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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Arbeit. Von unserem Standpunkt aus ist es jedoch von einiger Bedeutung, die Vernehmungen Koskows zu Ende zu führen, damit wir die dritte Position erfahren. Und wenn wir es vom politischen Blickwinkel aus betrachten, dürfte es Ihre Verhandlungsposition nur stärken, wenn Ihnen nachweislich alle drei Anlagen bekannt sind.«
    »O ja, gewiß«, sagte der Ministerpräsident. »Natürlich ist es besser, drei Positionen zu kennen als nur zwei, doch wir dürfen wohl davon ausgehen, daß den Russen unbekannt ist, in welcher Klemme wir uns befinden, was diese dritte Basis angeht. Und wenn ich Sie recht verstanden habe, so bedeutet das, was Sie ein Abschließen der Verhöre nennen, daß Sie eine fremde Großmacht in die Sache hineinziehen? Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt«, gab der Oberbefehlshaber ohne Umschweife zu.
    »Nach dem Aufenthalt hier in Schweden gedenkt Koskow sich in die USA zu begeben, und dabei werden wir natürlich in gewissem Umfang helfen, ich meine, bei den rein praktischen Vorbereitungen. So wie wir es sehen, wäre das der beste Zeitpunkt für diplomatische Initiativen.«
    »Wenn die Herren sich um Ihre Küstenkorvetten kümmern wollen, übernehmen wir die Diplomatie. Umgekehrt wäre es nicht so gut, wenn wir mal davon absehen, daß es auch gegen das Grundgesetz verstieße«, betonte Peter Sorman scharf. Und wie er vermutet hatte, wurde der Oberbefehlshaber bei der Nennung des Grundgesetzes sichtlich weich.
    »Sind schon irgendwelche bewaffneten Aktionen vorbereitet worden?« stieß der Ministerpräsident nach, um die Offensive der Politiker fortzuführen.
    »Es gibt mehrere denkbare Möglichkeiten, bewaffnet gegen die Einrichtungen vorzugehen, und natürlich haben wir auch die Möglichkeit, sie einfach auszubuddeln, um es mal so zu sagen«, erwiderte der Oberbefehlshaber sanft.
    »Wie soll das zugehen, sie ausbuddeln?« fragte der Ministerpräsident mit einem plötzlichen Anflug von Neugier in den Augen.
    »Nun ja«, sagte der Oberbefehlshaber. »Wir können die gesamte Region abriegeln, Kräne und Bergungsschiffe hinschicken und eine der Anlagen hochheben, als wäre es ein havariertes U-Boot etwa. Sie mit anderen Worten der Allgemeinheit zur Schau stellen.«
    »Also der Öffentlichkeit preisgeben«, warf Peter Sorman ein.
    »Ja, das könnte man sagen. Deswegen glauben wir auch nicht so sehr an diese Alternative«, fuhr der Oberbefehlshaber mit sichtlich beherrschter Ruhe fort. »Im übrigen stellen wir uns eher eine chirurgische Operation vor, also einen schnellen Ablauf ohne jede Öffentlichkeit. Wir könnten etwa ein präzise angegebenes Gebiet mit Wasserbomben belegen.«
    »Das würde Verluste von Menschenleben bedeuten«, sagte der Ministerpräsident. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja. Wenn sich noch Personal in den Anlagen befindet und man sie mit Wasserbomben belegt, dürfte das vermutlich der Effekt sein, ja«, erwiderte der Oberbefehlshaber in dem gleichen beherrschten und ruhigen Tonfall wie zuvor.
    »Das kommt vorläufig nicht in Frage. Das ist ein ausdrücklicher Befehl der Regierung, und ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt«, sagte der Ministerpräsident mit etwas mehr Schärfe in der Stimme.
    Die beiden Militärs nickten zum Zeichen, daß sie verstanden hatten.
    »Erwägen Sie womöglich, Koskow den Russen auszuliefern?« fragte plötzlich der Generalstabschef. Alle Anwesenden schienen gleichermaßen unangenehm berührt auf den unpassenden Einwurf des anwesenden Nicht-Eingeladenen zu reagieren. Doch die Frage war gestellt.
    »Wissen Sie, welche Anklagen die sowjetische Regierung gegen Koskow erheben kann?« fragte Peter Sorman, als hätte er die Absicht, das Thema zu wechseln.
    »Nein, außer Landesverrat, was inzwischen wohl sachlich gerechtfertigt sein dürfte. Aber gedenken Sie ihn an die Russen auszuliefern?« entgegnete der Generalstabschef, der sich offenbar entschlossen hatte, als Gewissen der Nation aufzutreten. Doch Peter Sorman ließ sich nicht irremachen. Als er antwortete, durchbohrte er den Generalstabschef mit seinem kühlen, wasserblauen Blick.
    »Es lassen sich natürlich einige Verbrechen denken, die an und für sich nicht zu politischem Asyl berechtigen. Vielleicht hat er Schwarzmarktgeschäfte gemacht, vielleicht spielt Korruption eine Rolle, was weiß ich. Was uns betrifft, gilt nur eins: Wir müssen die Angelegenheit außerordentlich korrekt behandeln. Man könnte meinen, daß wir im Moment die Oberhand haben, aber gerade deshalb

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