Im Interesse der Nation
waren.
Der Kommandant verzichtete auf weitere Fragen. Taucher haben einen Spezialistenjob, der unter Marineoffizieren recht hohes Ansehen genießt, und welche geheimen Messungen hier auch vorgenommen wurden, so waren sie sicher von Bedeutung. Offiziere sind dazu erzogen, keine unnötigen Fragen zu stellen, und von nun an hatte der Kommandant nur den Auftrag, die Taucher so schnell wie möglich zu einer bestimmten Position zu bringen. Genau das tat er auch, ohne seine Gedanken in Spekulationen ausufern zu lassen. Er folgte einem persönlichen Befehl des Flottillenchefs. Das war alles.
Die drei Taucher standen stumm da und wärmten sich die Hände an den weißen Kunststoffbechern mit dem heißen Kaffee. Es hatte den Anschein, als hinge jeder von ihnen eigenen Gedanken nach, doch in Wahrheit dachten sie alle an das gleiche, nämlich an Ziel Nummer 2 . An nichts anderes. Außer Ziel Nummer 2 hatten sie in ihren Köpfen alles ausgelöscht.
Die Nachmittagssonne wurde allmählich rot und warf schon lange Schatten, als der Lenkwaffenträger plötzlich langsamer wurde und im Leerlauf auf eine bestimmte Landzunge zuhielt.
Jetzt wiederholten die Taucher die gleiche Routine wie zuvor. Sie schlossen einander die schwarzen Reißverschlüsse, kauerten sich hin, preßten Luft aus den Taucheranzügen und rückten die Gummihaut um die Gesichter herum zurecht. Dann gaben sie dem Kommandanten die Hand, gingen zum Heck und überwachten, wie ihr Schlauchboot behutsam ins Wasser gehievt wurde. Sie kletterten nacheinander hinunter, stiegen ins Schlauchboot und schoben es vom Schiffsrumpf weg. Sie starteten den Motor und verschwanden hinter der Landzunge, wobei sie zum Abschied durch ein Winken zu erkennen gaben, es sei alles in Ordnung. Der Lenkwaffenträger zog mit aufjaulenden Turbinen davon und nahm Kurs direkt nach Süden.
Die drei Männer zogen das Schlauchboot unter ein paar Erlenzweige, die ins Wasser hingen, und kehrten wie auf Kommando wieder zu ihrer stummen Kommunikation zurück. Sie wiederholten in etwa die gleiche Prozedur wie vor dem ersten Angriff. Als das nahegelegene Zielgebiet erkundet war - diesmal von Joar Lundwall -, zogen sie einen ihrer blauen Schlitten sowie ihre Aggregate aus dem Schlauchboot, das sie dann mit der Persenning abdeckten. Åke Stålhandske bugsierte es etwa fünfzehn Meter aufs Wasser hinaus und vertäute es mit einem Karabinerhaken an einer freien weißen Boje, die jemand den Winter über im Wasser gelassen hatte. Etwa hundert Meter entfernt ragte eine flache Landzunge ins Meer, die sich als Landeplatz für den Hubschrauber eignete. Alles stimmte mit den Erkundungen von Åke Stålhandske und Joar Lundwall überein.
Sie wollten gerade ihre Körper vom Stickstoff befreien, als Joar Lundwall plötzlich etwas einfiel. Er durchbrach die lautlose Kommunikation mit einer Frage, die zu diskutieren keine Zeit geblieben war.
»Es war eine Notboje, nicht wahr? Mit Sender?« fragte er, und Carl nickte stumm.
»Rufen sie um Hilfe?« wollte Åke Stålhandske wissen und unterbrach abrupt seine Vorbereitungen.
»Wir müssen davon ausgehen, daß es wie in U-Booten funktioniert«, sagte Carl geschäftsmäßig. »Die Notboje treibt automatisch nach oben und beginnt, im Fall einer unerwarteten Katastrophe, ein allgemeines Notsignal zu senden. Es geht per Satellit zum Direktorat für kosmischen Nachrichtendienst in Moskau, von dort wird es nach Kaliningrad weiterbefördert, und dort denken sie wohl schon darüber nach, was zum Teufel hier passiert ist. Im schlimmsten Fall können sie auf Langwelle eine Warnung an unsere beiden anderen Ziele übermitteln. Wir werden es bald wissen.«
Damit begann Carl, seinen Körper vom Stickstoff zu befreien, und die anderen taten es ihm nach kurzem Zögern nach. Für Grübeleien war es jetzt zu spät. Die Operation hatte begonnen. Jetzt war Eile geboten und nichts sonst.
Die drei Männer gingen vorsichtig ins Wasser, öffneten die Ventile oben auf den Kopfhauben und halfen einander beim Überstreifen der Schwimmflossen. Sie ermittelten den Kompaßkurs und schwammen los.
Inzwischen war es schon in fünf Metern Tiefe dunkel, doch für die Orientierung spielte das keine Rolle.
Gennadij Alexandrowitsch Koskow saß mit seinen zwei schwedischen Vernehmern bei Tisch. Der Speisezettel war nicht sehr abwechslungsreich, da sie selbst kochen mußten. Koskow hatte nur sehr langsam seine Skepsis gegen die riskanten Sicherheitsmängel und die primitiven Arbeitsverhältnisse überwunden.
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