Im Interesse der Nation
nur noch die Hoffnung, daß der Journalist Rune Janssons Namen nicht nannte oder andeutete, wer sich da verplappert hatte.
»Uns sind im Moment die Hände gebunden, weil wir eine Spur zu irgendwelchen verdammten Agenten gefunden haben… Nein, schwedischen Agenten… Ja, wir dürfen die nicht vernehmen, dürfen nicht mal ihre Namen erfahren… unter Hinweis auf die Sicherheit des Reiches, ja… Doch, es ist absolut wahr, aber du darfst um Himmels willen nicht sagen, daß ich das gesagt habe…«
Etwa so. Mehr hatte er nicht gesagt, jedoch sicher mehr als genug. Zum Schluß hatte er nur noch ins Telefon gehaucht, und anschließend hatte die Presse zwei Tage lang die Polizei verdächtigt.
Vielleicht würde die Publizität den Säpo-Leuten in Stockholm trotz allem Beine machen, damit sie kein Gras über die Geschichte wachsen ließen. Vielleicht war es eine Dummheit, die am Ende doch etwas Gutes bringt, überlegte Rune Jansson. Doch dann kam er zu dem Schluß, daß es wohl eher eine Dummheit gewesen war, und damit war der glänzende Anfang des Tages endgültig zerstört.
Im übrigen standen die Ermittlungen still. Man hatte sämtliche denkbaren Möglichkeiten abgegrast, nur diese Verbindung zu dieser Spionagehöhle nicht, oder was immer das sein mochte.
Folglich würde Rune Jansson noch einen Arbeitstag nur damit verbringen, Dinge zu prüfen, die geprüft werden mußten, damit es auf seinem Schreibtisch etwas aufgeräumter aussah. Das Problem war nur, daß der ohnehin fast leer war. Wenn der Mörder nicht bei Hamilton Data System AB arbeitete, würde man ihn wohl nie fassen, zumindest nicht aufgrund der Fahndungsarbeit.
Doch vielleicht sollten wir uns zumindest der Form halber in Stockholm über dieses lächerliche Vernehmungsprotokoll beschweren, dachte Rune Jansson. Er erhob sich mühsam und ging mit langsamen Schritten, den Brief der Reichspolizeiführung in der Hand, zum Polizeidirektor.
Etwa um die gleiche Zeit fand sich Sektionschef Henrik P. Näslund von Büro B der Sicherheitsabteilung oben bei Samuel Ulfsson im Generalstab ein. Er hatte versprechen müssen, sich kurz zu fassen, da Ulfsson einige sehr wichtige und eilige Tagesarbeiten erwähnt hatte.
Der Kapitän zur See empfing ihn in Uniform und bat ihn, sich am anderen Ende des langen braunen Konferenztischs zu setzen.
»Sei so lieb und laß alle überflüssigen Details weg, wir haben hier alle Hände voll zu tun«, sagte Samuel Ulfsson, als Näslund sich gesetzt hatte. Henrik P. Näslund fühlte sich ein wenig unsicher und zog nachdenklich einen Stahlkamm durchs Haar, bevor er anfing. Das war eine üble Angewohnheit, die ihm schon so zur zweiten Natur geworden war, daß er sie gar nicht mehr wahrnahm; er bemerkte nicht einmal, wie der Marineoffizier erstaunt die Nase kraus zog.
»Gut«, sagte Näslund, »ich komme gleich zur Sache, wenn es eilig ist. Was zum Teufel treibt ihr hier eigentlich, liquidiert ihr Leute, oder was tut ihr?«
Samuel Ulfsson besaß eine vorzügliche Selbstdisziplin. Der Mann, der ihm gegenüber saß, trat auf wie ein Irrer und sah auch so aus, war aber doch der wichtigste Entscheidungsträger beim zivilen Sicherheitsdienst des Landes. Polizei, dachte Ulfsson verächtlich und mit einem inneren Tonfall, den er seinem erfahrensten und wichtigsten Untergebenen abgelauscht hatte. Doch laut sagte er etwas völlig anderes.
»Ich verstehe die Frage nicht. Kannst du so nett sein, dich etwas deutlicher auszudrücken?«
»Hamilton«, erwiderte Näslund verbissen.
»Ja, wie ihr wißt, ist Hamilton neuerdings bei uns angestellt. Und?«
»Dieser Mord in Norrköping, ist der auf Befehl verübt worden? Ist das irgendeine Operation von euch? Oder eine Privatangelegenheit?«
Samuel Ulfsson spürte, daß seine Selbstbeherrschung auf eine schwere Probe gestellt wurde. Er überlegte, ob er die Wache rufen sollte, um diesen Irren hinauswerfen zu lassen, sah aber schnell ein, daß dies letztlich einige unnötige und zeitraubende Konsequenzen haben könnte. Er kramte eine Ultima Blend aus der Tasche, um vor seiner Antwort eine Denkpause zu bekommen und um normal und beherrscht sprechen zu können.
»Ich weiß nicht, wo du deine Vorstellungen von nachrichtendienstlicher Tätigkeit her hast, Näslund, aber sollte die Frage tatsächlich ernst gemeint sein, lautet die Antwort selbstverständlich nein. Und jetzt, finde ich, solltest du dich etwas näher erklären.«
Samuel Ulfsson zog energisch, vielleicht ein wenig zu energisch, an seiner
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