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Im Informationszeitalter

Im Informationszeitalter

Titel: Im Informationszeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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eigene Erfindungen oder auch für ausschließlich durch die Menschen gezogene Folgerungen aus wissenschaftlichen Entdeckungen gehalten werden, bereits Millionen von Jahren vor dem Auftritt des Menschen auf der Erde entstanden sind.
    Als nämlich die ersten Generationen von Atomreaktoren auf der Grundlage der Spaltung (unter dem Einfluß von Neutronen) des Urans (U 235) entstanden sind, herrschte die Überzeugung, daß es auf unserem Planeten VOR der Ingangsetzung der ersten Kettenreaktion der Kernspaltung solche “natürliche Reaktoren” nicht geben konnte. Erst etwas später wurde aber so ein durch die Kräfte der Natur geschaffener “Reaktor” in Afrika entdeckt, der ohne jeden Zweifel funktionierte und die Umwelt über Hunderttausende von Jahren radioaktiv beheizte (gegenwärtig ist er radioaktiv “tot”). Dieses Beispiel zeigt, wie vorsichtig wir mit der Behauptung sein sollten, daß wir Menschen uns irgend etwas, gleich ob es ein “Atommeiler” oder ein “Computer” ist, ausgedacht oder zum ersten Mal in der Welt konstruiert haben.
    Annähernd, aber leider nur annähernd, weiß man, daß die ursprüngliche Erdatmosphäre sauerstoffrei war, daß es in ihr viel Kohlendioxid und Methan gab, und daß das Leben aller Wahrscheinlichkeit nach (so nimmt man HEUTE an) in heißen Quellen entstand, weil es in höchstem Grad unwahrscheinlich und fast unmöglich wäre, daß das kaum entstandene Leben, bestehend aus in “Hyperzyklen” verbundene Molekülen (das Modell stammt von Manfred Eigen), schon die Sonnenenergie zu assimilieren vermochte. Wie man weiß, können dies Pflanzen dank des Chlorophylls, und vor den Pflanzen konnten dies bereits Algen. Aber der Prozeß, die Quanten der Sonnenstrahlung aufzufangen, ist so subtil konstruiert, daß es, wie ich meine, wahrscheinlicher wäre, auf der Oberfläche eines toten Planeten, z.B. auf dem Mars, ein Auto zu entdecken, das sich “irgendwie selbst aus einem Eisenerzlager herauskristallisiert hat”.
    Die Photosynthese konnte, anders gesagt, am Anfang der Biogenese nicht erfunden werden. Das Leben hat sich aber nach unserem unvollkommenen Wissen, das voller blinder Flecken ist, “selbst geschaffen”, und deswegen mußte ihm auch in seiner Anfangsetappe dieser raffinierter Mechanismus, den die Pflanzen in der Photosynthese verwenden, vorenthalten bleiben. Auch diese Bemerkung ist nur teilweise nebensächlich, weil sie indirekt zeigt, daß die Entstehung des biogenetischen Präludiums sich nicht “auf einmal” und von Anfang an in den fortschreitenden Formen ereignen konnte, die dem
    Leben, das uns umgibt und das in uns selbst seinen Ausdruck gefunden hat, gleichen.
    Die Sonne hatte am Anfang oder an der Schwelle der Biogenese eine ca. 10 bis 20% geringere Strahlungskraft als gegenwärtig. Deswegen mußte die Erde “irgendwie” beheizt werden, andernfalls nämlich hätte sie einen mächtigen Gletschermantel steinhart gefrieren lassen müssen. Was diese Erde vor vier Milliarden Jahren außer dem Sonnenlicht erwärmte, weiß man nicht mit Sicherheit, weil auch hier gegenwärtig Streitigkeiten toben, in denen Hypothesen und Alternativhypothesen aufeinanderprallen. Ich bin gleichwohl gezwungen einfach anzunehmen, daß die Oberfläche des bereits mit einer Kruste versehenen Planeten so erstarrt ist, daß große Gewässer entstanden sind und “irgendwie” so temperiert wurden, daß sie den biogenetischen Prolog ermöglichten. Zu dieser Zeit müssen die ersten Replikatoren entstanden sein. Ob sie ihre Nachkommen dank irgendeinem Vorläufer des Nucleotidencodes erzeugten oder auch nur wegen irgendeiner einfachen Struktur, die Replikationen überhaupt ermöglichte, weiß man nicht.
    Ich halte es für angebracht, die Dimensionen unserer gelehrten Unwissenheit hervorzuheben, damit es nicht so aussieht, als würde ich hier auf einen Schlag “alles” erklären wollen. Dank der Entdeckung der Rechenleistung, die potentiell in den Nucleotiden schlummern, haben wir aber bereits einen Zugang zum Geheimnis ihres späteren Evolutionserfolges, denn Adelmans Oligonucleotide funktionieren wie ein Parallelcomputer oder, besser, wie eine riesige Anzahl (vielleicht mit einer trillionenfachen Kapazität) einzelner molekularer “Nanocomputer”, von denen JEDER “auf eigene Faust” arbeitet und eine ÄHNLICHE Aufgabe zu lösen hat.
    Programm Überleben
    Man muß unbedingt den Hauptunterschied zwischen den molekularen Autoreplikatoren und unserem Computer erwähnen, der weder das

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