Im Informationszeitalter
Material, noch die Algorithmen der Programme betrifft. Der Unterschied besteht darin, daß WIR unserem Computer die Aufgaben aufzwingen, wobei wir sie so programmieren, daß wir ein von UNS benötigtes Ergebnis erzielen. Die “Urcomputer” hingegen, die sich zu Billionen auf der Erdoberfläche und vielleicht zuerst nur in der Tiefe der heißen Thermen, Geysire und vulkanisch erwärmten Gewässer vermehrten, enthielten KEIN PROGRAMM. Es konnte ihnen ja niemand ein Programm aufzwingen, und das einzige “Programm” war für sie einfach eine offensichtliche Tatsache: Überleben konnten nur solche
Protoorganismen, die - durch Teilung - die nächsten Generationen in Gang setzen konnten, und diese nachkommenden Generationen haben sich nur sehr wenig von den Bakterienvorfahren unterschieden (Ich bitte zu berücksichtigen, daß ich nicht weiß, ob man jene Formen des “Urlebens” mit gutem Gewissen “Bakterien”, Prokaryonten, oder wie auch immer nennen darf, aber ich muß irgendeinen Namen für sie verwenden).
So also “gab es am Anfang mikromolekulare, sich selbst vervielfältigende Computer-Replikatoren”. Ganz sicher mußte eine riesige Mehrheit von ihnen umkommen, weil die Kunst der Replikation erst im Keim vorhanden war. Darüber hinaus haben wir keine blasse Ahnung, ob dieses Urleben mono- oder eher polyphylisch entstanden ist, d.h. ob es der Natur “gelungen ist”, nur einen “Standardtyp” der Vorbakterien zu generieren oder ob es auch möglicherweise mehr von diesen Typen gab und sie vielleicht miteinander um das Überleben wetteifern mußten.
Die Tatsache, daß gegenwärtig alle biochemischen Verbindungen ausschließlich linksdrehend sind,
scheint nahezulegen, daß anfangs (aber auch nicht mit Sicherheit) das “rechtsdrehende und linksdrehende Leben” entstanden ist, und daß in diesem Wettbewerb aus nicht nur schicksalsbedingten Gründen (aber ich kann hier auf diesen Problemzweig nicht weiter eingehen) das linksdrehende Leben gewann. In jedem Fall kann man mit dem “gesundem Menschenverstand” schließen, daß die biogenetischen Replikatoren zuerst ziemlich schlecht funktionierten, weil der Löwenanteil ihres Folgeprodukts “nichts taugte”, also nicht überlebte. Und dadurch war bereits in jenem frühesten Stadium die Guillotine, die die Fähigkeit zu überleben von der Unfähigkeit trennte, einfach die Vernichtung, weil das, was sich nicht so vermehren konnte, daß die minimalen Bedingungen der Anpassung an die Umwelt und an andere Urorganismen erfüllt waren, umkommen mußte. Das scheint selbstverständlich zu sein.
Die lange Vorbereitungsphase
An diesem Punkt stoßen wir, wie mir scheint, auf ein ziemlich geheimnisvolles Hindernis, das bewirkt, daß wir das Leben “in der Retorte” allein immer noch nicht erzeugen (synthetisieren) können. Das Hindernis sehe ich in den MILLIARDEN VON JAHREN der unaufhörlichen Replikation, in der endlosen Existenz ausschließlich elementarer und gleichzeitig solcher Formen, die damals NOCH nicht über die kleinste Kreationspotential verfügten, das über ihr “existentielles Aussprossungsminimum” hinausging. Das ist - scheint mir - ziemlich fatal, und eine
Bestätigung meiner Befürchtungen, die ich in der Summa Technologiae vor dreißig Jahren ausgesprochen habe: Es mußte erste die gigantisch lange, für die Menschen unvorstellbare Latenzzeit des Lebens vergehen, bevor aus dem Urleben der Vorbakterien der ganze Linnaeus-Baum der Arten hervorgehen konnte. Bereits aus den paläontologischen Protocodes, die sich aus den versteinerten Überresten erkennen lassen, wissen wir, daß das TEMPO der späteren Stämme, Ordnungen und Arten immer schneller wurde, wohingegen die
“Vorbereitungsphase” - die Milliarden Jahre dauernde Lehrzeit des Lebens auf der Erde - am längsten war. Aber als einmal “der Schöpfungsmotor ansprang”, steigerte sich das Entstehungstempo von immer neuen Arten, bis es das Maximum der Geschwindigkeit erst vor ungefähr einer Million von Jahren erreichte: als es den denkenden Mensch hervorbrachte.
In diesem Bild bleiben jedoch viele Unbekannte. Man darf in ihm bereits die ungeheuer schweren Mühen dieser force brute erblicken, die durch Millionen von Jahren aufs Geratewohl nichts außer der Minimalaufgabe des ÜBERLEBENS in Gang setzen konnte. Das Überleben allein war damals so ein schwieriges und riskantes Werk, daß von sämtlichen Lebensformen, die es irgendwann auf der Erde
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