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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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seinem Handgelenk drehte sich unerbittlich weiter. Er mußte einige Male innehalten und die Zähne zusammenbeißen, um nicht in Panik zu geraten und darauf zu achten, daß er das Rautenmuster nicht verlor.
    Er bediente sich beider Hände, um sich über den Meeresboden weiterzutasten. Der Grund bestand aus groben, von Tang und Seegras überwachsenen Steinen, und darunter befand sich meist Sand, der mit einer schlammartigen Substanz vermischt war. Von Zeit zu Zeit bekam Carl Gegenstände in die Hände, Überbleibsel über Bord geworfenen Mülls von Generationen von Seglern.
    Plötzlich verlor er den Kontakt mit dem Boden. Er war offenbar an eine Senke gelangt und mußte noch ein paar Meter tiefer gehen, bevor er wieder Bodenberührung bekam. Hier war der Grund erstaunlich glatt; kein Tang, keine großen Steine, fast wie ein Weg.
    Er hielt inne und dachte nach. Warum war die Vertiefung hinter ihm wie eine Wand gewesen, vollkommen senkrecht?
    Er drehte sich vorsichtig um die eigene Achse, schwamm eineinhalb Meter weiter und stieß mit der Hand direkt gegen eine Wand.
    Er ließ die Hand behutsam über die Wand gleiten. Es war Metall, Metall mit Nieten. Er war offenkundig da.
    Er tastete sich Dezimeter um Dezimeter an der Wand weiter, beginnend am Boden und dann von einer Seite zur anderen. An der Ecke begann eine neue Wand im rechten Winkel, und darauf entdeckte Carl ein paar starke Ausbuchtungen. Das mußte der Eingang sein.
    Den Angaben zufolge, die er erhalten hatte, sollte die Höhe vier Meter betragen.
    Carl zog sich an dem Eingang hoch, den Blick auf den Tiefenmesser gerichtet, bis vier Meter erreicht waren.
    Dann fand er das Dach. Es ragte ein paar Dezimeter über den Eingang hinaus und ließ sich mit den Händen umfassen. Etwa zweieinhalb Zentimeter dickes Panzerblech, überzogen mit einer Gummihaut wie bei manchen U-Booten, um Sonar-Kontakte zu erschweren oder undeutlich zu machen. Auf einer glatten stählernen Oberfläche prallt jeder Laut allzu schnell und hart ab.
    Er hatte also den Eingang gefunden. Die Dimensionen waren so, wie er erwartet hatte. Jetzt blieb noch die Frage, wie viele Segmente man zusammengefügt hatte, wie lang die Basis also war.
    Carl ergriff das vorstehende Dach und orientierte sich so, daß er im rechten Winkel zur Dachkante lag. Dann warf er einen prüfenden Blick auf seine Instrumente und begann, sich vorsichtig über das Dach zu bewegen.
    Es war fast völlig mit Kies und Steinen bedeckt, und er mußte so behutsam vorgehen, wie es ihm überhaupt möglich war, um keinen Lärm zu machen.
    Wenn er gegen einen der Steine stieß, würde man es dort unten hören. Und dort befanden sich Menschen.
    Carl beschloß, dem Dach nicht allzuviel Zeit zu widmen. An drei Stellen stieß er die Hand hinunter und erhielt zwei von drei möglichen Kontakten mit dem Gummibelag. Als er zum anderen Ende kam, hörte er zum erstenmal Laute. Er konnte die schwachen Geräusche nicht deuten, aber eins davon hörte sich wie ein leises Motorengeräusch an.
    Plötzlich hörte er eine laute Lachsalve.
    Sie mußten weniger als zwei Meter unter ihm gelacht haben.
    Durch eine normale Druckkammer, wie sie U-Boote besitzen, hätte er nichts gehört. Die Männer dort unten hatten also nur zweieinhalb Zentimeter Stahlblech zwischen sich und dem Tod. Sie waren überhaupt nicht darauf eingestellt, daß man sie angreifen könnte.
    Ihr Lachen beleidigte ihn ohne Grund. Als hätten sie über ihn gelacht, was ja total unwahrscheinlich war. Doch es bedeutete, daß sie ihn nicht entdeckt hatten, daß sie nicht mit aktiven Sonaren arbeiteten, zumindest nicht im Augenblick.
    Carl sah erneut auf die Uhr und erkannte, daß er weitermachen mußte. Um ein Haar hätte er sich verrechnet und den zweiten Eingang verpaßt, denn auch der war eine deutlich spürbare Tür in einem Abstand von dem anderen Eingang, den Carl auf fast fünfzig Meter berechnete. Sechs mal acht ist achtundvierzig, folglich bestand die Station Apraksin aus acht Segmenten. Sechs Meter lang und vier Meter hoch, in Leningrad erbaut, zur Hälfte oder zu drei Vierteln mit Wasser gefüllt einzeln und unter Wasser durch die gesamte Finnland-Fahrrinne herbugsiert, an Ort und Stelle zusammengefügt und dann im Verlauf von zehn Jahren mit Druckluft ausgeblasen, Segment um Segment.
    Carl hielt sich an der gummiverkleideten Dachkante fest und versuchte seine Orientierungsversuche zu rekonstruieren. Er versuchte sich zu erinnern, wie lange er gebraucht und wie viele Rhomben er

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