Im Interesse der Nation
Doch Carl setzte seinen Willen durch. Die beiden anderen Männer fuhren mit je einem Wagen los und verließen die Botschaft im Abstand von einer Viertelstunde. Carl ging nach einer weiteren Viertelstunde.
Er ging ein paar Straßenblocks zu Fuß und nahm ein Taxi nach Midan Tahrir. Im Wagen fragte er nach einem Fotogeschäft. Er wolle ein paar Bilder machen lassen. Der Taxifahrer behauptete, einen Vetter zu haben, der ein solches Geschäft besitze, wenn auch in einem anderen Teil der Stadt. Carl bestand darauf, daß es ein Laden in der Nähe von Midan Tahrir sein müsse, und mit Hilfe eines zusätzlichen Geldscheins erinnerte sich der Fahrer plötzlich, daß er auch in diesem Viertel einen Vetter mit einem Fotogeschäft hatte.
In einer der Nebenstraßen in der Nähe des Midan Tahrir fanden sie das Fotostudio »Nofretete« mit Hochzeitsfotos im Schaufenster. Carl bat den Fahrer, draußen zu warten. Er ging hinein und stellte sich als Beamter der amerikanischen Botschaft vor. Er erklärte, er brauche sofort ein Paßbild, und wenn es gleich zu machen sei, werde er hundert Dollar bezahlen. Wie sich zeigte, war es auf der Stelle möglich. Carl überwachte den Kopiervorgang in der Dunkelkammer persönlich. Er erhielt vier verschiedene Paßfotos von Nils Emil Svensson-Koskow sowie die Negative und ging zu dem wartenden Taxi hinaus, das er zur amerikanischen Botschaft beorderte. Dort stieg er aus und zahlte mit einem Fünfzig-Dollar-Schein. Der Fahrer war über alle Maßen entzückt. Carl tat, als beträte er das Botschaftsgebäude, während das Taxi in dem lärmenden Verkehrsgewimmel verschwand.
Dann ging Carl sofort einige Straßenblocks weiter und nahm ein neues Taxi, das ihn zur schwedischen Botschaft fuhr. Diesmal bezahlte er mit eher normaler Freigebigkeit. Das Ganze hatte weniger als eine Stunde gedauert.
Er sprintete auf sein Zimmer, wühlte den Stempel der Stockholmer Polizei aus dem Koffer, machte den Paß fertig und suchte dann den Botschafter auf, der sich sofort auf den Weg machte.
Carl fiel plötzlich ein, daß er sich am Morgen nicht rasiert hatte, und holte das Versäumte in seinem Zimmer nach. Dann klopfte er bei dem Vizeadmiral an, der einen nervösen und etwas verwüsteten Eindruck machte.
»Mein junger Herr Korvettenkapitän! Wenn Sie die Freundlichkeit haben wollen, mich über die Lage aufzuklären?« befahl der russische Gast mit kaum wahrnehmbarem Autoritätsverlust in der Stimme.
»Selbstverständlich, Herr Vizeadmiral«, erwiderte Carl und machte gleichzeitig eine fragende Geste zu dem säuberlich gemachten Bett hin, auf das er sich setzen wollte. Die Erlaubnis wurde ihm mit einer ungeduldigen, ausholenden Geste erteilt.
»Die Lage ist wie folgt«, fuhr Carl fort und setzte sich, »im Augenblick sind wir dabei, Ihnen Kleidung, Reisedokumente und Flugtickets zu besorgen. Die ägyptischen Behörden haben nämlich verlangt, daß wir beide das Land mit einem Flugzeug verlassen. Die schwedische Regierung hat diese Bedingung akzeptiert. Die Ägypter behaupten, bis zu unserem Abflug für unsere Sicherheit sorgen zu wollen. Es kann sein, daß es noch ein paar Schwierigkeiten gibt, so daß wir vermutlich erst am Dienstag oder Mittwoch abfliegen können.«
Nachdem Carl dieses gesagt hatte, hielt er dem Russen einen handgeschriebenen Zettel vor die Augen. Darauf stand mit großen, deutlichen Buchstaben: SONNTAG oder MONTAG. Als sein Gast nickte und zu verstehen gab, er habe gelesen und begriffen, nahm Carl den Zettel wieder an sich.
»Hier in der Botschaft werden nur Sie und ich wissen, wann der Flug stattfindet, sonst niemand. Haben Sie das verstanden, Herr Vizeadmiral?«
Der Russe nickte kaum merklich. Er schien kurz nachzudenken.
»Und was ist mit den Flugtickets?« wandte er ein.
»Richtig gedacht, Herr Vizeadmiral. Das Botschaftspersonal ist gerade unterwegs, uns für zehn verschiedene Flüge Tickets zu besorgen. Verschiedene Tage und verschiedene Fluggesellschaften. Sie verstehen, nach unserem Abflug werden etliche Tickets übrigbleiben.«
»Sehr gut, junger Herr Korvettenkapitän, sehr gut«, lächelte der Russe, wurde aber gleich wieder unruhig.
»Die Ägypter wollen für unsere Sicherheit sorgen? Glauben Sie daran?«
fragte er.
»Ja, es liegt eine gewisse Logik darin, daß sie hier in Kairo keine Auseinandersetzung zwischen Ihren Landsleuten und uns haben wollen, aber trotzdem würde ich ihrer Zusicherung kein übertriebenes Zutrauen schenken.«
»Und dann befinden wir uns in einem
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