Im Interesse der Nation
ein Detail, das nicht nach einer Falle aussah.
Dann kehrte der Ägypter in Gesellschaft eines älteren Mannes zurück, der eine dicke Brille trug.
»Herzlich willkommen. Was möchten Sie haben, Tee oder Kaffee, Mister?« fragte der ältere Mann.
Carl blieb zögernd an der Tür stehen.
»Ich sollte Ihnen doch helfen, einen Brief zu lesen«, sagte er zögernd.
»Aber natürlich, natürlich, ich habe den Brief hier. Was wollen Sie haben, vielleicht etwas Parfüm für Ihre Frau? Wir haben die besten Parfüms Ägyptens, viel, viel billiger als in Europa. Übrigens importieren die französischen Parfümhäuser ihre Rohstoffe aus Ägypten. Wußten Sie das? Ja, so ist es, denn die Parfümherstellung ist in Ägypten eine uralte Kunst. Hier, nehmen Sie die hier, riechen Sie mal, Mister, ist es nicht wunderbar…«
Der ältere Mann kam mit einer kleinen Flasche, die eine lila Flüssigkeit enthielt und die er gerade geöffnet hatte, auf Carl zu. Dieser hob automatisch die Lederjacke mit der Pistole und legte den Finger an den Abzug. Dann streckte er kurz das Gesicht vor und tat, als würde er riechen. Doch, tatsächlich, es schien wirklich Parfüm zu sein.
Der Mann mit der Brille entdeckte jedoch einen eigenartigen Ausdruck in Carls Blick und zog sich sofort zu seinen Regalen zurück.
»Wir haben natürlich auch noch völlig andere Düfte, mehr als zweitausend, unter denen Sie wählen können, alles eigene Herstellung«, sagte der Ladenbesitzer, nachdem er seine Fassung wiedergewonnen hatte.
»Der Brief«, fauchte Carl. »Wo ist der Brief?«
»Ach ja, der Brief«, sagte der Ladenbesitzer und wühlte in einer Schublade unter dem Ladentresen, während Carl die unter der Lederjacke verborgene Pistole auf ihn richtete. Aus dem Augenwinkel beobachtete Carl seinen Begleiter, der sich auf einen Hocker gesetzt hatte und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
»Hier ist er«, erwiderte der Ladenbesitzer und kam mit einem Brief voller Schmutzflecken auf Carl zu, der das Schreiben mit der ausgestreckten linken Hand in Empfang nahm. Er faltete den Brief auseinander, behielt die Pistole aber in Schußposition.
Der Brief schien schon durch viele Hände gegangen zu sein. Er war vor mehr als zwei Jahren datiert und auf holländisch geschrieben. Überdies war das Datum irgendwann einmal geändert worden.
»Das hier ist Holländisch, ich kann kein Holländisch lesen«, sagte Carl unsicher.
Bei diesen Worten erging sich der Ladenbesitzer in einen Strom von Verwünschungen gegen den Mann, der Carl hergelockt hatte.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Carl begriff. Er lachte laut auf, sicherte die Pistole, steckte sie wieder in den Hosenbund, zog sich die Lederjacke an, nahm seine Tüten an sich und ging, während der Ladenbesitzer seinen Bauernfänger verfluchte.
Als Carl wieder vor dem Botschaftsgebäude stand, war es verschlossen. Als er klingelte, erschien niemand, um zu öffnen. Er warf einen Seitenblick zu den Sicherheitswachen im Schilderhäuschen an der Straßenecke, aber die wirkten gleichgültig und uninteressiert. Carl stellte schnell seine Tüten auf die Erde, zog sein Kombi-Instrument aus der Tasche, das wie ein Schweizer Armeetaschenmesser aussah, und da das schmiedeeiserne Tor ein denkbar einfaches Schloß hatte, ein schwedisches Patentschloß, das an keine Alarmanlage angeschlossen war, öffnete er es so schnell, als hätte er den Schlüssel dazu. Dann sammelte er seine Tüten ein, trat das Portal mit einem Fußtritt wieder zu und ging zur Botschaftsküche im Erdgeschoß.
Eine Viertelstunde später balancierte er ein überladenes Tablett mit Kaffee und Frühstück sowie den übrigen Einkäufen zum Obergeschoß der Botschaftswohnung. Alles schien ruhig und normal zu sein. Carl ging in sein Zimmer und holte etwas, was die meisten Zollbeamten als Taschenrechner angesehen hätten, ging zur Tür des Vizeadmirals und drückte das Instrument am Plastiksprengstoff fest.
»Guten Morgen, Herr Vizeadmiral. Ich bin’s. Ich komme jetzt rein«, rief er, als er den Code eingab, der die Sprengladung auf der anderen Türseite entschärfte. Er hob das Tablett vom Fußboden auf, ging ins Zimmer und servierte dem Russen das Frühstück. Es war Viertel vor acht Uhr morgens. Fünfundzwanzig Minuten später hatten sich Botschafter Rickfors und seine widerwilligen Helfer unten im Garten eingefunden und die Gartenmöbel zu etwa dem gleichen Platz am Nil geschleppt, an dem die gestrige Unterhaltung stattgefunden hatte.
Carl erzählte seine
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