Im Interesse der Nation
richtig gehandelt zu haben. Entweder hatte man in Kaliningrad nicht begriffen, was hier geschah, oder der Entscheidungsprozeß hatte mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten. Beim dritten Ziel würde es natürlich keine Rolle spielen, ob hinterher ein Notsender funktionierte oder nicht. Obwohl man ihn mitnehmen konnte, und sei es nur, um aufzuräumen. Es werde auf jeden Fall einige merkwürdige Zeitungsmeldungen geben, falls man den Sender ein paar Tage später bei Vaxholm finde, meinte Carl. Joar Lundwall wandte ein, daß dieser Notsender sich nach dem Funksignal vermutlich selbst versenkte. Satelliten schliefen ja nicht, was die einmal registriert hatten, ging nicht mehr verloren.
Genau. Unter diesen Umständen mußten sie fast zwangsläufig bei Ziel Nummer 3 mit irgendeiner Form von Alarmbereitschaft rechnen.
Zwanzig Minuten später schaukelte ein einsames, mit einer Persenning abgedecktes Schlauchboot in der Abenddämmerung vor einer verlassenen, kahlen Schäre draußen im Trälhavet. Im Schlauchboot lagen ein Transportsack des Typs, den die Marinetaucher der schwedischen Küstenjäger verwenden. Der Sack enthielt Zivilkleidung und persönliche Habseligkeiten sowie - was möglicherweise mehr Aufsehen erregen würde - sechs Handfeuerwaffen verschiedener ausländischer Fabrikate.
In fünf Meter Tiefe schwammen die drei schwarzgekleideten Taucher mit einem hellblauen Kinderschlitten im Schlepptau.
Carl hatte die Spitze übernommen, als würde er sich besser »auskennen«, weil er das Ziel schon einmal erkundet hatte. Das war natürlich eher ein Gefühl als Wirklichkeit. Für die Konzentration der Männer war es jedoch gut, sich in den Aufgaben abzuwechseln. Jetzt schwamm Joar Lundwall als letzter und war damit für den Schlitten und seine allmähliche Gewichtsverringerung zuständig. Åke Stålhandske schwamm auf der leichtesten Position in der Mitte - sie war zumindest für das Gehirn die leichteste. Für die Muskeln dagegen war es recht ermüdend, daß immer wieder entweder von vorn oder von hinten an der Handleine gezerrt wurde.
Als Carl zu seiner kurzen Orientierung an die Oberfläche kam, schien ihm die untergehende Sonne in die Augen. So mußte er sich etwas mehr Zeit nehmen als berechnet, bevor er wieder tauchte und den anderen mitteilte, sie lägen exakt auf Kurs, die Abdrift sei gleich Null, da die Strömung von hinten komme; sie würden bis zum Ziel zwei Minuten weniger brauchen als berechnet; ferner habe er in der Nähe ein Boot gesehen, und es bestehe die Gefahr, daß ihn jemand entdeckt habe.
Carl bemühte sich, sich voll und ganz auf die Orientierung zu konzentrieren, konnte aber nicht verhindern, daß im Hinterkopf andere Gedanken rotierten. Was würde geschehen, wenn jemand mitten im Trälhavet den Kopf eines Tauchers gesehen hatte? Wie war die Alarmbereitschaft in Vaxholm? War es möglich, daß irgendein Boot auslief und sie suchte?
Als die Instrumente unerbittlich mitteilten, es sei Zeit, nach unten zu tauchen, signalisierte Carl das mit nur einem Ruck, da die anderen inzwischen genau wissen mußten, was zu tun war und wann und weshalb.
Der Taucheranzug preßte sich erneut gegen seinen Körper, um die Hoden herum wurde es ziemlich schmerzhaft. Er konnte dagegen kaum mehr tun, als die Zähne zusammenzubeißen, um den Schmerz zu unterdrücken. Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, nicht an Tempo zu verlieren, da dies die Orientierung beeinflussen würde.
Als er mit einer Hand Grundberührung bekam, hörte er einen schwachen, surrenden Laut. Er kam vermutlich aus dem Inneren der Station, war bei der Orientierung jedoch keine Hilfe, da sich unmöglich ausmachen ließ, aus welcher Richtung er kam.
Carl teilte den anderen mit, sie sollten eine Linie bilden, um mit der Suche zu beginnen, doch kurz darauf schon stieß er mit der Hand auf ein bekanntes Material. Sie waren direkt vor dem Ziel.
Er teilte den anderen die Position mit, worauf sie nach einer Kante suchten, die sie zu einem der Eingänge führen würde. Es dauerte lächerlich lange, und Carl fürchtete fast schon ein Scheitern der Mission.
Schließlich gab einer der anderen durch einen Ruck an der Handleine das ersehnte Signal. Sie begannen zum drittenmal mit dem Anbringen der Sprengladungen. Ohne sich dessen bewußt zu werden, arbeiteten sie jetzt hektischer und nachlässiger und machten bei einer Gelegenheit sogar gehörigen Lärm. Dann noch ein lautes Geräusch, das in der Station zu hören sein mußte.
Sie hatten keine
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