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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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über das Foreshortening den Kopf zerbrechen sollte? Vielleicht steuerten sie bereits auf das Limbo zu …
    Aber nein. Er glaubte nicht, dass es dazu käme.
    Seltsame und unvertraute Spannungen bauten sich in ihm auf. Einerseits fürchtete er das Foreshortening, dann wieder machte es ihm nichts aus. Seine Angst verringerte sich – oder wurde in andere Kanäle geleitet –, weil er nicht aufhören konnte, an dieses Mädchen, diese Frau, zu denken. Alo. Er hatte geglaubt, er sähe in ihr die Tochter, die Schwester, die er nie gehabt hatte. Doch andere Wege taten sich vor ihm auf, entfachten neue Gefühle – eine plötzliche Zuneigung, Lust, Verlegenheit, überlagert von einer namenlosen Furcht.
    Etwas in ihm sperrte sich gegen eine Beziehung mit einer so aufgeweckten und sarkastischen jungen Frau, die ihn stärker verletzten konnte als jedes andere weibliche Wesen, mit dem er es früher zu tun hatte. Die Anspannung, die Bangigkeit, das Verlangen durchfluteten ihn auf beängstigende Art und Weise. Das Mädchen war intelligent und tüchtig und nötigte ihm Respekt ab. Wieso störte dieses Empfinden sein seelisches Gleichgewicht und durchsetzte seine Leidenschaft mit einem diffusen Schmerz? Das körperliche Begehren, der emotionale Hunger, beide Gefühle schwärmten wie lebendige Elektronen durch seinen Geist, wie in einem magnetischen Kreis gefangen, und drohten letzten Endes in sich zusammenzubrechen wie ein Kollapsfeld.
    Kopfschüttelnd warf er seine Tasche neben LePiep auf die Koje. Die Ou-Ralot tapste die Bettkante entlang, stubste ihn mit der Nase an und versuchte, ihn mit tröstlichen Schwingungen zu beruhigen. Die Enge in seiner Brust ließ ihn kaum atmen. Leise hörte er, wie Alo in der Kabine nebenan mit Tiki sprach. Einen schnellen Entschluss fassend, zog er sich aus, trat in die Hygienezelle und drehte die Nebeldusche auf. Ein feiner Dampf sprühte aus den Armaturen, säuberte ihn, und nach einer Weile vermochte er sich zu entspannen. Lange trödelte er herum, bis er schließlich die Dusche abstellte und den Trockner aktivierte. Er fühlte sich viel besser.
    Als Panglor, seinen frischen Overall zurechtziehend, die Hygienezelle verließ, hockte Alo auf der Schlafkoje. Er vermied es, sie anzusehen, und machte sich an seiner Reisetasche zu schaffen. Nach einer Weile hob er den Blick. Alo starrte ihn aus dunklen, ernsten Augen an. Er schluckte unbehaglich. LePiep streichelte ihn mit Wellen der Vorfreude. »Na ja – es hat hingehauen. Ich glaube, jetzt kann nichts mehr passieren.« Abermals schaute er zur Seite.
    Alo nahm LePiep von ihrem Schoß und stand von der Koje auf. »Pangly«, begann sie in gedehntem Ton. »An wen hast du dabei gedacht?«
    Seine Kehle schnürte sich zusammen. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    Seufzend rückte sie dichter an ihn heran. Sie legte ihre Hände gegen seinen Brustkorb, drückte zu und hielt ihn fest. Das Gefühl war vertraut, erwärmte ihn und machte ihm Angst zugleich. Sie blickte auf seine Schulter. Auch in ihren Augen lag ein gespannter Ausdruck. »Du weißt ganz genau, wovon ich spreche.« Sie senkte kurz den Blick – er spürte ein Ziehen in seinen Lenden – dann schaute sie ihm wieder nervös ins Gesicht. »Pangly …«, begann sie, und er konnte nicht sagen, ob sie in einem neckenden oder beschwörenden Tonfall sprach. »Als wir durch das … als du … Ach, Pangly!« Ihre Stimme klang gequält, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »An wen hast du dabei gedacht?«, schrie sie ihn an.
    Zischend blies er einen Teil seines Atems aus; der Rest blieb in seiner Kehle stecken. Nervenenden sprühten wahllos Funken durch seinen Körper, er zappelte und sein Blick verschleierte sich. »Was sagtest du, wie alt du bist?«, ächzte er heiser.
    »Alt genug!«, versetzte sie keck und schmiegte ihr Gesicht gegen seine Brust. Sie umarmte ihn und presste ihre Brüste gegen seinen Bauch; dann richtete sie sich auf, küsste ihn und stöhnte leise. Er bemühte sich, die Anspannung in seinen Armen zu lockern. Sein Herz hämmerte. LePiep schnurrte sanft und machte dadurch alles leichter.
    Irgendwo in den Verästelungen seines Verstands traf er eine Entscheidung. Er schlang die Arme um Alo und drückte sie an sich, während sie ihn küsste; seine Instinkte wurden geweckt, und seine Erregung löste ihn aus seiner Starre. Streichelnd glitten seine Hände über Alo, dann hob er sie schwungvoll auf die Koje.
    Geraume Zeit später sah Alo mit strahlenden Augen auf ihn herunter und seufzte

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