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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Stuhl, auf dem der Sicherheitspolizist gesessen hatte. Auf dem Sitz waren Schuppen zu sehen, und im Raum hing ein Geruch, mochte er auch eingebildet sein.
    Diese Mordermittlung war peinlich, aber sie verschwand jetzt schnell aus dem Kopf des Kapitäns zur See, was normalerweise wohl nicht der Fall gewesen wäre. Von normalen Verhältnissen konnte momentan jedoch keine Rede sein - man war von der Normalität weiter entfernt als jemals zuvor.
    Im übrigen entsprach es den Tatsachen, daß Hamilton in den nächsten Tagen mit ungeheuer wichtigen Aufgaben befaßt sein würde, und überdies mußte er gleich kommen.
    Hoffentlich begegnen sie sich nicht in der Eingangshalle, dachte der Chef des militärischen Nachrichtendiensts, als er zu seinem Panzerschrank ging, um ein paar militärische Seekarten und einen streng geheimen Bericht hervorzuholen. Dieser enthielt eine Zusammenfassung dessen, was einige Vernehmer auf einer Schäre in der Nähe der Insel Värmdö bislang herausgefunden hatten. Es war das bemerkenswerteste Dokument, das Samuel Ulfsson je in der Hand gehalten hatte.
    Hamilton erschien auf die Sekunde pünktlich.
    »Setz dich, Hamilton. Laß uns erst zwei Details erledigen, bevor ich zur Sache komme«, grüßte Samuel Ulfsson steif und erwartete, daß Hamilton sich unter der Europakarte hinsetzen würde. Der junge Kollege sah blaß und angespannt aus, und dabei wußte er noch nicht, was auf ihn zukam.
    »Zunächst geht es um diesen, sagen wir, erweiterten Bericht über die Vorfälle während des Fluges AF 129. Der Alte sagte mir, du würdest ihn mitbringen. Hast du ihn bei dir?« fragte Samuel Ulfsson gehetzt.
    »Ja, Sir! Verzeihung, ich meine, ja, Kapitän«, erwiderte Carl. Seine reflexhafte Äußerung machte ihn verlegen. Der Grund dafür war wohl die Tatsache, daß der Nachrichtenchef Uniform trug.
    Carl reichte ihm einen maschinegeschriebenen Bericht, den Samuel Ulfsson beiseite schob, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    »Das war das eine. Das zweite betrifft die Polizei, die draußen nach dir fahndet. Wir haben ihr ein kurzes und, soviel ich weiß, ziemlich förmliches Verhör in drei oder vier Tagen genehmigt. Ist dir das recht?«
    »Ja«, erwiderte Carl, während sein Blick im Raum umherwanderte. Samuel Ulfssons Formulierung ließ vermuten, daß der Alte sich mit seiner Ansicht durchgesetzt hatte.
    »Gut. Dann komme ich zur Sache. Ich habe heute morgen einen zusammenfassenden Bericht über deine amerikanische Ausbildung gelesen. Du besitzt also die sogenannte SEAL-Qualifikation?«
    »Sea and airborne launched, ja, das stimmt. Es dauert zwei Jahre, diese Schwingen zu bekommen.«
    »Du würdest nicht zögern, einen Tauchauftrag zu akzeptieren?«
    »Kommt darauf an.«
    »Ich meine, aus technischen Gründen.«
    »Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Worum, geht es?«
    Carl sah dem Gesicht seines Vorgesetzten an, daß es nicht gerade darum gehen würde, in einem der Stockholmer Gewässer nach gestohlenen Fahrrädern zu suchen. Folglich ahnte er einen Zusammenhang mit Gennadij Alexandrowitsch, der plötzlich wieder in seiner Erinnerung auftauchte; ein Mann, den zu vergessen er sich fast autosuggestiv gezwungen hatte.
    »Also, die Sache sieht so aus…«, begann Samuel Ulfsson, blieb dann aber plötzlich stecken. Er zündete sich trotz seiner Vorsätze, es zu lassen, eine Zigarette an. Dann nahm er erneut Anlauf. Er sprach langsam und deutlich, ohne jedes Zögern in der Stimme.
    »Hör zu. Die Vernehmungsgruppe meldet über die Gespräche mit unserem geschätzten Freund Koskow, daß es auf unserem Territorium gegenwärtig drei sowjetische Basen gibt. Hier in den Schären von Stockholm. Die Station Apraksin, die Station Bodisko und die Station Tschitschagow. Sie sind Nachschub und Bunkerstationen für Unterwasserfahrzeuge und Ausgangspunkte eventuell geplanter Sonderaktionen im Zusammenhang mit Überraschungsangriffen.«
    »Spetsnaz«, sagte Carl, ohne sich die Überraschung allzusehr anmerken zu lassen. »Mit anderen Worten: Sie wohnen schon hier. Das verkürzt unleugbar ihren Aufmarschweg.«
    »Wie kannst du das wissen?«
    »Ich habe es nicht gewußt, aber in unseren Kreisen ist das keine ganz ungewöhnliche Theorie. Wie sicher wissen wir Bescheid? Und kennen wir die Positionen?«
    Samuel Ulfsson fuhr mit der Handfläche über den Bericht auf dem Schreibtisch.
    »Die Sache ist nicht ganz unkompliziert. Wir haben eine der Positionen. Für die zweitälteste Station, Apraksin, haben wir sie mit exakten

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