freistatt.
»Gut. Jetzt wirst du ihn finden können, sobald du in seiner Nähe bist. Falls er sich in einem Behälter befindet, bring ihn darin mit. Das ist wichtig!«
Wieder seufzte Hanse. »Ein Zauberer! Ihr Götter, wie sehr ich Zauberei hasse!«
Strick blickte ihn nur an.
Der Jüngere stand auf. »Wird erledigt, Strick«, sagte Nachtschatten schließlich auf dem Weg zur Tür beiläufig.
Strick überraschte ihn mit dem üblichen Segen für einen Dieb. »Möge der nachtdunkle Mantel dich und dein Tun heute nacht bedecken.« Dabei dachte der Zauberwirker: Wie interessant! Er befindet sich in Begleitung einer Zauberkatze und trägt einen Dolch, der durch Zauber entstanden ist. Und da behauptet er, Zauberei zu hassen!
Hanse schlenderte durch seine Stadt. Er überlegte und versuchte, sich zu entspannen, wie er es vor einer wichtigen Kletterpartie gern tat. Er bemerkte Arbeiter beim Verputzen mehrerer Häuser und staunte, wie viele Fremde dafür hierhergeholt worden waren. Ihm entging auch nicht, wie geschickt ein Taschendieb am Werk war. Dann und wann
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