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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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km/h fahren könnte, würden alle Fahrgäste, wie man verkündete, den Verstand verlieren. Irgendwie wurde das gesetzliche Verbot aufgehoben - und wenn Menschen auch heute (wie in Kiew in Bezug auf “das Ende der Welt”) verrückt werden, dann ist das eine ganz andere Geschichte…
    Evolution als Parallelcomputer
    Stanislaw Lem 04.03.1997
    Noch wissen wir nicht, wie das Leben entstand. Bis die ersten Mikroorganismen entstanden, die wir kennen, war eine ungeheuer lange Zeit des Experimentierens notwendig. Stanislaw Lem schlägt in seinem Beitrag vor, die Evolution des Lebens unter dem Bild eines massiv parallel arbeitenden Computers zu verstehen, und er zieht daraus überraschende Konsequenzen.
    Der Ursprung des Lebens
    In einem Artikel mit dem Titel “Die Rechenleistung des Lebens” habe ich kurz und vereinfacht eine Methode dargestellt, um zur Lösung von mathematischen Aufgaben, die bei einem normalen Computer eine riesige Berechnungszeit erfordern, kurze Nucleotidsequenzen heranzuziehen. Im dargestellten Fall ging es um eine Aufgabe aus dem Bereich der Graphentheorie: um das Herausfinden des kürzesten Weges zwischen einer großen Anzahl von Scheitelpunkten. Die unerwartet von Adelman entdeckte Rechenleistung entsteht dadurch, daß zur “Attacke” auf die gestellte Aufgabe eine beträchtliche Anzahl von Oligonucleotid-Abschnitten eingesetzt werden, die durch Polymerase vermehrt werden: im Endeffekt entsteht eine sehr große Anzahl von Einheiten, die gleichzeitig mit der Aufgabe beschäftigt sind, und zum Schluß erhalten wir eine solche Einheit, die die Lösung der Aufgabe beinhaltet (deren Struktur die Lösung der Aufgabe IST).
    Weil die Aufgaben, die Adelman den Nukleotiden stellte, nicht unmittelbar zum Bereich der Biologie gehören und eher den Zweig einer ziemlich schwierigen mathematischen Theorie der Rekurrenzfunktionen darstellen (nicht direkt, aber ich kann hier nicht ausführlicher werden), habe ich dieses Phänomen der Anwendung einer force brute in der Lösungsphase (gewissermaßen in Form eines “flüssigen Parallelcomputers”) als MODELL betrachtet, das NICHT für eine direkte Anwendung oder auch Übertragung auf die elementaren biogenetischen Prozesse geeignet ist. Nichtsdestoweniger kann man SCHON jetzt, auch wenn nicht ohne Risiko, einen Ansatz zu entwickeln versuchen, der zumindest in einer gegenwärtig noch ziemlich vagen Weise zeigt (in der sich aber die “Lösung des Evolutionsproblems” zu verbergen scheint), was, wie und weswegen das Leben auf der Erde entstand, bevor die kambrische Explosion der Vielzeller nach einer mehrere Milliarden von Jahren dauernden Stagnation des Lebens stattfand.
    Die frühesten Lebensanfänge werden heute vor dreieinhalb oder vier Milliarden Jahren angesetzt. Dieses auf Protobakterien beschränkte Leben “explodierte” dann in einem für die Geologie sehr kurzem Zeitraum vor knapp achthundert Millionen Jahren in der kambrischen Evolution. Zuerst wurden die Ozeane und dann auch die Kontinente durch das Leben besiedelt, das sich in Pflanzen und Tiere auftrennte.
Replikation
Der Gang der Anthropogenese
Der Verstand als Steuermann
Elend aus Überfluss
Das Internet und die Medizin
Die Progression des Bösen
Stanislaw Lem
2.1.1. Die integrative Position
3.2. Kirche und Welt: Der regressive Ansatz
5.2. Die Wiedergeburt der Politik
7.3. Kulturkritik durch Geschichte, Zukunft und fiktive Welten

Replikation
    Der Beginn des Lebens selbst scheint uns weiterhin unbekannt zu bleiben. Ein unabdingbares “Minimum” waren sicherlich irgendwie entstandene Replikatoren, also solche Verbindungen von organischen Molekülen in der Lösungsphase, die die Fähigkeit der
    Selbstreproduktion erworben haben. Replikation bedeutet in der Biologie die Entstehung von lebendigen Organismen aus Elternorganismen. Diese Voraussetzung der Replikation, also der Vermehrung, mußte anfangs erfüllt sein. Und auf die Frage, wie dies geschah, besitzen wir keine auf Experimenten (nicht einmal auf Simulationen) basierende Antwort. Wir müssen demnach diese früheste Lebensäußerung als gegeben voraussetzen. Meine weiteren Ausführungen werden sich auf die Andeutung beschränken, weswegen das Leben in seiner erst entstandenen Form “nichts außer sich selbst” erschaffen konnte.
    Erfindungen
    An dieser Stelle erlaube ich mir eine Anmerkung, die uns zwar dem biologischen Problem nicht unmittelbar näher bringt, die aber zumindest vor Augen führt, wie viele Produkte, die von uns nur für

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