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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Warnung für das übrige Botschaftspersonal sein. Niemand darf sich der Tür des Vizeadmirals nähern, denn ich werde dort eine Sprengladung anbringen, die jeden tötet oder verwundet, der sie öffnet.«
    Carl schob einen maschinengeschriebenen Text über den Gartentisch und fuhr fort: »Ferner müssen die Dinge auf dieser Liste schon morgen früh erledigt werden. Es ist eine Bestelliste für Flugtickets. Von Samstag an müssen auf meinen und den falschen schwedischen Namen des Vizeadmirals bei einer großen Zahl von Fluggesellschaften Plätze gebucht werden. Die Tickets müssen bar bezahlt werden, und die Mittel für diese Transaktion, staatliche Gelder, die später nach der Einlösung der nicht verbrauchten Tickets abgerechnet werden, übergebe ich Ihnen hiermit zu treuen Händen.« Damit überreichte Carl dem verblüfften Botschaftssekretär ein Bündel Dollarscheine.
    Das Visum müsse besorgt werden, sobald der falsche Paß fertiggestellt sei. Anschließend müsse die Botschaft sowohl seinen Paß wie den des Russen mit französischen Touristenvisa stempeln lassen. Das bedeute jedoch keineswegs, daß die Flucht über Frankreich erfolgen werde, doch unglücklicherweise sei Frankreich das einzige Land Westeuropas, das sich vor Terroristen zu schützen meine, indem es von Schweden, Finnen, Isländern und Österreichern Visa verlange.
    Dann die Kleiderfrage. Die Größe von Göran Larsson scheine der des Russen einigermaßen zu entsprechen. Also ein passender grauer schwedischer Anzug. »Ist es dir möglich, den schon morgen möglichst diskret ändern zu lassen?«
    Göran Larsson druckste herum. Zunächst war er besorgt, er könne den Anzug nicht ersetzt bekommen. Außerdem sei jetzt Freitagabend, und nach schwedischem Dienstreglement habe er am Samstag frei. Er habe sogar geplant, mit seiner Familie einen Ausflug auf die Insel im Nil zu machen, auf der früher der sogenannte Nilometer gewesen sei, der den Wasserstand des Nils angezeigt habe. Ja, das sei natürlich vor der Flußregulierung und dem Bau des Assuan-Staudamms gewesen. Doch die Insel sei ein beliebtes Ausflugziel, er habe sich schon mit dem italienischen Botschaftssekretär verabredet, und die Familien wollten gemeinsam fahren. Könne man mit diesen Dingen nicht bis Montag warten?
    Carl verschränkte die Hände und zählte nicht nur bis zehn, sondern etwas weiter. Trotz des Rauschens der Palmen auf dem Grundstück, trotz des fünfzehn Meter entfernten Nils, trotz der Tatsache, daß Schweden sich in einer Art Kriegssituation befand, sollten natürlich Freizeit und gewerkschaftliche Regeln schwerer wiegen. Carl beschloß, das Problem behutsam und mit Geduld anzugehen.
    Er erbot sich, die Überstunden mit steuerfreien Geldmitteln des Militärs zu bezahlen. Der zerstörte Anzug solle zweifach vergütet werden. Auch das mit steuerfreien Geldern. Was das Soziale angehe, sei es natürlich bedauerlich, wenn die nette Verabredung ins Wasser falle, aber das hätte auch bei schlechtem Wetter so sein können, zumindest um diese Jahreszeit, denn das Frühjahrsklima sei doch in Ägypten etwas unzuverlässig.
    Göran Larsson gab sich jedoch noch immer nicht geschlagen, und Carl haßte ihn in diesem Moment. Er erschrak zutiefst, als er sich bei dem Wunsch ertappte, den Diplomatenlümmel körperlich zu mißhandeln. Doch der Botschafter kam ihm unerwartet zu Hilfe.
    »Ich glaube doch, hm, daß wir mit Rücksicht auf die Bedeutung, die zumindest der Generalstab dieser Angelegenheit beimißt, gewisse private Ungelegenheiten in Kauf nehmen sollten«, brummelte der Botschafter, während er auf den Nil hinausblickte.
    Göran Larsson nahm es höchst widerwillig auf sich, am folgenden Morgen zu einem Schneider zu gehen, um einen seiner Anzüge nach Carls Wünschen ändern zu lassen.
    Carl erklärte, ein Foto Koskows werde er selbst besorgen. Da in der Botschaft keine Kopien hergestellt werden könnten, müsse er das Bild von Gennadij Alexandrowitsch Koskow woanders kopieren lassen.
    Also, wenn Herr Larsson so freundlich sein wolle, einen seiner Anzüge zu holen und sich morgen früh um 8 Uhr einzufinden, damit der Anzug geändert werden könne?
    Carl formulierte den letzten Satz als direkten Befehl, und der Botschaftssekretär suchte den Blick des Botschafters einzufangen, um für eine eventuelle Weigerung Unterstützung zu erhalten. Doch der Botschafter blickte starr auf den Nil hinaus. Und als dieses Signal noch immer nicht klar genug zu sein schien, entließ er Larsson mit

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