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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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brauchte nur den Geheimgang zu nehmen, der die Villa mit dem Freudenhaus Liliengarten verband. Sicher, er hatte so einen Plan mit Chollys Trockenkleber, doch den würde er ein andermal ausprobieren. In gehobener Stimmung betrat er das Wilde Einhorn und ließ sich ein Stück Käse und einen Apfel bringen. Eine ordentliche Mahlzeit würde er sich erst danach gönnen, falls sein Magen es zuließ. Er blieb eine Weile, und alte Bekannte stellten erstaunt fest, daß er höflicher war als früher und fast redselig. Er verließ ihre Gesellschaft gegen Sonnenuntergang und nahm eine Kanne Bier mit zu seinem neuen Zuhause, der Kammer im ersten Stock eines alten Hauses. Wunder freute sich über seine Heimkehr und mehr noch über das Bier. Er schlabberte es mit viel Genuß, während Hanse sich ausstreckte, um nachzudenken.
    Hinein komme ich ganz bestimmt mühelos. Aber was werde ich dort brauchen? Sein zufriedenes Lächeln schwand. Schon früher hatte er sich daran gewöhnt, sich nach Mignues Warnungen und Anweisungen zu richten.
    Angenommen, ich bin in der Villa, und dann stellt es sich heraus, daß ich einen braunen Krug mit Kreuzen hätte mitnehmen müssen, (13) oder einen Kupferkessel oder... »Pah!« sagte er laut, um diese ungewohnte Nervosität loszuwerden, die so uncharakteristisch für ihn war wie seine Leutseligkeit im Einhorn.
    Wunder, der sich die Barthaare putzte, schaute auf. »’rrau?«
    »Ich sagte, daß Katzen nicht rülpsen, du Nimmersatt!«
    Hanses Gedanken wanderten zu Nadeesh und dann zu Strick. Dieser Mann wird die Dinge ändern. Hat schon so allerlei geändert! Zweimal erschreckte er Wunder, weil er sich kurz aufsetzte und einen Wurf versuchte. Er hatte seinem Hauswirt nicht gesagt, weshalb er sich mit dem alten hölzernen Rad die Treppe zu seiner Kammer hochgeplagt hatte. Es war ein ungewöhnlich dickes Rad und nicht mit Nägeln, sondern Holzstiften zusammengefügt. Ohne Eisenband lehnte es als Zielscheibe an der Wand gegenüber dem Bett. Mit dem Wurfstern hatte er bereits mühelos die Nabe getroffen. Das schmale Messer aus der Scheide an seinem rechten Oberarm verfehlte sie um etwa einen Zoll.
    »Werde wohl alt«, murmelte er und schwang sich aus dem Bett, um beide Geschosse einzusammeln. Auf dem Rückweg zum Bett wirbelte er herum und warf. Das schmale, griff lose Messer steckte in der Nabe. Wunder war dieses hitzigen Unsinns müde, weshalb er auch Hanse ansprang.
    »Au! Du willst wohl meine Zielscheibe werden, Wunder, du verdammter Kater!«
    Etwa zwei Stunden später stand er wieder auf, zog sich ganz aus und schlüpfte in sein enges Schwarz, seine Arbeitskleidung.
    Wunder kannte sich mit diesem Ritual offenbar bereits aus, er sprang auf das Fensterbrett und blickte seinen Menschen an.
    »Du hast recht«, versicherte ihm Nachtschatten, der sich noch einmal vergewisserte, daß er die Tür zugesperrt hatte. »Auf diesem Weg verlassen wir heute das Haus.«
    Und sie taten es.
    Eine Stunde später waren sie mühelos in die Villa gelangt, die einst von einem gewissen Lastel/Eindaumen bewohnt gewesen war und in dem sich nun ein junger Magier eingenistet hatte, den man schon lange für tot hielt. Hanse war sicher, daß sie sich da täuschten, obwohl er inzwischen genügend Geschichten über die Legionen von wandelnden Toten gehört hatte, die während seiner Abwesenheit Freistatts Straßen unsicher gemacht hatten. Nein, Marype lebte. Essensreste in der Küche verrieten, daß hier gekocht worden war, und ein Bett im ersten Stock, daß jemand erst kürzlich darin gelegen hatte. Tatsächlich sah das Bett so aus, als habe Marype sich darin mit jemandem vergnügt. Im Schrank hing Oberkleidung, und in den Fächern lag Unterwasche, doch nicht von Lastels Größe. Hanse entdeckte auch hauchfeine schwarze Handschuhe, deren beide Daumen ein wenig ausgeweitet waren. Fast hätte er sie schon eingesteckt, doch dann entschied er sich im letzten Moment dagegen. Er würde nichts aus der Höhle eines Zauberers mitnehmen, von dem Eigentum eines anderen abgesehen, das zu holen er hier war. Er verließ das Schlafgemach, ohne dort weiter herumzusuchen, denn er erinnerte sich an die Worte des Zauberwirkers, daß er es wissen würde, wenn er sich Nadeeshs Ohrring näherte.
    Ein lebender Schatten huschte auf weichen Stiefelsohlen fast so lautlos wie Wunder über kostbare Teppiche und Läufer und blickte flüchtig in gut eingerichtete Gemächer. Manche wurden schon lange nicht mehr benützt, wie er auf den ersten Blick erkannte.

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